Ins Wasser gefallen

Wer konnte auch ahnen, dass das Wetter heute so schlecht sein würde? Seit Wochen stand der Termin fest, seit Wochen hatte Wolfgang 4 2er-Canadier reserviert damit wir uns einen schönen Tag auf der Dove-Elbe machen konnten. War aber nichts mit Paddeln. Mutig und optimistisch trafen wir uns mit Holger und Gunnar, Gitta und Jimmy, Wolfgang und Dominik bei Paddel-Meier in Hamburg-Kirchwerder. Mutlos blickten wir in den grauen Himmel, aus dem uns ein leichter Regen benetzte. Wir schauten in alle Himmelsrichgungen, ob sich nicht doch irgendwo eine Wetterbesserung ankündigte. Aber es war nichts zu machen, überall waren graue, tiefhängede Regenwolken am Himmel. Wolfgang machte die Reservierung rückgängig und wir beratschlagten, was wir mit dem angebrochenenen Tag anfangen wollten. Die Entscheidung fiel zugunsten des Miniatur Wunderland in der Hamburger Speicherstadt, die grösste Modelleisenbahn der Welt.

Da vor dem Eingang keine Warteschlange zu sehen war, hofften wir auf eine kurze Wartezeit. Doch aus dem Treppenhaus dröhnte uns eine laute Stimme entgegen, die uns mitteilte, dass die Wartezeit 1 Stunde und 15 Minuten beträgt. Was nun? Das Ergebnis unserer kleinen Minikonferenz lautete: Wir gehen rein!

Der Vorraum war voller Menschen. In geordneten Warteschlangen ging es langsam vorwärts. Für die Kinder gab es umsonst Eis, den Erwachsenen wurden kleine Becher mit kalten Getränken angeboten. Welch ein Service! Die Wartezeit wurde uns mit Ausschnitten aus Fernsehsendungen über die Anlage verkürzt.

Endlich waren wir ins Allerheiligste vorgedrungen. Wie erwartet waren die Miniaturwelten dicht umlagert von Menschentrauben. Mit ein wenig Glück ergatterten wir an einigen Stellen einen Platz in der ersten Reihe. Die Züge selbst, die ja der eigentliche Kern dieser Anlage sind, werden fast zur Nebensache degradiert. Man musste schon ein paar Minuten warten, bis an der Stelle, an der man gerade stand, ein Zug vorbeigefahren kam.

Das Hauptaugenmerk liegt in der liebevollen und phantasiereichen Gestaltung der Miniaturwelt. Landschaften, lebendige Städte, ja sogar echtes Wasser mit Ebbe und Flut gibt es zu bestaunen. Hier brennt ein Haus, dort ist ein Verkehrsunfall, im Fluss liegt eine Wasserleiche, ein Liebespaar beim Sex auf einer Lichtung, eine Trauergemeinde an einer Kirche, ein Mann pinkelt von einer Brücke – das ganze pralle Leben liegt hier vor uns, inklusive Sonnenunter-, Sonnenaufgang und die Nacht mit ihren funkelnden Lichtern dazwischen. Schade nur, dass es so voll war. Man sollte morgens gleich zur Öffnung dort sein und am besten an einem Arbeitstag, dann entdeckt man sicher noch viel mehr vom Leben auf der kleinen Welt.

Für mich gab es ein überraschendes Wiedersehen mit dem Kreuzfahrtschiff „Black Prince“, das 1966 auf der Lübecker Flenderwerft gebaut wurde. Die „Black Prince“ schwimmt hier als Modell im echten Wasser des Bereichs Skandinavien. Im ersten Moment sah ich nur den markanten Schornstein des Schiffes und wusste sofort, um welches Schiff es sich handeln würde. Und doch war ich mir nicht sicher, dieses Schiff hier zu finden. Ich suchte die ebenfalls markante kleine Brücke um Gewissheit zu erlangen. Ja, es war die „Black Prince“, die ich während der Bauphase vom Wasser bei der Fahrt auf der elterlichen Yacht mehrmals gesehen hatte. Es ist übrigens erstaunlich, dass das reale Schiff mit seinem Alter von fast 40 Jahren immer noch auf den Weltmeeren zu finden ist.


Nach dem Rundgang durch die Minaturwelt war eine Stärkung dringend erforderlich. Die bereits geänderte Planung, ein Picknick auf den Magellanterrassen in der Hafencity zu machen, fiel aufgrund des Regens ebenfalls ins Wasser, wie vorher schon das Paddeln. So wurden aus dem Autobüffet Salat, Frikadellen, Muffins, Kaffee und Feigling gereicht, bevor wir uns alle auf den Heimweg machten.

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