Ausschüttung

Musterbrief

Sehr geehrter Herr Bundesfinanzminister,
sehr geehrte Damen und Herren,

da die privaten Banken in Deutschland sich im Gegensatz zu den staatlichen Landesbanken schämen, die von ihnen selbst mitgeschnürten Rettungspakete in Anspruch zu nehmen, möchte ich als gutes Beispiel vorangehen und beantrage aus patriotischen Gründen die Auszahlung meines Anteils in Höhe von *6097,– Euro *(500.000.000.000 € : 82.000.000 Bundesbürger).

Bitte senden Sie einen Scheck, besser noch eine Postanweisung in bar, da mein Vertrauen in die Integrität der Bankenvorstände doch arg gelitten hat.

Um einer Stigmatisierung vorzubeugen, beantrage ich gleichzeitig, die Anteile für Familienangehörige, Freunde und einige Arbeitskollegen bereitzustellen, auch um eine rasche Auszahlung zu gewährleisten.

Das ist zwar insgesamt nicht viel, könnte aber als Startsignal eine Welle weiterer Anforderungen auslösen.

Ganz im Sinne von Clint Eastwood, dem Hollywoodstar und Bürgermeister a.D.:
„ Eine Lawine wird durch einen Schneeball ausgelöst“.

Mit vorzüglicher Hochachtung

8 Gedanken zu „Ausschüttung

  1. Inge aus HH

    Wer den Sinn dieser Zeilen richtig zu lesen versteht, muss feststellen, dass dieses eine Ironie der Wahrheit ist. Ich habe darüber geschmunzelt! Das hat doch was! Ein Superlob dem Verfasser! Es ist auch ganz im Sinne meiner Gedanken.

    Bravo!
    Peter Willi aus der Meckerecke

    Antworten
  2. lumpazi

    ic hab ein ähnliches schreiben in der bank von einem kunden bekommen, das ich an die kfw weiterleiten musste. der hat in vollem ernst eine geleistete zahlung zurückgefordert mit den worten “ da sie ja zur zeit so großzügig mit den ihnen anvertrauten geldern umgehen ….usw” ich hab erst mal schallend gelacht 🙂 bin auf die antwort der kfw gespannt..

    Antworten
  3. Tim

    Leider scheint dem Verfasser entgangen zu sein, dass das sogenannte Rettungspaket zum weit überwiegenden Teil (400 Mrd. Euro) lediglich aus BÜRGSCHAFTSzusagen besteht, bei deren Inanspruchnahme zudem entsprechende Gegenleistungen zu erbringen sind. Außerdem beläuft sich die Gesamtsumme des Pakets nicht auf 500, sondern auf 480 Milliarden Euro (und jetzt soll mir niemand sagen, dass 20.000.000.000 Euro nur Peanuts sind… ;-)).

    Fazit: Ein nettes Textchen, durch das sich aber leider viele Leser in der irrigen Annahme bestätigt sehen werden: “Ach, der Staat hat auf einmal 500 Milliarden Euro für die Banken übrig.”

    Antworten
  4. Tim

    @Hans-Georg:
    Das mit der Ironie ist mir nicht entgangen. Darum ging es mir aber nicht.

    Ironie kann nur funktionieren, wenn das, worauf sie sich bezieht (also ein Gegenstand oder Sachverhalt), existiert. Einfachstes Beispiel: Ich lasse ein Glas Wasser fallen und lobe mich danach selbst: “Gut gemacht!” -> Ironie funktioniert. Variante: Ich halte das Glas Wasser normal in der Hand und sage: “Gut gemacht!” —> Ironie funktioniert nicht.

    Der Text unterstellt, die Bundesregierung stelle den Banken 500 Milliarden Euro zur Verfügung. Der Witz soll aus der Absurdität der angeblichen Forderung resultieren, das Geld nicht der Finanzbranche, sondern den Bürgern zu geben. Da der Staat den Banken aber (siehe letztes Posting) KEIN GELD gibt, sondern lediglich BÜRGSCHAFTEN bereitstellt, funktioniert die Ironie auch nicht. Jedenfalls nicht bei Leuten, die den genannten Hintergrund kennen.

    Das ist – um auf das obige Beispiel zurückzukommen – ungefähr so, als stünde ich mit einem Glas Wasser in der Hand im Wohnzimmer. Wenn ich nun in entsprechendem Tonfall “Gut gemacht” sagte, könnte jemand im Nebenraum, der meinen Sinn für ironische Äußerungen kennt, denken, ich hätte das Glas fallenlassen (oder mir sei ein ähnliches Missgeschick passiert). Es wäre also eine Art Ironie entstanden, die nur beim Unwissenden wirkt, tatsächlich aber keinerlei Grundlage hat – und deshalb bei Leuten, die sich im selben Raum aufhalten wie ich, eben auch keinerlei Wirkung entfaltet.

    Okay, schwierige Herleitung, hoffentlich war trotzdem nachvollziehbar, was ich meinte… 🙂

    BTW: Wann geht’s denn auf Seereise? Bin 2006 auch mit der Color Line von Kiel nach Oslo gefahren, leider jedoch mit der damals noch verkehrenden “Kronprins Harald”. Das Kreuzfahrterlebnis hielt sich doch sehr in Grenzen… 😉 Wünsche Euch jedenfalls schon mal ganz viel Spaß! Und hoffe auf zahlreiche Fotos… 🙂

    Antworten

Schreibe einen Kommentar zu Tim Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert