Archiv für den Monat: Dezember 2015

Auf Santa-Pauli


Wie man weiß, ist ja zurzeit Saison für Weihnachtsmärkte. Ich bin ja eher der Weihnachtsmarktmuffel, besonders zu Zeiten, während derer die halbe Welt an den Glühweinständen rumhängt und kaum ein Durchkommen ist. Als ich noch arbeitete, ging ich gern in der Mittagspause über den Weihnachtsmarkt am Jungfernstieg. Dann war es leer, es war möglich, schnell zu scannen, was in den kleinen weißen Zelten angeboten wurde. Das eine oder andere Stück habe ich dort erstanden, welches ich später am Tag womöglich gar nicht entdeckt hätte.

Gestern Abend waren wir im Stage Operettenhaus um dort das Musical „Liebe Stirbt Nie“ anzuschauen (darüber später mehr). Mit lieben Freunden hatten wir uns vor der Vorstellung auf dem Weihnachtsmarkt Santa-Pauli verabredet. Gern hätte ich mal einen gemütlichen Rundgang über den Weihnachtsmarkt gemacht, der ein „etwas anderes Angebot“ bereithält – außer den üblichen Getränken- und Futterbuden. Aber es war voll, einfach voll. Und das ist es, was ich an Weihnachtsmärkten nicht mag. Man schiebt und wird geschoben, man muss sehen, dass man die Kurve kriegt um einen der Stände etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Wir haben zwar einen Glühwein getrunken und uns mit den Freunden, die auf dem Weg zum König der Löwen waren, unterhalten. Aber ich war froh, als ich das Areal wieder verlassen konnte.

Wieder mal festgestellt: Weihnachtsmärkte sind nichts für mich.


Viel interessanter ist eine neue Fassade am Spielbudenplatz. Dort wurde ein neues Haus errichtet, das Klubhaus St. Pauli, dessen Fassade in ständig wechselnden Farben und Grafiken in den Nachthimmel leuchtet. Im Klubhaus ist unter anderem das neue kleine Theater Schmidtchen von Corny Littmann untergebracht. Ich bin sicher, dass man uns dort auch mal finden wird.

Selbstgewählte Ghettoisierung

Amerikanische Kreuzfahrtreedereien bieten es schon ein paar Jahre an: Kreuzfahrten für Schwule. TUICruises ist nun die erste Reederei, die sowas auch für den deutschsprachigen Raum anbietet, eine Kreufahrt für die sogenannte LGBT-Community.

Wer braucht denn sowas?: Ich kann mir schon vorstellen, dass es ausreichend Interessenten gibt, die sich davon versprechen, sich mal so richtig durch die Decks zu poppen. Mit ungestörtem Urlaub unter Seinesgleichen wird das wenig zu tun haben. Ich sehe gerade Bilder in meinem Kopf, wie lüsterne Menschen unter und an Deck hin- und hercruisen und mit ihren Blicken andere Passagiere ausziehen. Ich sehe kreischende Tunten bei den Musikveranstaltungen, laut „Er gehört zu mir“ singen, ich sehe gebrochene Handgelenke und aufgetakelte Typen.

Der Schwule sucht sich wieder mal seine eigene Welt statt sich unter die Menschheit zu mischen und zu zeigen, dass er nicht anders ist wie Du und Du und Du, statt zu zeigen, dass es nicht notwendig ist, sich eine eigene Welt zu schaffen, satt zu zeigen: Seht her, hier sind wir, wir sind ein Teil der Gesellschaft!

Mein Mann und ich haben uns auf unseren bisherigen 3 Kreuzfahrten sehr sehr wohl gefühlt, inmitten von etwa 2000 anderen Menschen. Möglicherweise sind wir von einigen etwas missfallend angeschaut worden, vielleicht wurde hinter unserem Rücken auch über uns geredet. Na und? Das ist uns total egal. Wir verstecken uns deshalb nicht mit etwa 2000 anderen Schwulen und Lesben 1 Woche auf einem Schiff. Wir machen weiterhin unsere normalen Kreuzfahrten.

Einzelhandel und Kundenverhalten

Ossi berichtet über seine Erfahrungen mit dem örtlichen Einzelhandel in Wien. Das ist sicher kein Einzelfall, sowas kann man wohl überall erleben.

Kunden sind aber auch nicht immer das, was sich der Einzelhandel wünscht: Mein Mann arbeitet ja im örtlichen Kaufhaus, Abteilung Herrenoberbekleidung. Er wusste zu berichten, dass es Kunden gibt, die sich „stundenlang“ beraten lassen und was anprobieren, dann nichts kaufen und noch so dreist sind und sagen: Ich weiss ich ja jetzt wie die Ware ist und was mir passt, dann kann ich das ja jetzt im Internet bestellen.

Ähnliches berichtete mir der nette Mann im Reisebüro, bei dem ich ja die beiden nächsten Urlaubsreisen gebucht hatte. Da kommen „Kunden“, lassen sich stundenlang beraten und gestehen dann, dass sie eine Bankkarte haben und würden dann darüber die Buchung machen. Er hat bereits mehrmals „Kunden“ vor die Tür gesetzt wenn sie dies während des Gesprächst haben durchblicken lassen.

Ich habe übrigens beschlossen, meine Reisen nur noch dort zu buchen.

Unsere Krippe


Jetzt, wo es nur noch 2 Wochen bis Weihnachten sind, habe ich auch unsere Krippe aufgestellt. Sehr viele liebevolle Einzelheiten lassen sich bei näherer Betrachtung entdecken. Man könnte eine ganze Fotoserie davon machen.

eselKürzlich gab es irgendwo eine Krippenausstellung. Ein Weihbischof hat die Krippen alle gesegnet. Vielleicht hätte ich unsere Krippe zu dieser Ausstellung auch mal anmelden sollen. Das Gesicht des Bischofs bei deren Anblick hätte ich gern gesehen. Seinen Segen hätte er dem farbigen Jesuskind vermutlich eh verweigert, ebenso wie dem Esel, der im Hintergrund in der Ecke gerade ein Schaf besteigt während Josef vorn mit bösem Blick auf das farbige Kind zeigt und Maria mit den Schultern zuckt: Ich war ja sowieso nicht dabei!

Geschafft!

So, Weihnachten kann kommen. Alle Geschenke sind in den wohlbekannten „trockenen Tüchern“. Wer will auch schon feuchte Geschenke aus nassen Tüchern?! Eine Kleinigkeit allerdings noch: Was schenkt meine Schwiegermutter meiner Mutter? Dass man sich auch immer um alles kümmern muss. Aber da haben wir schon eine Idee. Äh, wo ich gerade über das Thema schreibe – ist schon abgehakt! Wunderbar!

Jetzt kommt das nächste Problem: Wann und wo feiern wir Weihnachten? Das lässt sich erst klären, wenn meine Mutter aus dem Krankenhaus entlassen worden ist. Dann sehen wir, wozu sie in der Lage ist. Holen wir sie am Heiligen Abend zu uns oder zelebrieren wir den bei ihr?

Ich hoffe sehr, dass sie in dieser Woche noch nach Hause kann. Ihre Organe sind gesund, es handelt sich „nur“ um die offene Stelle am Bein. Je länger sie in der Klinik ist, umso schwächer wird ihre Muskulatur. Mutter konnte eh kaum noch laufen. Das wird durch den Krankenhausaufenthalt nicht besser.

Wenn sie wieder zu Hause ist, gibt es mir auch mehr freie Zeit zurück. Zurzeit fahre ich jeden 2. Tag nach Lübeck und besuche sie im Krankenzimmer. Die Fahrerei macht sich auch bei mir bemerkbar. Ich beschwere mich nicht darüber, aber es ist schon ein wenig nervig. Ich hatte mir jetzt 2 Tage am Stück „freigenommen“. Gestern und heute bin ich zu Hause geblieben. Das tat mal ganz gut. Morgen geht es dann wieder nach Lübeck. Drückt mir die Daumen, dass das bald vorbei ist.

Am 4. Dezember ist Barbaratag

Unser Sohn hat heute Geburtstag, heute am 4. Dezember, am Barbaratag. Hm, da fällt mir ein, das ich ihm in den vergangenen Jahren auf dieser Seite einen kleinen Blogbeitrag gewidmet habe. Tut mir leid mein Lieber, du weisst, dass im Moment ein wenig Stress ist – wegen der Oma. Deswegen hab ich dich aber nicht weniger lieb!

Aber davon wollte ich gar nicht schreiben, ich wollte über den Barbaratag schreiben, nein, nicht Rhabarbertag, Barbaratag heisst das. An jedem Tag des Jahres ist irgendein Namenstag. Aber unseren Sohn haben wir nicht nach der heiligen Barbara genannt, her heisst Oliver.

Aber auch das geht am Thema vorbei, es geht doch um den Barbaratag bzw. um das, was man an diesem Tag tun könnte. Es heisst nämlich, dass Zweige, die am Barbaratag geschnitten werden, zu Weihnachten blühen. Eigentlich wollte ich heute Zweige vom wilden Apfelbaum schneiden, der hinter dem Haus am Weg wächst und der im Frühling immer so schön blüht. Die Sache mit der Oma (dazu später mal mehr) hat mich das vergessen lassen. Ich könnte nun morgen noch Zweige schneiden, ist ja nur 1 Tag später. Aber das ist nicht das selbe wie Zweige, die am 4. Dezember geschnitten wurden. Also lass ich es sein. Dann vielleicht nächstes Jahr.

Hamburg hat „nein“ gesagt!

Die Nation wird es mitbekommen haben: Hamburg wollte sich um die Austragung der Olympischen Spiele 2024 bewerben, aber nur, wenn dafür der Rückhalt der Hamburger vorhanden ist. Dafür gab es ein Referendum. Das Ergebnis war knapp aber Eindeutig: Die Hamburger wollen die Olympiade nicht. Mit 51,7 % : 48,3 % wurde die Bewerbung abgelehnt.

Ich kann verstehen, dass die Enttäuschung bei den Befürwortern nun groß ist, besonders bei den Sportlern und vor allem – was eigentlich klar ist – bei den Funktionären. Selbst Tage nach der Entscheidung wird das immer noch deutlich. Irgendwer gibt immer noch seinen Senf dazu ab. So wird den Hamburgern nun vorgeworfen, sie seien selbstgefällig. Leider finde ich dazu nichts im Internet, habe das nur in den Radionachrichten gehört.

Die Frage ist natürlich, woran Olympia in Hamburg gescheitert ist. Ich denke, das fängt schon bei der Elbphilharmonie an, ein Prestigeobjekt, welches mal mit 77 Millionen Euro kalkuliert wurde. Derzeit ist der Baupreis ca. 10 x so hoch, die Eröffnung ist um 7 Jahre verzögert! Dazu kommt, dass es klar war, dass der Bund sich nicht in dem Maß an der Finanzierung der Spiele beteiligen würde, wie es in der Kokstenkalkulation des Hamburger Senats vorgesehen war.

Seit Jahren wird der Sport durch Dopingskandale gebeutelt. Wer glaubt eigentlich noch daran, dass immer bessere Leistungen der Athleten und immer neue Rekorde nur durch besseres Material erzielt werden? Welch ein Schwachsinn!

Und dann die Sportfunktionäre. Natürlich müssen die irgendwie bezahlt werden. Sowas lässt sich nicht mal eben nach Feierabend und als Ehrenamt machen. Aber müssen die Millionen verdienen? Die Skandale bei der Fifa und im DFB haben ein übriges dazu beigetragen, dass Hamburg gegen Olympia gestimmt hat. Allein wenn ich höre, dass die „Lichtgestalt“ des Deutschen Fußballs, Franz Beckenbauer, zugegeben hat, dass er einfach alles unterschrieben hat ohne zu wissen, was er da unterschrieben hat, allein durch dieses Geständnis ist von der Lichtgestalt allenfalls ein glimmender Docht nach dem Auspusten der Kerze übriggeblieben.

Der finale Todesstoß waren die Attentate in Paris, da bin ich mir ganz sicher. Eine Sportveranstaltung, ein schnödes Freundschaftsspiel der Fußballnationalmannschaften Frankreichs und Deutschlands, sollte der Schauplatz sein, was zum Glück verhindert werden konnte. Und ein paar Tage später das kurz vor dem Anpiff abgesagte Fußballspiel in Hannover. Die Frage ist, ob es möglich gewesen wäre, die Sicherheit für Hamburg zu garantieren. Wohnquartiere und Sportstätten, öffentliche Plätze, an denen Besucher aus aller Welt zusammengekommen wären, wären potentielle Attentatziele gewesen. Bereits bei den Olympischen Spielen 1972 in München gab es ein Desaster.

Rein ökologische Gründe gaben sicher nicht den Ausschlag bei der Entscheidung gegen Olympia, wenn sie auch sicher einen gewissen Anteil am Ergebnis hatten. Die Gründe sind vielfältiger Art, wie von mir beschrieben.

Hamburg hat sich in einem demokratischen Verfahren gegen Olympia entschieden. Und das sollte nun auch so akzeptiert werden, auch von denen, die durch die Spiele ein paar Millionen mehr auf dem Konto gehabt hätten, die auch einen Teil der Schuld daran tragen, dass sich Hamburg nicht um Olympia 2024 bewerben wird.