Aus Kindertagen

Meine Mutter wohnt nun schon seit 2 Jahren im Seniorenheim, ihre Wohnung wurde kurz danach aufgelöst. Dabei traten ein paar Dinge zutage, die sie viele Jahre aufbewahrt hatte, wie Mütter halt so sind. Sicher hatte sie längst vergessen, dass diese Dinge noch in irgendwelchen Schränken, Kistchen oder Kästchen ihr trübes Dasein in der Dunkelheit fristeten.

Ein paar nutzbare Dinge habe ich konfisziert, ein paar andere habe ich erstmal an mich genommen. Und 2 dieser „erstmal angenommenen“ Dinge fielen mit jetzt in die Hände.


Von diesem Schuh existiert nur einer. Ich vermute, dass es mein erster fester Schuh ist, also ein Stiefelchen, und Mutter ihn deshalb verwahrt hatte. Gelegentlich sieht man ja ein Auto, in dem so ein Schühchen am Rückspiegel baumelt. Ein Auto besaßen meine Eltern erst recht spät, ich glaube so Anfang/Mitte der 70er Jahre des vorigen Jahrhunderts. Die Möglichkeit, sich den Schuh in das Auto zu hängen, gab es also nicht. Und mein Vater hätte es sich sicherlich verbeten, diesen alten rissiten Schuh sich nach ca. 23/25 Jahren noch in an den Spiegel zu hängen.


1957 wurde ich eingeschult. Damals wurden die ersten Schreibübungen noch auf einer Schiefertafel gemacht, nicht mit Kreide, sondern mit einem Stift, genannt Griffel, ähnlich wie ein Bleistift, nur dass die Mine aus einem Material bestand, mit dem man auf der Tafel schreiben konnte. Die Griffel mussten natürlich verwahrt werden. Dafür gab es einen Griffelkasten. Das ist diese kleine Holzschatulle mit den fröhlichen Kindern drauf. Ein Anspitzer lag auch immer im Griffelkasten bereit, um den Griffel immer wieder gebrauchsfertig zu machen.

Wenn ich das richtig in Erinnerung habe, diente der Kasten später auch noch eine zeitlang als Aufbewahrung für den Schulfüller. Auf der Unterseite hat mein Vater ihn mit meinem Namen versehen, mit Schablone und Tusche.

Und jetzt habe ich die beiden Sachen zu Hause, habe sie nach vielen Monaten entdeckt. Und was mach ich jetzt damit? Wieder wegpacken und vergessen? Irgendwann fallen sie mir wieder in die Hände und dann kommen sie in den Müll. Warum erst dann? Ich mach das gleich heute. Ich habe diese Erinnerungsstücke aus der Kinderzeit jetzt dokumentiert und nun ist es auch gut so. Niemand wird sich später dafür interessieren.

2 Gedanken zu „Aus Kindertagen

  1. Doro

    Ich hänge sehr an Erinnerungen, da bin ich schon sehr Nostalgiemensch, aber vielleicht sind Frauen da ja anders. LG und ein schönes Wochenende

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    1. Hans-Georg

      Ich hänge eigentlich auch dran. Aber ein alter Schuh im Schrank nützt mir auch nichts und nimmt unnütz Platz weg. Ich nehme ihn ja nicht regelmäßig vor und sag: Schau mal, mein erster Schuh.
      Du glaubst nicht, vieviel Erinnerung mir bei der Auflösung der Wohnung meiner Mutter in die Hände gefallen sind. Manches davon hätte ich gut gebrauchen können, vorher mal. Inzwischen hatte ich es mir selbst gekauft, nicht wissend, dass es im Haushalt meiner Mutter noch existiert. Hätte nur zu fragen brauchen, ob sie dieses oder jenes hat. Nun ja, wer hat schon so viel Platz, alles doppelt im Haushalt zu haben? Also wurde es verschenkt oder entsorgt.

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