Bio = doppelter Preis?

Samstag ist Markttag in der kleinen Stadt an der Elbe. Dann kauf ich lieber dort als im Supermarkt gleich gegenüber, jedenfalls das, was ich auf dem Markt kaufen kann.

Letztens wollten wir Hühnercurry essen. Dazu brauchte ich Hähnchenbrustfilet. Auf dem Markt gibt es auch einen Wagen mit Geflügelwaren, da wollte ich das Fleisch kaufen. Aber oh Schreck, der Wagen war nicht da, vielleicht hatte der Händler Urlaub. Alle anderen Lebensmittel hatte ich bereits eingekauft. Ich hatte nun zwei Alternativen: Schauen, ob es noch einen anderen Stand gibt an dem Hähnchenbrustfilet verkauft wird oder zum Supermarkt gehen, den vollen bärigen Einkaufsbeutel an der Info parken und dann das Fleisch kaufen.

Ich entschied mich für die erste Variante und wurde fündig, ein Biofleischwagen. Hähnchenbrustfilet gab es dort auch. Ich brachte also mein Anliegen vor: Ca. 800 g Hähnchenbrustfilet. OK, knapp darunter war dann auch in Ordnung. Als ich dann den Preis hörte, bin ich fast ohnmächtig auf dem Markt lang hingeschlagen. Über 20 Euro sollte ich dafür bezahlen. Hm, ohne mit der Wimper zu zucken kramte mich mein Geld zusammen und bezahlte. Ich bat Bernd dann später, das Curry unbedingt zu geniessen.

Es ergab sich im Lauf der Woche, dass ich für einen leichten Salat Hähnchenbrustfilet brauchte. Mittwoch war wieder Markt, und siehe da, der Geflügelhändler meines Vertrauens war anwesend. Ich schaute auf das Preisschild. Für 1 kg Hähnchenbusen wird da knapp 11 Euro verlangt. Ist natürlich kein Biotitt.

Als ich die Fleischwürfel gebraten hatte, probierte ich natürlich. Einen Geschmacksunterschied zum dem teuren Fleisch konnte ich nicht feststellen, und es war genauso saftig.

Wenn ich Bananen möchte, kauf ich immer Biobananen, nicht die mit dem blauen Aufkleber, die schmecken nach nichts. Merkwürdig – die Biobananen kosten genauso teuer wie die anderen. Und schmecken viel aromatischer.

Wieso geht das bei Bananen, dass die Biodinger nicht mehr kosten als die anderen? Ist es gerechtfertigt, bei Hähnchenbrustfilet so richtig zuzulangen und mehr als das Doppelte zu verlangen als für „gewöhnliche“ Fleisch?

Jedenfalls kaufe ich an dem Biostand kein Fleisch mehr. Für einen Preisunterschied von ca. 10 Euro kann ich den vollen Einkaufsbeutel auch im Supermarkt an der Info parken und dort das kaufen, was ich auf dem Markt nicht bekommen habe. Für 10 Euro Preisunterschied kann ich sogar nach Hause gehen, meine Markteinkäufe deponieren und gehe dann wieder los. 10 Euro für insgesamt ca. 20 Minuten Fussweg ist leichtverdientes Geld.

Ich hatte ja erwartet, dass das Biofleisch teurer ist. Aber so viel? Und warum gibt es bei Bananen keinen Preisunterschied? Gerechtfertigt ist der hohe Preis jedenfalls nicht – aus meiner Sicht.

30 Gedanken zu „Bio = doppelter Preis?

  1. Elke

    Und dazu kommt dann auch noch, dass man nie sicher sein kann, was der Händler einem da als Bio in die Tüte packt. Weißt Du, ob er nicht aus einer supergünstigen Quelle völlig normales Fleisch ankauft und den Kunden als Bio teuer vertickt? Ich würde auch nicht das Doppelte bezahlen. Bekloppt. LG und lasst es Euch schmecken – Bio oder nicht, Hauptsache lecker – Elke

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    1. Hans-Georg

      Da die Konsitenz des Fleisches vor, während und nach dem Braten die gleiche war wie bei „normalem“ Fleisch, könnte man wirklich annehmen, dass es nur als Bio-Fleisch vertickt wurde.

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  2. ossi1967

    Es ist natürlich zu hinterfragen, ob sie Dir für die 20 Euro wirklich Biohendl angedreht haben, wenn Du keinen Geschmacksunterschied feststellen konntest. Ich hab dem meinigen die Bio-Dinger mittlerweile verboten… nicht des Preises wegen, sondern weil sie festeres, dunkleres Fleisch haben und viel saftiger sind. Das mag ich nicht.

    Der Preisunterschied wird wohl daher kommen, daß bei der Hendlzucht fürs „Bio“ allein schon ein Vielfaches an Platz nötig ist… Und Grund und Boden ist in Europa nun mal teuer. Ob dann spezielle Futter- und Hygienevorschriften auch noch so ins Geld gehen weiß ich nicht. Im Gegensatz dazu wird bei der Bio-Banane die chemische Keule durch manuelle Arbeit ersetzt – in einer Weltgegend, in der die menschliche Arbeitskraft nichts kostet. Wahrscheinlich kostet der Transport der Früchte vom Hafen in den Supermarkt mehr als der Anbau, egal ob biologisch oder nicht.

    Ganz unabhängig davon wär die Motivation fürs Kaufen von Bioprodukten ja auch nicht, daß sie besser schmecken. Da gehts eher ums große Ganze. Die Welt retten und so.

    Und: Egal wie viel Du für Dein Fleisch bezahlst, es ist zu wenig. Selbst wenn das Hendl sein Etikett „Bio“ redlich verdient haben sollte. Fleisch ist zu billig bei uns.

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    1. Hase II

      Also, da muss ich jetzt auch noch meinen Senf dazugeben *g* … BIO impliziert, dass es besser für den Menschen und besser für das Tier ist. Leider führt uns die Lebensmittelindustrie da ganz gewaltig an der Nase herum. So ist z.B. für ein konventionelles Mastschwein in Mindesplatzbedarf von 0.6 m2 einzuhalten. Bei Bio-Schweinen sind es gerade mal 1 m2. Also gar nicht soo viel mehr (das ist mein aktueller Wissenstand, könnte sich aber schon wieder geändert haben). Was den Preisunterschied ausmacht ist, dass beim Bio Schwein auch tatsächlich nur Bio Futter (also mit weitaus geringeren Pestizidmengen) verwendet werden darf. Ähnliches gilt demnach wohl auch für Hühner. Das Bild, das wir im Kopf mit BIO verbinden, sind aber freilaufende, artgerecht gehaltene Tiere. Das stimmt so natürlich nicht und führt den Konsumenten völlig in die Irre. Doppelter Preis für Bio ist daher mehr als nur überteuert, ich vermute mal, sogar Abzocke. Anders würde es sich verhalten, wenn das Hühnerfleisch von artgerecht gehaltenen Tieren stammen würde. Diese Tiere dürfen so leben, wie es die Natur vorgesehen hat … mit genügend Auslauf auf einem Gelände, wo sie ihre Ur-Instinkte wie Scharen, Sandbaden etc. ausleben können. Die Qualität dieses Fleisch ist tatsächlich völlig anders: viel dünkler, weil stärker durchblutete Muskelfasern, bissfeste Konsistenz, aber wesentlich g’schmackiger.

      Im Prinzip teile ich die Meinung vom lieben Ossi: Fleisch ist viel zu billig bei uns! Ich will mich einfach nicht daran gewöhnen, dass ein Kilogramm Hühnerfleisch (von der Brut über die Aufzucht bis hin zur Schlachtung, Verpackung, Transport, Verkauf im Supermarkt) gleich viel kosten kann wie ein Kilo Bio Kartoffel … da ist schon etwas ganz gehörig aus dem Gleichgewicht geraten. Und wenn man sich ein wenig in die Thematik hineinliest, dann kommt man auf noch ganz andere Themenbereiche … nämlich z.B. dass Hühnerfleisch in Deutschland und Holland – um bei den Stückpreisen noch gewinnbringend verkauft werden zu können – in solchen Massen hergestellt werden muss, dass ein Absatz gar nicht mehr möglich ist. Der erwirtschaftete, viel zu hohe Fleischüberschuss wird daher mit Agrar-Subventionen billig z.B. nach Afrika verkauft, was den Preis der dort ansässigen, lokalen Bauern in den Keller treibt. Die können dann dort ihre Hühner nicht mehr verkaufen und gehen pleite … und landen dann als Wirtschaftsflüchtlinge eines Tages in Europa, weil dort muss irgendwo das Paradies sein … es ist schon alles ein bisschen krank … *seufz*

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    1. ossi1967

      Naja: Es geht ja nicht darum, wieviel Du bereit wärst zu zahlen. (Ich hätt meinen Lungenbraten auch gern um einen Euro und 20 Cent.) Es geht um die Produktionsbedingungen, die den Preis ermöglichen. Und da besteht doch (Stichwort Massentierhaltung, Tiertransporte,…) weitestgehender Konsens darüber, daß diese Bedingungen in Wahrheit unhaltbar sind. (Auch ein Biohendl kommt ja nicht von der grünen Wiese am romantischen Bauernhof.) Kurz: Wir jammern zwar immer über die subjektiv zu hohen Preise, wundern uns aber dann, wenn Pferdefleisch vom Balkan in der Lasagne ist.

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      1. Hans-Georg

        Ich bin gern bereit, für ein gutes Fleisch auch mehr zu bezahlen, kommt halt darauf an, wofür ich das haben möchte.
        Und gegen Pferdefleisch ansich habe ich überhaupt nichts, das ist sehr sehr lecker!

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  3. Silberlady

    Der Preis ist heftig, schon Unverschämt.
    Bio oder nicht und ich glaube dieses Bio-Gesummse eh nicht.
    Wir essen wenig Fleisch, aber wenn, dann will ich Gutes.
    So eines was uns schmeckt, nein nicht vom Billigladen, aber auch nicht von
    solchen Bioschummlern.
    Schönes Wochenende wünscht Silberlady

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    1. Hans-Georg

      Tja, ich weiss ja nicht, ob es ein Schummelding war. Der Wagen gehört zu einer bekannten Biomarke.
      Viel Fleisch essen wir auch nicht, nicht weil wir es nicht essen wollen oder weil’s zu teuer ist. Es gibt halt auch andere schöne Dinge. Wir essen immer das, wo wir gerade Appetit drauf haben.

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  4. Arne

    Der Kunde möchte in diesem Land einfach verarscht werden.

    Als Kind vom Land/Bauernhof weiß ich, dass an Bio Produkte eine ganze Menge Leute verdienen, nur nicht der Landwirt, der dafür schuftet.

    Zumal dieses Bio Siegel sehr leicht zu erhalten ist. Es soll ja Landwirte geben, die kaufen sich das Obst/Gemüse im Ausland und deklarieren es hier als Bio.

    Die Mär, das Bio Fleisch nicht gespritzt ist und besonders gesund ist, kann ich auch nur mit einem Kopfschütteln hier eintippen.

    Schönes Wochenende und einen guten Appetit!

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    1. Hans-Georg

      Beide Sorten, die vom Biowagen und die vom Geflügelschlachter, hatten jedenfalls keinen Wasserverlust beim Braten. Es schien mir, als würde es sich um das gleiche Fleisch handeln.
      Sonntag gib’s Leber aus Spanische Art.

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  5. Inge

    Hallo Hans-Georg,

    das ist das Geschäft der Geschäfte! Nicht nur doppelter Preis, auch die Qualität lässt oft zu wünschen übrig. Ich kaufe nur Bio, wenn nichts anderes da ist, denn dem ganzen Spuk glaube ich nicht immer. Montags schaue ich gern „Markt“ im Dritten, sehr empfehlenswert.

    Gruß von Inge

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    1. Hans-Georg

      Die Qualität war, nach meinem laienhaften Verstand, die gleiche wie die des preiswerten Produktes. Inge, zu dem Preis werde ich da jedenfalls nicht nochmal kaufen. Gegenüber ist der Supermarkt, dort gibt es immer Hähnchenbrustfilet. Wenn’s kleingeschnitten wird und als Ragout gegessen wird, ist es eh egal.

