Kinky Boots – ende und aus!


Gestern Abend war die allerletzte Vorstellung, die Derniere, des Musicals Kinky Boots. Zu diesem Ereignis waren extra angereist unsere Freunde Martina und Franko aus Marl sowie Frank und Thomas aus München. Zusammen hatten wir uns im Hotel Prizeotel eingebucht.


Auf dem Weg vom Hotel zum Restaurant Old Commercial Room, wo wir vor der Vorstellung vorzüglich speisten, wartete Martina mit einer keinen Überraschung auf: Ihre Tochter Alessa und ihr Freund Pascal hatten sich kurzfristig entschlossen, ebenfalls die Vorstellung zu besuchen. Sie hatten vormittags online 2 Tickets bestellt waren jetzt auf dem Weg nach Hamburg. Auch die beiden hatten das Musical bereist vorher gesehen und waren begeistert. Wir freuten uns alle auf diesen Abend und waren sehr gespannt, wie diese allerletzte Vorstellung ablaufen würde.

Was war das für ein Abend! So etwas haben wir noch nicht erlebt. Das alterwürdige Stage Operettenhaus erbebte in seinen Fundamenten.

Das Publikum feierte die Darsteller mit stehenden Ovationen bereits im Finale des 1. Aktes. Und so ging es nach der Pause weiter. Ständig gab es tosenden Szenenapplaus. Nach einigen der Solonummern der Hauptdarsteller wurde deren Leistung während der Vorstellung mit stehenden Ovationen gewürdigt. Mehrere Male stoppte die Vorstellung deshalb und die Darsteller mussten mit der Fortsetzung warten, bis im Saal wieder einigermaßen Ruhe eingekehrt war. Und trotzdem war es bei einigen Szenen mucksmäuschenstill im Saal. Das Publikum hing den Darstellen an den Lippen und lauschte den leisen und berührenden Tönen oder auch den emotionalen Wutanfällen von Charlie Price. Ich kriege noch eine Gänsehaut während ich diese Zeilen schreibe.

Die Darsteller gaben während der Derniere nochmal alles, was in ihnen steckte, getragen natürlich auch von der Stimmung im Publikum.

Noch weit vor dem Ende stand das Publikum wie eine Eins zusammen auf und verfolgte die letzten Szenen im Stehen. Es war unbeschreiblich.

Für den jungen Tänzer Tayler Davis, der eine der Angels spielte, war dies das erste Engagement. Er stand, als ihm der Schlussbeifall entgegenbrandete, überwältigt auf der Bühne und ihm liefen die Tränen. Für Tayler muss dies eine ganz besondere Erfahrung gewesen sein, die er nie in seiner weiteren Laufbahn vergessen wird.

Nach dem offiziellen Ende der Vorstellung gab es eine kleine Ehrung: Die Namen aller Teilnehmer wurden verlesen, Blumen wurden verteilt. Der Dirigent und das Orchester kamen auf die Bühne, ebenso wie die Leute, die im Backstagebereich arbeiten und ohne die eine Aufführung in einem Theater nicht möglich ist.

Dann kam Benjamin Eberling, der die Rolle des Vorarbeiters Don in der Schuhfabrik spielte, und dankte nochmal allen seinen Kolleginnen und Kollegen, die mit ihm auf der Bühne gestanden haben. Danach gab es noch eine Zugabe – und der Saal tobte, noch lange, nachdem der letzte Vorhang gefallen war.

In der Hotelbar ließen wir diesen unvergesslichen Abend nochmal revue passieren. Einhellig waren wir der Meinung, dass es eine phantastische Aufführung war und dass wir alle nicht verstehen können, warum dieses Musical nach nur 11 Monaten abgesetzt werden muss. Vermutlich hat man bei der Bewerbung nicht die richtige Aussage getroffen. Denn wie ich schon mal erwähnte: Kinky Boots besteht nicht nur aus Dragqueens, Party und guter Laune, Kinky Boots hat eine, nein zwei Botschaften: „Sei du selbst, alle anderen gibt es bereits!“ und „Akzeptiere die Menschen so wie sie sind!“

Heute Morgen beim gemeinsamen Frühstück stellten wir alle fest, dass unsere Stimmen gestern Abend gelitten haben. Wir haben zwar nicht mitgesungen, was bei einigen Stellen durchaus möglich gewesen wäre, aber unsere lauten Rufen, die unseren Applaus begleitet haben, haben unsere Stimmen ruiniert.
Tayler Davis hat bei Instagram ein sehr berührendes kleines Video veröffentlicht. Es zeigt die Angels, wie sie sich im Schminkspiegel von ihrer Rolle verabschieden:

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Day 350: The last day.

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