Meine Mutter hatte Pfingsten ihren 81. Geburtstag. Da Pfingsten erfahrungsgemäss alle ihre Freunde keine Zeit haben, sind meine Eltern also selbst verreist. Mutters Geburtstag fiel aus, aber er sollte bei einem Essen im kleinen Kreis nachgeholt werden. Kleiner Kreis bedeutet: Oliver und Melli, Bernd und ich und natürlich meine Eltern.
Mutter hatte ein paar Ideen, in welchem Restaurant wir uns treffen sollten. „Friedrich’s Ruh“ in Niendorf/Ostee – eine gute Wahl. Aber praktisch wie Mütter sind meinte sie, dass es dort ein Parkplatzproblem geben würde. Sie hatte noch einige andere Vorschläge, doch ich konnte heraushören, dass ihr alles nicht so recht behagte. Schliesslich akzeptierte sie meinen Vorschlag, ein Restaurant in Kreuzkamp am Hemmelsdorfer See zwischen Lübeck und der Ostsee. Dort liess sie für uns 6 einen Tisch reservieren.
Das herrliche, wenn auch etwas frische Sommerwetter, verlockte zum offen fahren. Zuerst über die A1 in Richtung Lübeck und an Lübeck vorbei bis zum Ende, dann ein kurzes Stück über die B75 und dann ein paar Kilometer über eine nicht sehr gut ausgebaute Strasse durch Wald und Wiesen nach Kreuzkamp.
Nach dem Essen versorgten Bernd und ich uns ein paar Kilometer weiter in Richtung Ostsee in einem Hofladen für mit den Zutaten für das morgige Essen: Spargel, Schinken, Kartoffeln und Erdbeeren. Als kleien „Blumenstrauss“ für das noch stattzufindende Kaffeetrinken bei meinen Eltern erstanden wir ein Glas Weingelee.
Auf der Fahrt zu meinen Eltern passierten wir die Herrenbrücke, 1964 bei der Inbetriebnahme die grösste Klappbrücke Europas. Sie ersetzte eine 1902 erbaute Drehbrücke, die dem erhöhten Verkehrsaufkommen zu Lande und zu Wasser nicht mehr gewachsen war. Immerhin hat die alte Brücke 60 Jahre gehalten, was man von der neuen Brücke nicht behaupten kann. Inzwischen ist sie so morsch geworden, dass Fahrzeuge auf der Rampe nicht mehr halten dürfen, wenn die Brücke für den Schiffsverkehr geöffnet wird. Anfang August wird ein Tunnel eingeweiht, der die Brücke ersetzt. Wartezeiten für den Autoverkehr wird es dann nicht mehr geben.
Viele Jahre bin ich täglich über die „neue“ Brücke gefahren, um ins Büro und wieder nach Hause zu kommen. Es war jetzt wohl das letzte Mal, dass ich diese Brücke passiert habe. Sie war stets ein Ärgerniss, aber irgendwie gehörte sie zu Lübeck dazu. Statt einer Herrenbrücke wird es also demnächst einen Herrentunnel geben.
Mutter hatte den Kaffetisch auf dem Balkon gedeckt. Im Schatten von Markise und Sonnenschirm gab es leckere Erdbeertorte mit Sahne. Hmmmmm.
Bevor der Rückreiseverkehr von der Ostsee einsetzte, machten wir uns auf dem Heimweg. Die Sonne schien und der Fahrtwind wehte uns um die Nase – herrlich!