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    2. Holger

      Aufgrund der vielfältigen Meinungen zu diesem Thema will ich mich – selten genug – auch einmal beteiligen.

      Wenn es um die Ernährung geht, muss man sich entscheiden: 1. Will ich meinem Körper grundsätzlich gesunde Nahrungsmittel zuführen oder bin ich auch bereit, nahrungsfremde, zur Profitmaximierung des Herstellers/Erzeugers zugesetzte Streckmittel, Wasser, Pestizide, Medikamente u.ä. zu essen? 2. Lege ich Wert auf eine artgerechte und gesunde Tierhaltung oder ist mir die Anzahl der Hühner pro Quadratmeter egal?

      Wenn ich mich für die beiden ersten Alternativen entschieden habe, aber mein Budget knapp ist, kann ich mich beim Kauf von Fleisch einschränken (weniger als 7mal in der Woche) oder zumindest bei einem Schlachter/Metzger oder Landwirt meines Vertrauens kaufen, das muss ja nicht Bio sein. Dann weiß ich aber, dass mein Fleisch nicht aus Massentierhaltung stammt (jedes TK-Hähnchen wiegt 1000 g ?! Ich muss mich schütteln) Da bekommt man dann 1 Hähnchen von 3 kg für 15 – 17 Euro und hat 2 Tage etwas davon.

      Der Stand auf unserem Wochenmarkt wird von einem bekannten Biohof drei Dörfer weiter unter der Marke demeter betrieben. Demeter ist nun mal das älteste und am strengsten kontrollierte Bio-Label und ist über jeden Verdacht der Manipulation erhaben. Ich erspare mir hier entsprechende Wikipedia Zitate. Wie Ossi schon schreibt, braucht die Produktion von Bioware mehr Platz, wegen des Verzichts auf Antibiotika eine besonders penible Hygiene und mehr Handarbeit und Zuwendung. Dazu kommt ein Ausgleich für geringeren Ertrag wegen des Verzichts auf Wachstumsbeschleuniger und chemischen „Pflanzenschutz“.

      Natürlich geht auch derjenige, der Wert auf eine gesunde Ernährung legt, wenn er denn nicht Sektierer ist, gelegentlich Kompromisse ein. Das heißt aber nicht, dass er sein Fleisch bei A und L kaufen wird.

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      1. Hans-Georg

        Hallo Nachbar, schön dich auch mal hier zu sehen.
        Bei A und L würde ich nie nich mein Fleisch kaufen. Hätte starke Bedenken, dass beim Braten ziemlich viel Wasser austritt und ich dadurch dann doch einen höheren Preis bezahle.
        Viel Fleisch essen wir ja nicht, aber das von mir angeführte Beispiel ist mir dann doch zu krass um weiterhin dort zu kaufen.
        Man müsste mal fragen, wo der Geflügelhöker sein Fleisch bezieht.

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  6. Wolfi aus der Warmen Küche

    Oh, ein Thema für mich! 🙂

    Also, ich denke folgendes:
    1 kg Hendlbrust aus artgerechter Haltung ohne wachstumsförderndes Futter ist mit +/- 20 Euronen mehr als gerecht bepreist. Du musst bedenken, dass ein „normal“ aufgewachsenes Hendl nicht einmal 1 kg Hendlbrust hergibt. Da muss es manchmal schon mehr sein. Denn eine „normale“ Hendlbrust wiegt +/- 500 Gramm. Also brauchst Du zwei Tiere für’s Kilo. Und wenn die Hendln auch ein gutes Leben hatten, dann dauert das einfach länger, als wenn sie mit Hormonen „aufgeblasen“ werden. Denn im Grunde genommen sind die € 5,99 / kg Hendlbrüste nix anderes als Monsterküken, die nicht annähernd die gebührliche Zeit bekommen haben, normal heranzuwachsen.
    (Ich merke selber grade, wie oft ich das Wort „normal“ verwende… es ist leider immer noch nicht so fix in den Köpfen der Menschen, dass Fleisch einfach was kostet, also zur Zeit „abnormal“ bepreist ist. Und ich bin also auch der Meinung, dass Fleisch wesentlich teurer sein sollte, als es zur Zeit ist. Es würde nicht zur helfen, dieses Nahrungsmittel wesentlich mehr zu schätzen, es würde auch der Umweltbelastung mehr Rechnung tragen: Die Herstellung von Fleisch benötigt Unmengen von Wasser, beispielsweise. Ich habe da mal einen Artikel gelesen, der hat mir fast die Schuhe ausgezogen. Unglaublich, wie sehr hier die Umwelt belastet wird und dennoch der Preis unangemessen niedrig ist.

    Ich würde gerne wissen, woher der Bio-Standler sein 11 Euro-Hendlbrüsterl her hat – ob es da auch eine genaue Angabe des Bauern gibt und ob er die Tiere auch in Bio – Freilandhaltung leben lässt?
    Es ist ja auch so eine Etikettenschwindlerei: „Bodenhaltung“ impliziert ja bei vielen Leuten schon: “ Oh, das ist gut genug… die Henderln müssen nicht im Käfig herumhocken, sondern können *ja eh* am Boden herumspazieren…!“ Nur: Da spazieren keine Henderln herum wie wir am Sonntag nachmittag bei heitrem Sonnenschein… da sind halt zwanzig Hendln auf einem Quadratmeter zusammengepfercht. Bodenhaltung: Ja, eh. Nur welche, halt. 😉

    Ich wage eine ziemlich forsche Forderung, aber stehe dazu:
    Fleisch – und zwar gutes, aus artgerechter Haltung – sollte auf jedenfall viel, viel mehr kosten als das, was man uns vielerorts mit hübschen, bunten Etiketten als solches verkaufen will. Nicht nur, weil es viel besser schmeckt, sondern auch weil die Viecherln ein gutes Leben verdient haben, bevor wir sie verspeisen. Und das kostet eben mehr.

    Wärmste Grüße aus der Küche! :-))

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    1. Hans-Georg

      Moin Wolfgang.
      Ich hatte schon „befürchtet“, dass du dich zu dem Thema zu Wort melden würdest.
      Es ist natürlich ein Thema, über welches man trefflich stundenlang bzw. seitenlang diskutieren kann.
      Eins sei mir zu deinen Worten gesagt: Einen Qulitäts- bzw. Geschmacksunterschied zwischen beiden Qualität ließ sich nicht feststellen. Beim Braten trat kein Wasser aus, das Fleisch war fest und saftig. Du kannst mir glauben, dass ich besonders intensiv „hingeschmeckt“ habe ob des hohen Preises und danach bei dem niedrigen Preis.
      Bei dem von mir angeführten Beispiel mit den Bananen ist sehr wohl ein Geschmacksunterschied festzustellen. Die Biobananen schmecken nämlich viel bananiger als die mit dem blauen Aufkleber drauf.

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      1. ossi1967

        Hans-Georg, wir werden immer aneinander vorbei reden, solange Du das Thema am Geschmacksunterschied festzumachen versuchst. Das Label „Bio“ sagt nichts über besseren Geschmack aus. (Eh klar – der ist ja auch subjektiv.) Das ist ein bißchen so, als ob man sich bei einer Buchbesprechung über die Gestaltung des Covers unterhält.

        Ob ein Lebensmittel schmeckt, ist nur ein Kriterium von vielen bei der Kaufentscheidung. Ein anderes ist, ob es aus 5.000km Entfernung angekarrt wurde oder direkt aus der näheren Umgebung stammt. (Auch darüber sagt „Bio“ übrigens nichts aus.) Außerdem überlegt man sich, zu welchem Händler man geht (was gewisse Marken und Produkte ausschließt) und von welchem Produzenten man – Qualität hin oder her – vielleicht nichts haben möchte. Usw. usw. … und eins dieser Kriterien ist halt dann, unter welchen Produktionsbedingungen das Lebensmittel hergestellt wurde. (Pestizideinsatz, Tierquälerei,…) Nur darüber sagt die Bezeichnung „Bio“ etwas aus – und das nur in Form sehr bescheidener Mindeststandards, die für sich allein keineswegs ein gutes Gewissen machen können beim Einkauf. (Daher auch meine Aussage, daß Fleisch sowieso zu billig ist, auch das Biofleisch.)

