Einzelhandel und Kundenverhalten

Ossi berichtet über seine Erfahrungen mit dem örtlichen Einzelhandel in Wien. Das ist sicher kein Einzelfall, sowas kann man wohl überall erleben.

Kunden sind aber auch nicht immer das, was sich der Einzelhandel wünscht: Mein Mann arbeitet ja im örtlichen Kaufhaus, Abteilung Herrenoberbekleidung. Er wusste zu berichten, dass es Kunden gibt, die sich „stundenlang“ beraten lassen und was anprobieren, dann nichts kaufen und noch so dreist sind und sagen: Ich weiss ich ja jetzt wie die Ware ist und was mir passt, dann kann ich das ja jetzt im Internet bestellen.

Ähnliches berichtete mir der nette Mann im Reisebüro, bei dem ich ja die beiden nächsten Urlaubsreisen gebucht hatte. Da kommen „Kunden“, lassen sich stundenlang beraten und gestehen dann, dass sie eine Bankkarte haben und würden dann darüber die Buchung machen. Er hat bereits mehrmals „Kunden“ vor die Tür gesetzt wenn sie dies während des Gesprächst haben durchblicken lassen.

Ich habe übrigens beschlossen, meine Reisen nur noch dort zu buchen.

8 Gedanken zu „Einzelhandel und Kundenverhalten

  1. Jane Blond

    Ich hab ich auch meine Lieblingskunden. Touristen! Okay, besser die, als keine, aber meine Verwunderung darüber, wie man im Urlaub so schlecht gelaunt sein kann, bleibt.
    Wir leben aber von ihnen, denn Einheimische machen es wie du schreibst: Kommen, anprobieren, im Internet bestellen.
    Seit ich da arbeite, wo ich eben arbeite, bin ich vom Internetkauf weg. Ich bestelle nur noch das, was ich vorort nicht bekomme.
    Wenn mehr Menschen umdenken würden, würden die Städte nicht mehr und mehr aussterben.
    Sehr schade.

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      1. Jane Blond

        Naja. Ich bin ja eher so ein „Konsumgegner“. Ich kauf nicht viel und krieg oft ’nen Rabbel, wenn ich sehe, was die Leute sich für’n Müll in die Einkaufswagen legen. Da weißt du genau, dass das spätestens nächstes Jahr wieder im Müll landet.
        Meine Aufmöbelei … dahinter steckt eine Lebensphilosophie. Wenn man so will … Ich kaufe, was ich brauche, klar, aber was ich einmal habe, wird nur getauscht, sollte es kaputt und unreparierbar sein.
        Da muss ich mich also nicht großartig informieren 😉

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  2. Anne

    Internet-Einkauf ist halt bequem, oft billiger (Kunststück, da die Beratung gespart wird) – und wenn dann noch der Service unterirdisch ist, so wie Ossi es leider erleben musste, überlegt man als Kunde schon, ob man sich den Rummel in der vollen Stadt antut. Parkplätze sind auch rar…
    Als die Kinder klein waren, habe ich es als Segen empfunden, dass ich spätabends in Ruhe mit ein paar Klicks vieles erledigen konnte. Andererseits mag ich gerade Kleidungskauf nur ‚analog‘, ich muss Schuhe & Co. anfassen und an mir sehen können.
    Die Stadt Karlsruhe versucht mit einer guten Service-Idee http://www.mein-kalix.de Internetkäufer wieder in die Fußgängerzone zu locken: http://www.swr.de/landesschau-aktuell/bw/karlsruhe/neuer-lieferservice-im-karlsruher-einzelhandel-heute-gekauft-heute-gebracht/-/id=1572/did=16611118/nid=1572/1dpds2u/
    Liebe Grüße aus dem Liefergebiet außerhalb der Stadt
    (lt. Kalix-Tarif müsste ich daher 30€ berappen… zu teuer, vielleicht wird es ja noch günstiger)
    Anne

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    1. Hans-Georg

      Hi Anne, herzlich willkommen!
      Es ist ja auch so, dass selbst das größte Kaufhaus nicht alle Artikel vorrätig haben kann. Wir mussten uns gerade einen neuen Toaster kaufen. Unser Kaufhaus, in dem mein Mann arbeitet, hat gar keine Elektroartikel im Sortiment. Ich müsste dann zu einem Elektromarkt und der hat auch nur ein kleines Angebot, dazu noch überteuert. Also wurde der Toaster online bestellt.
      Ich hatte das Thema schon mal im Januar 2014 aufgegriffen:
      https://queergedacht.de/2014/01/keine-auswahl-im-lokalen-handel/

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  3. ossi1967

    Also diese Typen, die Dein Mann da beschreibt, kann ich überhaupt nicht verstehen. (Obwohl es sie ja zuhauf geben muß, viele Fachhändler klagen darüber.) Ich mein: Der Vorteil am Internet-Einkauf ist ja doch, daß ich nicht extra raus muß, nicht ins Geschäft muß, nicht erst einen Verkäufer suchen muß, mich nicht von dem bequatschen lassen muß (was schlechte Verkäufer ja so an sich haben)… Aber: Wenn ich das alles schon mal ertragen habe, wenn ich schon mal vor Ort bin – was zum Geier spricht dann dagegen, das Hemd auch gleich mitzunehmen? Muß ich dann mit leeren Händen heimfahren, mir den Warenkorb im Internet zusammenklicken, auf die Lieferung warten, mich über die Unfähigkeit von DHL ärgern und dann erst recht wieder den Verpackungs- und Versandaufwand für den Umtausch tragen, wenn am neuen Hemd etwas nicht in Ordnung ist? Das ist mir zu hoch. Diese Leute versteh ich nicht.

    Meine Taktik ist (oder besser: war bisher) eher das, was Du oben in einem Kommentar geschrieben hast: Zuerst im Internet die Produkte vergleichen und Beurteilungen von Käufern lesen. Danach (ebenfalls im Internet) recherchieren, wo es das Produkt vor Ort geben könnte. Dann auch dort kaufen. Da hat man zwar schon oft das Problem, daß der Händler grad den einen Toaster nicht lagernd hat. Aber anders als Media Markt haben (hatten?) kleinere Geschäfte meist kein Problem damit, ihn zu bestellen. Wenns dann eine Beanstandung gibt, ist der Ansprechpartner vor Ort und fühlt sich verantwortlich. Problematisch wirds halt, wenn (wie meine Erfahrungen vom Dienstag zeigen) die Händler ihre Rolle in dieser Kette nicht mehr einnehmen wollen. Wenn sie nicht mehr sagen: „Herzlich willkommen in meinem Geschäftslokal, es freut mich, daß Sie bei mir kaufen, obwohl Sie das Produkt bereits ausgewählt und im online-Shop gesehen haben.“ Wenn selbst das nicht mehr funktioniert, wirds schwierig. (Ich erinnere mich in diesem Zusammenhang gut an den Ausspruch eines Professors auf der Uni: „Ich möchte Sie ja positiv bewerten bei der Prüfung… aber, bitteschön, Sie müssen mir dazu doch wenigstens eine Chance geben!“)

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  4. Wolfgang

    Also… ich finde Dein Posting sehr interessant, Hans-Georg. Vor allem deshalb, weil ich das ‚Online/Offline‘-Einkaufsverhalten der Leute natürlich von zweierlei Seiten sehe: Vom Konsumenten und vom Unternehmer… 😉

    Ich bin zwar nicht im Einzelhandel, wie Dein lieber Bernd, sondern als Handwerksbetrieb ‚mit Pudelverkauf‘ krieg ich doch so einiges mit.
    Gerade diese unmöglichen „Geiz-ist-Geil‘-Menschen, die sich bei mir im Betrieb fachmännisch beraten lassen und sich dann mit fadenscheinigen Entschuldigungen und den notwendigen Informationen im Gepäck beim Billig-Baumarkt ähnliche Produkte besorgen, die kenn ich allzu gut. Solche Krätzn sind das. (wienerisch für: eitriger Pickel vor dem Aufplatz-Stadium *gg*) Und natürlich hat man auch ein Gefühl, wenn so jemand zur Tür reinkommt… aber man weiß es halt nie so genau.

    Doch das sind natürlich – und gottseidank – die Ausnahmen. Auch was der Ossi erlebt hat, ist sicherlich nicht die Regel – die heutige Wirtschaft kann sich ja gar nicht mehr erlauben, so rotzig zu agieren. Jetzt ist eh schon die Wirtschaft sehr mau… umso mehr muss man um den Kunden kämpfen.
    Aber natürlich wird man durch solche Erlebnisse ‚ins Internet getrieben‘.

    Ich persönlich hab‘ mir schon vor ein paar Jahren gedacht, dass das Online-Shopping (auch für handwerkliche Produkte!) immer mehr wird und hab daher viel Zeit und Geld in unsren virtuellen Shop gesteckt. Anfangs war ich noch naiv – und dachte, dass das gleiche Produkt im Geschäft ‚über die Pudel‘ wegen dem Mehraufwand an Beratung usw auch teurer sein kann als im „beratungsfreien“ Internet… ein Trugschluß. Heute weiß ich: Es muss das Internetgeschäft unseren ‚Pudelverkauf‘ ergänzen (und umgekehrt). Wenn jeman vorher im Internet war und die Preise kennt, kann ich ihm – auch wenn ich natürlich mehr Aufwand habe – im Geschäft nicht mehr für das gleiche Produkt verrechnen. Das musste ich auch erst lernen. 😉

    Ich glaube halt, dass es in Zukunft noch mehr zu dieser ‚Dualität‘ im Einkaufsverhalten kommen wird. Teilweise ist sie ja schon da: Du bestellst im Internet und holst im Geschäft ab.

    Was aber ganz sicher problematischer werden wird: Das Preis/Kosten-Bewusstsein der Konsumenten wieder auf ein „Hausverstands“-Niveau zu bringen. Ich darf mir nicht vom Einzelhändler Beratung und vielleicht auch noch die Installation vom Handy erwarten und mich dann drüber aufpudeln, dass er teurer ist als der „Geiz-ist-Geil“-Saturnmarkt.

    Viel an Dienstleistung wird heutzutage für selbstverständlich erachtet (unter dem Motto „Der gierige Unternehmer verdient sowieso schon genug!“) und das muss wieder ins Lot kommen. Denn Dienstleistung ist eben nicht gratis, sondern mit Kosten verbunden. Kosten, die ein Diskontmarkt eben *nicht* hat.

    Wenn ich hier nur an diese unbändig dumme ‚Zalando‘-Taktik denke: Versand/Rücksendung komplett gratis. Kost‘ ja nix! *grrrr*. Ich hab auch schon oft erlebt, dass wir am Telefon hören: ‚Na, sowas! Beim Amazon und beim Zalando kostet der Versand ja auch nix! Warum – bitte – verrechnen SIE was dafür??’… einfach unglaublich. Die Leut haben vielfach das ‚Kosten-Gefühl‘ verloren oder sind durch dauernd penetrierend irreführende Werbung vielleicht wirklich schon der Meinung, dass der Paketdienst gratis in der Gegend herumkutschiert… (und auch in den Tank pinkelt, weil das Benzin darf ja nix kosten, so wie der Versand. *g*)

    *hach*, da könnt ich ja noch viel länger schreiben.
    Ein gutes Thema, Hans-Georg! 🙂

    Es grüßt
    der Hase1

    P.S.: Hoffentlich geht’s Muttern schon besser!!! 😉

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