Mit Freunden nach Chicago


Chicago liegt zurzeit in Magdeburg auf dem Domplatz. Dort stehen eine große Bühne und eine große Tribühne. In dieser Sommerspielzeit des Theater Magdeburg wird dort das Musical „Chicago“ aufgeführt, ab jetzt noch eine Woche. Die Derniere ist am nächsten Sonntag.

Mit zwei Autos machten wir uns Samstagmorgen auf den Weg, Abfahrt 09:30 Uhr in der kleinen Stadt an der Elbe, Ankunft in Magdeburg, der Landeshauptstadt von Sachsen-Anhalt, die große Stadt an der Elbe, nach etwa 3 Stunden entspannter Fahrt. Claudia hatte für uns Zimmer im Motel One gebucht.

Nachdem wir unsere Zimmer bezogen hatten, machten wir unter der Führung von Thomas, der ein paar Jahre dort beruflich eine Wohnung hatte, einen Rundgang durch Magdeburg, u.a. auch entlang der Elbe. Im Café der „Grünen Zitdadelle“ gab es eine kleine Stärkung nach der Fahrt. Die Sonne brannte vom Himmel und wir waren froh, wenn wir ab und zu einen Weg mit Schatten erreicht hatten. Zum Abschluss des Rundgangs besichtigten wir den Magdeburger Dom, in welchem die Gebeine des ersten Kaisers des Heiligen Römischen Reiches und Gründer der Stadt, Otto I., ruhen. Interessanter als das Innere des Doms ist die filigrane Außenseite mit den vielen Gargoyls, den oftmals hässlichen Wasserspeiern.

Vom Dom waren es nur ein paar Schritte zum Hotel am anderen Ende des Domplatzes. Wir ruhten uns ein wenig aus und machten uns wieder frisch. Von unserem Zimmer hatten wir einen Blick auf die Klosterkirche und wir sahen die Elbe einen Steinwurf entfernt vorbeifließen.

Im Restaurant Bralo House gab es ein vorzügliches Abendessen. Wir verzichteten auf Außenplätze unter den Sonnenschirmen, drinnen war die Temperatur etwas angenehmer. Zwischen dem Dom, dem Hotel und dem Restaurant liegt der Domplatz, in dessen Mitte sich die Spielstätte befindet. Claudia hatte alles gut organisiert und ausgesucht, was bei dem heißen Sommerwetter uns allen sehr entgegenkam.

Um 20 Uhr öffneten die Tore zur Spielstätte. Für die Pause bestellten wir Getränke. Dann lustwandelten wir über das Festspielgelände und guckten wie die anderen guckten. Kurz vor dem Beginn der Vorstellung suchten wir unsere Plätze auf. Vor uns lag die Bühne und dahinter ragte der Magdeburger Dom in den Abendhimmel. Schräg hinter uns nahm Thomas Herrmanns Platz, vermutlich mit seinem Mann und noch zwei Begleitern.

Und das Musical?: Chicago spielt in den 20er Jahren des vorigen Jahrunderts. Zwei Frauen, die jeweils ihren Mann umgebracht haben, landen im Knast, die eine arm und mittellos, die andere hat Geld. Beide werden vom selben Anwalt vertreten. Es geht um die Wahrnehmung der beiden Frauen in der Öffentlichkeit, die durch die Presse beeinflusst wird. Der Regisseur Ulrich Wiggers verlegt die Handlung in die heutige Zeit. Die Presse fotografiert mit Tablets. Zuschauer beobachten das Treiben im Gefängnishof und filmen mit ihren Handys. Die Kostüme dagegegen sind dem Jazzstil der Musik der 20er Jahre angepasst.

Gesanglich und choreographisch ist das Musical ein ganz großer Wurf. Die beiden Hauptdarstellerinnen Sandy Mölling (Roxie Hart) und Marcella Adema (Velma Kelly) sind gut bei Stimme und fügen sich nahtlos in die vielen Ballettszenen ein. Daniel Rákász macht als Anwalt Billy Flynn eine gute Figur und hat ebenso eine tolle Stimme. Enrico de Pieri (der Mann von Roxie Hart) spielte sehr glaubhaft, dass er immer und überall übersehen wird. Sein Solo im 2. Teil, „Mr. Cellophane“, bekam den stärksten Szenenapplaus des Abends überhaupt.

So richtig anfreunden mit der Inszenierung konnten wir uns bis zur Pause alle nicht. Vielleicht lag es daran, dass das Musical zu modern auf die Bühne gebracht wurde. Der Applaus setzte immer sehr verhalten ein. Vereinzelt wurde Jubel laut, wir nahmen an, dass das Fans von Sandy Mölling waren. Ich hoffte darauf, dass es der zweite Teil herausreissen würde. Na ja, es wurde jedenfalls besser und es wurde doch noch eine gute Vorstellung. Auch der Schlussapplaus war nicht gerade jubelnd. Und doch bemühte sich das Publikum, sich beim Schlussbild aus den Schalensitzen für standing ovations zu erheben.

Vielleicht waren auch alle geschafft von der Hitze des Tages.

Im nächsten Jahr gibt es das Musical „Rebecca“ auf dem Domplatz in Magdeburg. Es ist eins unserer Lieblingsstücke. Vermutlich werden Bernd und ich uns das dort anschauen. Unsere vier Mitreisenden scheinen nicht das große Interesse zu haben. Es würde uns aber nicht stören, allein zu zweit nach Magdeburg zu reisen.

2 Gedanken zu „Mit Freunden nach Chicago

  1. Trulla

    Ich habe den Film gesehen mit großartigen Darstellern: Catherine Zeta-Jones, Renee Zellweger, Queen Latifah, Richard Gere u.a.mehr.
    Der Film war einfach umwerfend! Ist zwar schon einige Jährchen her (wie doch die Zeit vergeht), aber mir noch immer eindrücklich im Sinn, weil ich damals sehr überrascht war, dass alle selbst sangen und zudem grandiose Tänzer waren.

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