        Ich bin aber sehr dankbar für diese Diskussion, weil ich keine Vorstellung davon hatte, wie verbreitet Mißverständnisse in diesem Bereich sind. Viele Kommentare hier gehen ja in die Richtung von: „Bio muß besser schmecken – wenn nicht, dann ist es das Geld nicht wert oder von vornherein nur esoterisches ‚Bio-Gesummse‘.“ Und das find ich durchaus spannend, weil ich nicht annehme, daß diese Meinung zufällig nur unter den Lesern Deines Blogs so verbreitet ist. Das wird schon eine zumindest in Deutschland verbreitete Ansicht sein – und mir ist sie völlig neu. Solche erkenntnisse liebe ich immer im Internet. 🙂

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        1. Hans-Georg

          Ja Ossi, ein wichtiges, wenn nicht das wichtigste überhaupt, ist das Geschmackskriterium. Was nützt es, wenn ich viel Geld für einen Busen von glücklichen Hühnern kaufe und der schmeckt nach nichts. Ich wiederhole mich wenn ich sage, dass beide Sorten supergut schmeckten, frisch aus der Pfannen und ungewürzt!
          Es ist mir schon klar, dass Biofleisch teurer sein muss als eine Supermarktqualität. Aber ist es gerechtfertigt, mehr als das Doppelte zu verlangen? Und ich spreche hier nicht vom Vergleichspreis von Supermarktware.
          Ihr argumentiert, dass Fleisch eh viel zu billig ist. Aber das Argument dafür seid ihr mir bislang schuldig geblieben.

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          1. ossi1967

            Ich streit ja nicht ab, daß Geschmack ein Kaufkriterium ist – ich kauf ja auch ungern Dinge, vor denen mir graust. 😆
            Aber ich lasse bei zwei ungefähr gleich gut schmeckenden Produkten nicht nur mehr den Preis entscheiden. Es spielt eben ein Mix aus all die anderen Kriterien mit eine Rolle, die ich oben aufgezählt habe.

            Ich war nicht darauf vorbereitet, die Aussage „Fleisch ist zu billig“ argumentieren zu müssen – wie gesagt, ich habe zuvor niemanden gekannt, der das nicht so sieht. 🙂

            Aber gleich im zweiten Kommentar hab ichs dann nachgeliefert:
            „Es geht um die Produktionsbedingungen, die den Preis ermöglichen. Und da besteht doch (Stichwort Massentierhaltung, Tiertransporte,…) weitestgehender Konsens [das war mein Irrtum; Anm.] darüber, daß diese Bedingungen in Wahrheit unhaltbar sind.“ Heißt: Ein angemessener Preis ist, was die Produktion unter vertretbaren Bedingungen kostet. In Bezug auf Tiere gehören dazu eben die Haltungsbedingungen, das verwendete Futter, der Verzicht auf Medikamentencocktails, die Umstände der Schlachtung… Dazu gehört natürlich auch, daß der Bauer für die Arbeit angemessene Entlohnung bekommen muß und die Landwirtschaft nicht zur ausgelagerten Produktionsstätte der großen Lebensmittelketten wird, die (was mittlerweile Realität ist) als Nebenjob betrieben werden muß.

            Wenn diese Voraussetzungen alle erfüllt sind, sind die €20 nicht mehr zu halten, denn: Auch die Bio-Standards stellen nur eine Minimalanforderung dar, die immer noch weit weg ist von wirklich artgerechten Haltungsbedingungen. Sie müßten verschärft werden.

            Die Realität ist halt: Der Konsument ist zwar in der Theorie gegen grausame Tiertransporte und Massentierhaltung, wenn er auf YouTube die Videos darüber sieht. In der Praxis will er aber auf die tägliche Fleischportion nicht verzichten, die man sich (bei durchschnittlichem Einkommen) nur dann leisten kann, wenn die Viecherln eben genau so industriell verarbeitet werden. Drum werden die Mindeststandards nicht angepaßt. Da funktioniert die Demokratie. :p

      2. Wolfgang

        Also, bitte! Nu höar mal! *händeindiehüftenstemm*… BEFÜRCHTET??
        *schelischguck*

        Also, *ich*, mein lieber Hans-Georg, freue mich immer, wenn Du bei mir drüben was reintippselst… gefürchtet hab‘ ich mich davor noch nie. *LOL*

        Wie Du schon gesagt hast: DU kannst keinen Qualitätsunterschied feststellen. Das ist genau der Punkt: Jeder empfindet den Geschmack ganz subjektiv. Gottchen-sei-dank. Stell Dir vor, wir würden alle gleich schmecken! *huch!* 😉

        Ich verstehe Menschen sogar, die – wie der Herr Oskar – lieber *nicht* den ‚Bio-Geschmack‘ haben… speziell beim Hendl. Da isses halt eher fester in der Konsistenz, das Fleisch. Und die meisten haben’s halt lieber weich. Ich sag Dir was: Beim den Bresse-Hühnern, zum Beispiel, ist es so, dass das Fleisch vom vielen Herumhüpfen der Viecherln in der freien Natur viel mehr Muskelfasern hat. Das hat zur Folge, dass es viel fester ist und mit der herkömmlichen Garmethode (180-200 Grad, eine Stunde) fast ungenießbar ist, weil viel zu hart.
        Da muss man dann 2,5 Stunden bei 140 Grad garen… dannn wird´s fabulantastisch. 🙂

        Aber ich schweife ab… *gg*

        Wie gesagt: Man kann kann den Geschmack nur ganz subjektiv für sich entscheiden und dann abwägen, ob’s einem mehr wert ist.
        Mir isses das. 🙂

        *knuffi*

        W.

        Antworten
        1. Hans-Georg

          *lach* – ich glaub wir kennen uns gut genug um zu verstehen, wie ich das gemeint habe!
          Um den Geschmackstest zu machen müsste man mal eine Blindprobe machen, also jetzt bei den beiden verschiedenen Brüstchen, die ich im Bäreneinkaufsbeutel hatte.

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  7. Hans-Georg

    Ossi, was bei Tieren z.B. die artgerechete Haltung ist, wäre doch beim Getreide-, Obst- und Gemüseanbau „artgerechter Anbau“. Wenn man das also auf die gesamte Landwirtschaft ausdehnen würde, und wir nur darauf achten würden, ob die Äpfel glücklich waren am Baum, ob die Paradeiser glücklich in der Sonne gestanden haben, ob sie mit biologisch reinem Wasser gewässert wurden, dürften wir aber wirklich gar nichts mehr essen, weder Fleisch, noch Brot, noch Gemüse noch Obst. Und nicht nur, dass wir das dann nicht mehr essen dürften – vermutlich wären wir eh schon alle verhungert.
    Nein, so leicht mach ich mir das nicht.
    Man kann in allem einen Haken finden, der einem nicht passt. Und ja, ich esse Krabbensalat, dessen Krabben in Marokko oder Polen gepult worden sind, und ja, ich esse Mango, die tausende Kilometer durch die Weltgeschichte transportiert wurden. Bei Bananen ist es doch das gleiche, bei Orangen, Grapefruit – ja, selbst simpler Schwarztee kommt aus Asien und wird nicht wenigstens in Europa geerntet. Und wie sieht es mit Kaffee aus?
    Ich will nicht bei jedem Bissen darüber nachdenken, ob die Kuh so glücklich gelebt hat, dass sie kurz vor der Schlachtung noch gepoppt hat, ich will nicht bei jedem Schluck darüber nachdenken, wo mein Kaffee herkommt. Man macht sich das Leben dadurch doch erst selbst schwer – als gäbe es nicht genug andere Probleme auf der Welt.
    Genuss ist, wenn es schmeckt. Und für Genuss gebe ich auch gern ETWAS mehr Geld aus. Nach wie vor gilt für uns: Wir essen und trinken worauf wir Appetit haben – egal wieviel tausend Kilometer das transportiert worden ist.

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  8. Silberlady

    Hallo Hans -Georg,
    Du gibst bestens meine Meinung wieder.
    Danke, ich hätte es nicht so gut ausdrücken können.
    Ja und dann noch Bio-Gesummse, es bleibt für mich stehen,
    doch esoterisches Bio-Gesummse? Nö, eher nicht.
    Gruß die Silberlady

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