Spiced Rum


Das jemand Rum trinkt, hört man eher selten, eher hört man davon, dass jemand rum trinkt. Ich trinke sehr gern Rum, aber es muss ein guter Rum sein. In den 50er und 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts kannte man in unseren Kreisen nur Rumsorten, die schmeckten irgendwie stark rummig, aber ganz anders als wirklich guter Rum schmeckt. Seinerzeit hatten meine Eltern ja schon ihre erste kleine Motoryacht. Stromversorgung an Bord gab es nicht. Gekühlte Spirituosen gab es also nicht, dafür trank man Rum. Für mich gab es später Eierlikör mit gelber Brause, Kiekerikie genannt.

Heute gibt es Rumsorten, von den wir damals noch nie was gehört hatten und die meine Eltern, trotz der kleinen Yacht, nicht bezahlen konnten. Die Rums von damals gibt es aber immer noch. Gerade letztens Griff ein Ehepaar, welches Gäste erwartete, im Supermartk zu einer dieser Flaschen. Die Flasche meines Begehrs stand direkt daneben. Ich wollte noch erst sagen, dass sie die doch nehmen sollten. Aber was geht mich das an, was andere Leute zu Hause trinken und ihren Gästen anbieten. Mir kommt sowas jedenfalls nicht ins Haus.

„Meinen“ Rum habe ich durch Zufall vor 11 Jahren gefunden, Mount Gay Rum. Eigentlich kaufte ich ihn wegen des queeren Namens. Ein Rum, der so heißt, passt nämlich in einen schwulen Haushalt. Obwohl der Name und der Rum ganz und gar überhaupt nichts mit dem langläufigen Begriff „gay“ zu tun hat. Vielmehr hatte ich herausgefunden, dass dieser Rum von der angeblich ältesten Rumdestille der Welt, nämlich von Mount Gay, hergestellt wird. Eine Flasche dieses Rums kostet knapp 20 Euro. Wer aber meint, dass das teuer sei, irrt sich gewaltig. Man kann für Rum sehr viel mehr Geld ausgeben. Einen richtig teueren Rum würde ich auch nicht für Spiced Rum verwenden. Und damit komme ich endlich zu Kern, nämlich zu spiced Rum, ein Rezept, welches ich von Elke von Plattlandtage übernommen habe.

Zutaten
1/2 Liter guter Rum
1 Vanilleschote
1 Stange Zimt (habe ich auf dem Foto vergessen)
2 Pimentkörner
2 Nelken
3 Körner Szechuanpfeffer
1 Messerspitze geriebene Muskatnuss
1 langes Stück Zitronenschale, abgeschält mit einem Sparschäler
1 kleines Stück frischer Ingwer

Zubereitung
Die Zutaten (außer Ingwer) zusammen mit dem Rum in eine leere saubere Flasche geben und diese verschließen. Jeden Tag wird die Flasche kräftig geschüttelt damit sich die Aromen gut mit dem Rum verbinden. Man sollte auch jeden Tag einen kleinen Schluck probieren. So kann man am besten feststellen, ob eine der Zutaten eventuell entfernt werden muss wenn diese zu dominant wird, bzw. kann man auch noch ein wenig nachwürzen. Beim ersten Aufguss vor ein paar Wochen habe ich z.B. noch Zitronenschale nachgesteckt.

Nach 3 Tagen gibt man den Ingwer dazu, ein etwa daumennagelgroßes Stück, so zurechtgeschnitzt, dass es in die Flasche passt und man es ggf. auch wieder herausbekommt. Wie jeder weiß ist Ingwer sehr intensiv.

Jetzt lässt man alles noch 3 weitere Tage ziehen, also insgesamt 6 Tage. Das tägliche Schütteln nicht vergessen, ebenso wie die tägliche Geschmacksprobe. Man kann auch gern noch mit Vanillearoma nachwürzen. Wem die Aromen nach 6 Tagen noch nicht intensiv genug sind, kann die Flasche auch noch 1 oder 2 Tage länger schütteln bevor man den Inhalt filtert. Der erste Aufguss stand 7 Tage.

Mein Mann ist ja gar kein Rumtrinker. Aber da keine Obstkaltschale vorhanden war, nahm er notgedrungen auch von dem spiced Rum zum Digestif. Und der hat ihm auch noch geschmeckt! Der Mann wundert mich, erst Kaviar, dann Muscheln, und jetzt auch noch Rum. Ich bin platt!

6 Gedanken zu „Spiced Rum

  1. Elke

    Wir könnten uns doch damit selbstständig machen 😅. Ich geh‘ gleich auch ans Werk und setz ein neues Flascherl an. Schon traurig, dass ich mich jetzt 7 Tage gedulden muss, aber entsprechend groß ist die Vorfreude. Gutes Gelingen ! LG Elke

    Antworten
    1. Hans-Georg

      Ich vermute, das Zeug wird jedes Mal ein wenig anders schmecken. Aber mal abwarten. Tja, da bleibt uns dann für den Weihnachtsdigestiv nur die Obstkaltschale oder ein Schluck Rum vom Rest aus der Flasche.

      Antworten
      1. Elke

        Ich hab gerade die erste Verkostung (nach 1 Tag) gemacht und könnte schon laut „Hhmmmm“ vor mich hinsummend durch’s Haus schweben. Sowas von lecker aber auch. Vielleicht bringe ich unserem Gastronomen bei Uzès eine Flasche mit 😅. LG und ein schönes Advents-Wochenende 🙋🏼‍♀️ – Elke

        Antworten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert