Weihnachtsfeier

In diesem Jahr hatte die Reederei aus Holland zur Weihnachtsfeier eingeladen. Freitag Mittag ging es mit der Bahn von Hamburg nach Almelo. Die Bahnkarten hatte unser Chef in einem Reisebüro gebucht. Schnell fanden wir unseren Wagen und unsere Plätze, allerdings in einem Raucherabteil obwohl ausdrücklich Nichtraucher gebucht war. Zum Glück hielt sich die Rauchentwicklung in Grenzen. Allerdings sollte dies nicht die einzige Panne auf der Reise sein, doch dazu später mehr.

In Münster mussten wir in eine Regionalbahn umsteigen. Eine Schulklasse ca. 14-jähriger Kinder beanspruchte einen Grossteil des Waggons. Für uns gab es also keine Sitzplätze und wir mussten ca. 1 Stunde stehen bevor auch der Letzte von uns es sich bequem machen konnte. Ausserdem kam es wegen einer technischen Störung zu einer Verspätung von 30 Minuten.

Am Bahnhof in Almelo, unserem Zielort, erwartete uns ein Kleinbus, der uns ins Theaterhotel brachte.

Unsere Gastgeber erwarteten uns in der Lounge des Hotels. Es gab kleine Kuchen und Sandwiches, Kaffee, Bier, Wein oder was man sonst trinken wollte. Nach der mehr als 4-stündigen Bahnfahrt hatten wir Appetit und Durst, so kamuns die angebotene Stärkung gerade recht. Nach ein wenig small talk hier und Begrüssung da wurde es zeit, sich für den Abend fein zu machen.

Wir, hanseatisch perfekt gekleidet, wie wir das gewohnt sind, trafen uns vor dem Essen mit den Holländern – sportlich leger gekleidet – in der Hotelbar aufeinander, bevor es ins Restaurant zum reichhaltigen Buffett ging. Wie es aussah, hatten es die Herren unserer Gastgeber nicht für nötig gefunden, sich ein wenig herauszuputzen. So, wie wir sie bei der Begrüssung angetroffen hatten, nämlich im T-Shirt oder Pullover, erschienen sie auch zum Essen.

Nach dem Essen wurden wir von einem süssen Kellner in den Theatersaal geleitet. Dort sollte Ilse de Lange auftreten, eine Coutrysängerin, die aus Almelo stammt und die bereits in den USA aufgetreten ist.

Der erste Teil ihres Konzerts war recht nett anzuhören. Mehrmals erzählte sie, so weit ich es verstehen konnte (sie tat es in ihrer Muttersprache), von ihrem USA-Aufenthalt. Scheinbar war das ganz lustig, dann das lokale Publikum lachte viel und oft. Nur wir verstanden so gut wir gar nichts von dem. Schade eigentlich. Nach der Pause wurde es ziemlich rockig. Die E-Gitarre wurde gequetscht und Keyboard sowie Schlagzeug wurden hart bearbeitet. Ich sehnte das Ende dieser Veranstaltung herbei. Kaum war der letzte Ton verklungen sprang das Publikum auf und spendete ihrer Lokalgrösse rasenden Beifall. Es gab noch drei Zugaben, dann war ich erlöst.

Ich möchte die Leistung dieser Sängerin ganz gewiss nicht schmälern. Sie hat eine gute Stimme, sieht auch nett aus. Ihre Band spielt, soweit ich das beurteilen kann gut. Aber es war halt nicht meine Musik. Glücklicherweise ging es alsbald zurück ins Restaurant, wo das Dessertbuffett auf uns wartete. Das war natürlich was für mich.

Der Abend klang aus bei Livemusik und Tanz in der Hotelhalle. Es war nach zwei Uhr morgens, als ich schlafen ging – ich dachte jedenfalls.

Wenn man es nicht gewohnt ist, allein zu schlafen, wenn man sich jeden Abend zum Schlafen aneinanderkuschelt, dann fehlt natürlich was und ich lag lange wach, bevor ich tatsächlich eingeschlafen bin. Und natürlich war ich um sieben schon wieder wach. Und Frühstück gab es erst ab neun Uhr. Ich hatte zwar eine Badehose eingepackt, hatte aber keine Lust zum Schwimmen im Hotelbad. Mit zappen durch verschiedene belanglose Fernsehprogramme überbrückte ich die Zeit. Da es draussen sehr nebelig war, hatte ich auch keine Meinung, die Umgebung des Hotels zu erkunden.

Nach dem Frühstück fand die grosse Verabschiedung statt. Unsere kleine Lübecker Gruppe erkundete das kleine Städtchen. Auf dem Mart deckten wir uns mit Käse und Lakritz ein, bevor wir uns auf den Weg zum Bahnhof für die Rückfahrt machten.

Die Reginalbahn brachte uns nach Hengelo. Von dort sollte uns ein IC nach Osnabrück bringen. Die paar Minuten, mit denen der Zug verspätet war, liessen sich verkraften. Unsere reservierten Plätze waren besetzt. Da genügend Plätze vorhanden waren, die nicht reserviert waren, nahmen wir dort Platz.

Der Anschlusszug, der uns zurück nach Hamburg bringen sollte, hatte 20 Minuten Verspätung. Als wir endlich einsteigen konnten, waren unsere reservierten Plätze wieder besetzt. Der Zubegleiter kontrollierte unsere Fahrkarten und Buchungsunterlagen und fragte: „Wollten sie schon gestern fahren?“ – Nein, wollten wir natürlich nicht. Es stellte sich heraus, dass das Reisebüro die Fahrkarte zwar auf das richtige Datum ausgestellt, die Buchung der Pätze für die Rückfahrt aber für den Voirtag vorgenommen hatte, also den Tag, an dem wir uns auf der Reise nach Holland befanden. Zum Glück gab es noch ein paar unreservierte freie Plätze, auf denen wir die Heimfahrt nach Hamburg antreten konnten.

Ich war glücklich, als ich Bernd am Bahnhof in die Arme schliessen konnte.

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