50 Euro zerdrückt

Wir sind auf der Suche nach neuen Gläsern, möglichst gute Gläser. Und schlicht sollen sie sein. Wir sind ja auch schlicht. Sie sollen also zu uns passen. Meine Kollegin erzählte mir von Gläsern der Firma Riedel und davon, wie ein Verkäufer ihr mal demonstriert hat, wie elastisch diese Gläser sind, indem er den Rand eines mundgeblasenen Glases zusammendrückte.

Da stand ich also heute im Kaufhaus vor dem Regal mit den Gläsern. Beschaute sie, nahm eins in die Hand. Stellte es wieder hin. Nahm ein anderes Glas und versuchte, es am Rand zusammenzudrücken. Tatsächlich gab das Glas ein wenig nach. Ich nahm den Druck zurück, drücke noch mal, zurück, noch mal – und mit einem lauten Knall zerplatzte ein 50 Euro teures, mundgeblasenes Glas zwischen Daumen und Zeigefinger. Ich hatte nur noch den Stiel in der Hand mit ein paar Fragmenten oben drauf, was früher mal der Hohlkörper war, um edlen Wein darin zu kredenzen.

Zwei Verkäuferinnen schauten erst mich fragend an und dann auf den Boden, wo unzählige kleine Glasscherben lagen. Wie aus dem Nichts erschien ein netter junger Mann und fragte erstmal ob jemand verletzt sei. Und das war ich tatsächlich. Aus einer kleinen Schnittwunde am Zeigefinger der Hand, in der ich das Glas gehalten hatte, blutete es etwas. Da es nicht weiter schlimm war, brauchte ich das mir angebotene Pflaster nicht anzunehmen. Obwohl, wenn ich darüber nachdenke, es vielleicht ganz nett gewesen wäre, mir von ihm ein Pflaster kleben zu lassen.

Der Verkäufer fragte, was passiert sei. Und ich erklärte ihm, dass ich ein wenig daran herumgedrückt hatte und ich den Schaden natürlich bezahlen würde. Er versicherte mir, dass ich das nicht brauche, ich hätte das ja schliesslich nicht mit Absicht gemacht. Trotzdem war mit das natürlich fürchterlich peinlich. Ich versuchte die Situation dadurch zu retten, dass ich ihn in ein Gespräch über Gläser dieser Firma verwickelte. Damit ich mich eingehend informieren kann, drückte er mir dann noch eine Broschüre der Firma Riedel in die Hand, in der man nachlesen kann, warum und wieso man welches Glas für welchen Wein benutzen soll. Erleichtert verliess ich den Ort der Peinlichkeit.

Im Büro verlangte ich 50 Euro von meiner Kollegin. Auf ihre Nachfrage, warum sie mir 50 Euro geben soll, erzählte ich ihr von dem Malheur, worauf sie in schallendes Gelächter ausbrauch und ihre Mutter anrief, die seinerzeit bei der Demonstration dabei war. Frauen!

Wir suchen auch noch eine Lampe. Ich habe auch schon eine entdeckt, aus Glas. Sie ist nicht billig. Ich war auch schon zweimal in dem Geschäft und hab sie mir näher angeschaut. Drücken sollte ich sie lieber nicht.

16 Gedanken zu „50 Euro zerdrückt

  1. Sammy

    das glas war aber schlechte qualitaet wenn es von ein paar mal druecken schon kaputt ging. gut, dass du das vorher rausgefunden hast bevor du das teure geld dafuer hingelegt haettest. ich hoffe dein finger heilt schnell wieder ab. so ein schnitt von einer scherbe tut ja ganz schoen weh. pflaster rueberreich
    ich drueck euch die daumen, dass ihr doch noch gute glaeser und ebenso noch eine schoene lampe findet.
    dir wuensche ich schon mal ein schoenes, moeglichst stressfreies wochenende.

    winke
    Sammy

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  2. Hans-Georg

    @Patrick:
    Der Schnitt sitzt an einer unangenehmen Stelle: Genau am Gelenk zwischen 2 Fingergliedern.
    @Sammy:
    Ich glaube schon, dass ein Glas Druck auf den Rand auch nur bis zu einer gewissen Stärke aushält. Mit unseren derzeitigen Billiggläsern würde ich das gar nicht erst testen wollen.

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  3. rich rubin

    eine freundin einer freundin erzählte mir einmal von sehr schicken lampen der firma “Tar-Zan GmbH”. Da kann man sich drauf hängen und munter durch den Raum schwingen.

    do not even think about it!

    :>

    gute besserung fürs wehe handi.

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  4. Frau Momo

    das muß Dir nicht peinlich sein…. das schreiben die ab und gut ist. Geschäftsrisiko…. was meinst Du, was bei uns alles so am Tag zu Bruch geht…. muß auch kein Kunde bezahlen.
    Das ist eine blöde Stelle, wo Du Dich geschnitten hast.

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  5. Anke

    Du wirst sicher noch gute Gläser finden, da bin ich zuversichtlich. Drückste da auch drauf?

    Ja, die Schnittwunde ist wirklich an einer ungünstigen Stell, bei jeder Bewegung rißt sie wieder auf.
    Halte sie geschmeidig.

    Schönes Wochenende wünscht dir, Anke

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  6. Oliver

    die Geschichte ist gut. Bin ja immer wieder froh das solche Sachen nicht nur mir passieren.

    Ich kann die Spieglau Gläser sehr empfehlen. Preisleistung und Qualität stimmen da. Ist übrigens auch der führende Lieferant für die High-End Gastro.

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  7. Lutz und Tommy

    Da bist du ja noch mal glimpflich davongekommen! 50€ sind aber auch kein Pappenstiel für ein einziges Glas.
    Wir haben mal Gläser von Rosenthal geschenkt bekommen, die sind zwar auch nicht ganz billig, aber uns gefallen sie.

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  8. Hans-Georg

    @Frau Momo:
    Na ja, peinlich ist es mir nicht, dass ich das Glas nicht bezahlen muss, sondern dass ich es kapputt gemacht habe.
    @rich rubin:
    Danke für den Tipp, aber im Schlafzimmer haben wir schon eine Lampe, eine Deckenlampe. Da geht nichts mit schwingen.
    @Oliver:
    Spiegelau ist von Riedel aufgekauft worden, ebenso wie Nachtmann.
    @Lutz und Tommy:
    Rosenthal hat qualitativ sehr hochwertige Gläser. Zu meiner Ehezeit hatten wir welche (meine Frau wird sie immer noch haben). Ich habe sie zwar nicht gedrückt, also die Gläser, aber wenn mal eins vom Tisch auf den Teppichboden gefallen ist, blieb es heil. Jetzt bei unserem gefliesten Boden würde wohl auch ein Rosenthalglas – ebenso wie Senfkristall – in tausend Scherben zerspringen.

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  9. annelie

    na, da überleg ich mir doch noch mal jegliche einladung an euch….
    nicht das du anfängst meine teuren gläser zu drücken!
    😉

    wenn hier wer gedrückt wird, dann ich!

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  10. Ralf

    Eine Alternative zur mundgeblasenen Sommelier-Serie von Riedel ist die maschinengeblasene (ja, so was gibt es) Vinum-Serie von Riedel, ebenfalls mit zig Glasvarianten. Die Gläser sind dann zwar nicht ganz so filigran, kosten aber nur ein Drittel. Wir haben die Serie seit langem und sind zufrieden. Die Mundgebalsenen musst du auch immer per Hand waschen, die Vinum nicht – auch ein nicht zu vernachlässigender Faktor!

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  11. Inge aus HH

    Hallo Hans-Georg,

    eine interessante Geschichte! Warste schon mal bei 1000 Töpfe in der Ruhrstraße? Und wenn du wirklich dort hinfährst, dann versäume nicht gegenüber den “Stilbruch” zu besuchen. Ich denke mal, das wird dir/euch Spaß machen, denn da kannste auch alles für Abbel und Ei kaufen…

    Gruß von Inge

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  12. Sandy

    Na Du machst ja Sachen – einfach so ein Glas “zerdrücken” gg

    Die Qualität hat schlichtweg nachgelassen.

    Seit Jahr(zehnten) kann man das verfolgen.
    Bei Nachtmann in Riedelhütte und in Spiegelau hat meine halbe Familie gearbeitet. Meine Eltern sind von dort und ich hab so Glas im Wert von mehreren 100-Euro im Keller stehen und ein bisserl was im Schrank.

    Jedoch wird das nicht ganz deinen Geschmack treffen – ausser du magst diese bunten, geschliffenen Römergläser ;o).

    Aber die Geschichte dazu hat auch mich zum lachen gebracht.

    Schick dir liebe Grüße
    Sandy

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