Ein erstes good bye

Wer regelmässig hier liest weiss, dass ich nur noch 2 Monate und dem Rest von diesem arbeiten muss. Heute musste ich mich das erste Mal von jemandem Verabschieden, es war ein Kapitän unserer Flotte.

Auch Kapitäne haben natürlich Urlaub. Abhängig von der Zeit, während der sie an Bord waren, und abhängig von persönlichen Bedürfnissen, wie z.B. Konfirmation der Kinder, Silberhochzeit usw., betragen die Urlaubszeiten zwischen etwa 2 – 3 Monaten – je nach Abstimmung mit ihrem Ablöser.

Heute eröffnete mir am Telefon ein Kapitän, dass er am Wochenende im nächsten Italienischen Hafen abgelöst werden würde. Ich fragte ihn, wann er denn zurück an Bord käme. Das wird erst in 3 Monaten, ca. Mitte April sein. Ich erzählte ihm dann, dass ich dann nicht mehr in der Firma sein werde. Als wir uns dann verabschiedeten, verursachte das bei mir schon eine Gänsehaut.

In den nächsten Wochen wird das vermutlich so weitergehen, sozusagen ein Abschied auf Raten.

9 Gedanken zu „Ein erstes good bye

  1. Jane Blond

    Abschiednehmen von Lebensabschnitten ist nie schön. Egal, ob es ein Abschied aus dem Berufsleben ist, oder ob die Kinder flügge werden. Man muss sich neu ordnen, orientieren. Etwas, das immer viel Zeit braucht, und das, bei aller Vorfreude auf Neues, einen traurigen Beigeschmack hat :-/

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      1. Jane Blond

        Das darf aber auch so sein. Wäre es anders, würde ich mich – beträfe es mich selbst – hinterfragen, ob ich nicht irgendwas falsch gemacht habe, dass scheiden nicht wehtut.

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        1. ossi1967

          Naja, ich weiß nicht, wenns den Beruf betrifft… Bei uns in der Firma sind in der letzten Zeit doch ziemlich viele Kollegen gegangen. Manche aus Altersgründen, manche aus anderen. Manche wurden auch gegangen.

          Aber: Kein einziger, nicht ein einziger, war irgendwie traurig oder wehmütig. Ganz im Gegenteil. Da wird sich schon Monate drauf hin gefreut (wenn mans vorher weiß *gg*), jeder beneidet einen… Und wenn man die Leute ein halbes Jahr später wieder trifft, sehen sie 10 Jahre jünger und unendlich viel glücklicher aus.

          Daß da jemand auch nur einen Anflug von Trauer/Wehmut verspürt hätte – nie.

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          1. Hans-Georg

            Wenn man, so wie ich, über 20 Jahre mit den Leuten zusammengearbeitet hat, Leute, die einem zum Teil recht lieb geworden sind, ist das vielleicht etwas anderes. Allein der Gedanke, gerade mit diesem Kapitän, von dem ich mich gestern verabschiedet habe, nie wieder ein Wort zu wechseln, ist doch sehr merkwürdig.
            Vielleicht liegt es auch daran, dass man als Schifffahrtsmensch nicht einfach Akten bearbeitet sondern ein Gefühl dafür Kapitän, Besatzung und die gewalten der Natur haben sollte. Ich habe schon sehr früh in meinem Arbeitsleben behauptet: Schiffe haben eine Seele. Du hast 2 baugleiche Schiffe, das eine magst du, das andere nicht.
            Mir dreht sich das Herz um, wenn ich Bilder von havarierten Schiffen sehe, die kieloben in der See treiben weil sie gekentert sind.

          2. ossi1967

            Wahrscheinlich hast Du einfach das große (und seltene) Glück, daß Dir Dein Beruf auch Spaß macht… oder zumindest etwas bedeutet. Das ist bei uns nicht so verbreitet. 🙁

            Herzlichen Glückwunsch dazu – im Nachhinein sozusagen. So ist das halt bei jedem anders.

  2. Hans-Georg

    Ossi, ich bin nie nie morgens ins Büro gefahren mit dem Gedanken: Scheisse, dass du da nun wieder hin musst. Natürlich gibt es Tage, die im Geschäftsbetrieb scheisse sind. Und ja, mir bedeutet es was, was ich ca. 45 Jahre gemacht habe. Allein schon deswegen weil ich für mich behaupten kann, dass ich Verständnis für die Leute habe, die bei Wind und Wetter zur See fahren. Wobei, da gibt es manchmal auch Dinge, wo man sich fragt, ob die Schiffsleitung da richtig reagiert hat.

    Aber eins ist ganz klar: Ein Kapitän auf See entscheidet ganz für sich allein, ,was zu tun ist. Im Zweifel sollte er sich gegen die Anweisungen seiner Reederei auflehnen. Wir im Büro machen ihm da keine Vorschriften, dies oder jenes zu tun oder nicht zu tun. In gewissen Situationen kostet es die Reederei Geld, manchmal viel Geld. Aber da können wir nicht reinreden weil es im Seenotfall auf uns zurückfallen könnte.

    Ich habe diesen Job gern gemacht weil es kein tturer Job nach Aktenlage ist, weil er manchmal Fingerspitzengefühl erfordert. Es ist kein Job, den man vorhersehen kann. Es gibt immer wieder Situatione, die keinem von uns je vorher untergekommen sind. Sehr abwechslungsreich, immer wieder was neues, manchmal auch stressig. Aber ich bedauer nicht, diesen Weg eingeschlagen zu haben.

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    1. ossi1967

      Ja, wie Gerrit schon sagte: Das ist gut so. Und Du hattest großes Glück damit.

      Wenn ich mich so umschau (nicht nur bei uns im Büro, nein, überhaupt unter meinen Freunden und Bekannten), da gehts in der Regel über ein bloßes „Scheisse, dass du da nun wieder hin musst“ in der Früh hinaus. Da reden wir von körperlichen Symptomen wie Übelkeit, Bauchschmerzen, Schlafstörungen. Da werden Leute direkt aus dem Büro raus abgeholt und für ein paar Monate in der Klapse geparkt, weil sie’s nicht mehr ertragen. Irgendwann kommen sie zurück und arbeiten auf Teilzeit weiter… bleibt ihnen ja nichts anderes übrig, von irgendwas müssen sie ja leben und der Kredit ist auch noch nicht abbezahlt. Meine Ärztin hat auch eine Liste von Dingen, die zu behandeln sie sich bei mir weigert: „Das ist keine Krankheit, das ist Ihr Beruf“, sagt sie.

      Also: Genieß den Abschiedsschmerz. Trag ihn wie einen Orden!

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  3. Gerrit

    Hm, sicherlich eine nicht ganz leichte Situation, und ich glaube, das ist auch nichts, woran du dich bis zum Tag X noch gewöhnen wirst.

    Aber auf der anderen Seite ist das gut so – ist es doch ein Zeichen, dass du dein Berufsleben am richtigen Ort und im richtigen Team verbracht hast.

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