Von weit her

Vor ein paar Tagen am Fischwagen meines Vertrauens, vor mir 2 ältere Damen, die wohl einen Salat mit Flusskrebsen kaufen wollten. Eine der Damen fragte die Fischfachverkäuferin, wo denn die Flusskrebse herkämen. Die Verkäuferin nahm das Schildchen, welches im Salat steckte, konnte darauf aber nicht die Herkunft der Krebse entdecken. Sie meinte dann, dass die wohl von weit her kämen. Es wurde noch ein wenig mit der Kundin darüber gesprochen. Ich war drauf und dran den Einwurf zu machen, dass die Krebse sicher aus dem Wasser kämen, konnte mich aber zurückhalten. Wie es schien, wollte die Kundin einfach nur ihre Überlegenheit ausspielen und kundtun, dass sie schon mal was von Lebensmitteln aus der Region gehört hätte. Sie entschied sich dann nämlich für einen ganz ordinären roten Heringssalat, ohne nachzufragen, wo denn die Heringe gefangen oder die roten Beete geerntet wurden.

Ich wusste genau, was ich wollte, nämlich einen Husumer Heringstopf. Ich verkniff mir die Frage, ob der denn auch aus Husum käme. Kommt er nämlich nicht, denn der wird vom Händler selbst zusammengemischt und ich weiss, wo der sein Domizil hat, nämlich in der Region, auf der anderen Elbseite. Hier kann man unter anderem eine delikate Fischplatte sehen, die ich da mal persönlich bestellt hatte. Ach, das ist auch schon wieder 5 Jahre her.

Übrigens: Wir kaufen uns das, worauf wir Appetit haben, egal ob z.B. die Nudeln aus Italien kommen oder in Deutschland hergestellt wurden. Die Krabben im Krabbensalat werden eh erst nach Marokko transportiert um dort gepult zu werden bevor sie in Deutschland zu Krabbensalat verarbeitet werden. Bananen wachsen in Deutschland auch nicht und jeder isst sie. Also was soll das Getue nur das zu essen, was aus der Region kommt?!

6 Gedanken zu „Von weit her

  1. Nickeneck

    Flusskrebse habe ich noch probiert. Schmeckt das?

    Beim Stichwort Nudeln fällt mir ein, dass ich mal wieder bei La Vialla bestellen müsste. Den Tipp habe ich damals von euch bekommen.

    Das war das! Best wishes.

    Antworten
    1. Hans-Georg

      Flusskrebse sehen so ähnlich aus wie kleine Hummer. Ich hab sie auch noch nicht gegessen, denke aber, sie schmecken ähnlich wie Garneelen, nur das Fleisch wird fester sein.

      Bei La Vialla bestellen wir auch eher unregelmäßig, aber gern auch ein Geschenpaket für Freunde bei irgendwelchen Anlässen.

      Antworten
  2. Ingrid

    Hm, das kommt mir jetzt so vor, als hättest du bei mir etwas darüber gelesen, was dich zu diesem Artikel animiert hat. Ich mische mich zwar nicht ein, wenn jemand nicht vertretbare Sachen kauft, wie z.B. Erdbeeren und Spargel außerhalb der Saison, aber ich heiße das auch nicht gut. Dafür gibt es gute Argumente, die ich aber hier nicht ausbreiten will. Das aber als ‚Getue‘ zu bezeichnen, finde ich unfair und unangebracht. Und das Bananen-Argument finde ich sehr überzeugend (Ironie-aus). Ich esse übrigens keine.

    Antworten
    1. Hans-Georg

      Hi Ingrid!
      Dieser kleine Bericht ist unabhängig von etwas, was in deinem Blog stehen mag. Es ist wohl eher Zufall, dass er zeitlich mit der „Entdeckung“ deines Blogs zusammenfällt.
      Nun, es kommt halt darauf an, wie jemand sich artikuliert, wenn er/sie gewisse Dinge sagt. Insofern kann ich ruhigen Gewissens behaupten, dass das „Getue“ war. Es schien so, als wenn die Dame auf die Flusskrebse fokussiert war und niemals beabsichtigte, den Salat zu kaufen.
      Gewisse Dinge gibt’s bei uns auch nur, wenn sie Saison haben. Es ist ja oft so, dass z.B. importierte Erdbeeren gar nicht schmecken. Ausserdem kann man sie, bleiben wir mal bei den Erdbeeren, in der relativ kurzen Saison, viel mehr geniessen.

      Antworten
      1. Ingrid

        Wenn du dich nur auf diese Dame beziehst, ist es OK. Regional (der Käse 😉 und saisonal sind mir ein wichtiges Anliegen, nicht zuletzt aus Umweltschutzgründen. Wir hören nachts immer ein Flugzeug mit ziemlich lautem Motor. Ich kann es zwar nicht belegen, aber ich bilde mir ein, das bringt Bananen oder Tulpen oder anderes Unnützes von sehr weit her. Falls es dich allerdings beruhigt: ich esse zwar keine Bananen, kann aber auf Äpfel nicht verzichten. Die sind auch irgendwann weder saisonal noch regional (meine kleinen Sünden).

        Was du zum Geschmack und zur Freude schreibst, das liest sich ja jetzt ganz anders als: ‚Wir kaufen das, worauf wir Appetit haben.‘ Ich freue mich schon seit Wochen auf den ersten Spargel aus dem Vorgebirge westlich von Köln. Bald ist es so weit. Früher habe ich auch im Winter Tomaten gekauft, das aber schon lange nicht mehr, weil alles Nicht-Saisonale meist auch nicht schmeckt.

        LG und einen schönen Abend,
        Ingrid

        Antworten
        1. Hans-Georg

          Den 1. Spargel gibt’s bei uns traditionall am 1. Mai, unabhängig davon, ob er regional schon früher angeboten wird. Sonst würde sich die Spargelsaison ja ziemlich in die Länge ziehen und es bestünde die Gefahr, sich in der Kürze der Zeit daran überzuessen.
          Erdbeeren kommen auf den Tisch sobald sie regional angeboten werden.

          Tomaten, die ein gutes Aroma haben, sie eh immer schlecht zu bekommen. Ich weiche, wenn möglich, immer auf Tomatenpampe aus Dosen aus, also gestückelte Tomaten.

          Antworten

Schreibe einen Kommentar zu Hans-Georg Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert