Die Gnade des Rentnerlebens


Seit fast 4 Jahren bin ich jetzt zu Hause – und ich vermisse nichts. Ich kann von mir sagen, dass ich meinen Job gern gemacht habe und dass nur ganz selten Zeiten gab, während der ich nicht gern ins Büro gegangen bin. Es gibt wohl kaum jemanden, der nicht auch mal solche Zeiten in seinem Arbeitsleben hatte.

Seit meiner Schulzeit, die 1957 begann, hieß es also bis 2015, dass ich täglich nach dem Wecker aufstehen musste – Ferien und Urlaub ausgenommen. Das sind 58 Jahre! Man darf da gar nicht drüber nachdenken. Seit dem 1. April 2015 ist das vorbei.

Nun ist es so, dass ich kein Langschläfer bin. Bernd tickt da zum Glück genauso wie ich. Nichts ist schlimmer wenn ein Partner gern bis in die Puppen schläft und der andere sich schon um 7 Uhr schlaflos und hellwach im Plumeau wälzt. Ich konnte also schon immer klaglos aufstehen, wenn es an der Zeit war. Und auch heute gibt es ja hin und wieder Situationen, in denen man planmäßig aus den Federn muss wegen irgendwelcher Termine. Der Wecker weckt dann ein paar Minuten früher als notwendig, noch ein wenig kuscheln, und dann ab ins Bad.

Schlaflose Nächte kennt wohl jeder. Und wer dann noch im Arbeitsleben steht, ärgert sich meist darüber, wenn er gefühlt ein paar Stunden wachliegt. Die Gedanken kreisen im Kopf und man denkt, dass man ja morgens wieder früh aufstehen muss. Meist wird man dann vom Wecker aus dem Tiefschlaf gerissen.

Auch als Rentner ist man vor schlaflosen Stunden nicht gefeit. Ich würde auch lieber durchschlafen bzw. umdrehen, ankuscheln und gleich wieder einschlafen – funktioniert leider nicht immer. Aber ich bin jetzt ganz entspannt und denke mir, dass ich, wenn es denn funktioniert, ja ausschlafen kann. Es ist mir total egal, ob ich um 7 Uhr, um 8 Uhr oder um 9 Uhr wach werde, wobei 9 Uhr schon eine große Ausnahme wäre, das ist mir noch nie passiert.

Die letzten beiden Nächte waren zwar nicht mit schlaflosen Zeiten angereichert, trotzdem war es jeweils nach 8 Uhr, als ich wach wurde, heute Morgen war es sogar 8:30 Uhr. Und dann denke ich, dass das Rentnerleben einfach nur toll ist.

Ich konnte nie verstehen, dass meine Eltern sich für jeden Morgen den Wecker auf eine Zeit X stellten um dann ihren Verrichtungen nachzugehen. Frühstück, Zeitung lesen, Staub wischen, einkaufen, Kartoffeln schälen, um 12 Uhr mittagessen.

Das ganze Arbeitsleben, und davor in der Schule, richtet man sich nach der Uhr. Man kann doch als Rentner aufstehen, wenn man wach wird und essen, wenn man Appetit hat (so halten wir es übrigens auch wenn Bernd frei hat). Ich genieße jedenfalls die Gnade des Rentnerlebens, ein Leben weitgehenst ohne Uhr. Der Blick auf eine Uhr ist äußerst selten geworden. Eine Armbanduhr ist für mich ein modisches oder sportliches Accessoire, je nach Anlass, aber kein Zeitmesser.

4 Gedanken zu „Die Gnade des Rentnerlebens

  1. Annelie

    Mir geht es wie dir – und das nun schon fast 12 Jahre, da ich ja schon mit 55 aufgehört habe zu arbeiten.
    Ich gniesse es auch noch jeden Tag, alles dann machen zu können wie ich mag. Mit der einen Ausnahme, das ich fast immer um 8:00 aufstehe weil die Kleine dann so gegen 8:00 raus möchte. Dafür gönne ich mir dann ab und zu ein Mittagsnickerchen 😉
    Auch ich trage die Uhr eigentlich nur noch als Armschmuck oder wenn ich unterwegs zu einem Termin bin…
    Langweilig ist mir (fast) nie – und auch ohne Arbeit gehen mir die Tage oft viel zu schnell rum.
    Ich hoffe, es noch recht lange geniessen zu können…. so in den Tag hineinleben ist doch einfach herrlich !

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