Allerheiligen, Allerseelen, Totensonntag, Volkstrauertag – alles Tage, an denen der verstorbenen Familienmitgliedern und denen, die in zwei schrecklicen Weltkriegen ihr Leben gelassen haben, gedacht werden soll. Ich erinnere mich an meine frühe Kindheit. Mit meinen Eltern und Großeltern pilgerten wir an die Gräber der verblichenen Familienmitglieder und legten da Blumen auf die Gräber. Ich höchstselbstpersönlich kannte die Herrschaften gar nicht, als Kind musste ich natürlich mit. Mit Trauermine standen Eltern und Großeltern dann da in stillem Gedenken nachdem das Blumenarrangemant auf dem Grab drapiert worden war.
Inzwischen sind fast alle der mir bekannten Familienmitglieder eingekuhlt, einzig meine Mutter hat sie alle überlebt. Und glaubt mir, mich zieht es nicht zu unserem Familiengrab, in welchem auch die Urne mit den sterblichen Überresten meines Vaters eingegraben wurde. Es gibt viele kleine Begebenheiten im täglichen Leben, in denen die Erinnerung wach wird. Ich brauche dafür keine speziellen Gedenktage. Und schon gar nicht würde ich irgendwelche vorgefertigten Moosgestecke auf das Grab legen. Eine buntbepflanzte Blumenschale oder ein Blumenstrauß ist doch viel persönlicher und gibt einen bunten Fleck im traurigen November.
Viel schöner als zur Schau gestellte Betroffenheit und Trauermine finde ich das, was die Mexicaner machen. Gar lustig geht es zu. Es gibt Musik, die Gräber werden bunt geschmückt, es wird gegessen, getrunken und gesungen. Nun ja, es wäre etwas merkwürdig, wenn ich mit meiner ungeübten und Mutter mit ihrer dünnen Stimme vor dem Familiengrab stehen und irgenwas lustiges singen würden. Einen Schnaps könnten wir wohl trinken und vorher ein Glas auf das Grab gießen. Meinen Vater, meine Großmutter und meinen Großvater würde das sicherlich gefallen. Meine Tante würde sich wohl in ihrem Erdmöbel umdrehen.