Die spinnen, die Amis


Spiegel-TV zeigte eine Reportage über die verschiendenen Möglichkeiten, sein Geld bei einer Seereise loszuwerden. Es wurde über Reisen auf der „Queen Mary 2“, der „Color Fantasy“ und auf einem Postschiff der Hurtigruten berichtet. Ein Passagier auf der „QM2“ brachte es auf den Punkt: Die „QM2“ ist das Ziel der Reise, bei den beiden anderen Schiffen ist die Reise das Ziel.

Der Comfort auf der „QM2“ genügt natürlich allerhöchsten Ansprüchen, jedoch brauchen sich die beiden anderen Schiffe nicht dahinter verstecken. Alles ist zwar etwas kleiner, doch durchaus auch comfortabel und von gewisser Eleganz.

Der Weinkeller auf dem Luxusschiff ist natürlich nicht zu übertreffen. Die teuerste Flasche Rotwein kostet über 2.000 Dollar! Doch es gibt natürlich auch preiswertere Sorten, die dazu noch zensiert sind, jedenfalls wenn sie in amerikanischen Gewässern serviert werden: Das Etikett eines bestimmten französischen Rotweins wurden von einem Künstler gestaltet, der darauf die Zeichnung eines weiblichen Aktes verewigte. Es ist – jedenfalls für unsere Begriffe – wirklich nicht anstössig (immerhin handelt es sich auch nur um eine Zeichnung), und von Pornografie kann schon gar keine Rede sein.

Für das prüde Amerika befindet sich anstelle der nackten Schönheit ein weisser Fleck auf dem Etikett. Es geht ja auch nicht, dass ein amerikanischer Gast, wenn er das Bild erblicken würde, vor Schreck den teuren Rotwein seiner lilabehaarten Tischdame über das hochgeschlossene Kleid kippt, die, darob selbst erschreckt, in Ohnmacht fällt, ein Chaos am Tisch auslöst, das sich wie ein Dominoeffekt im ganzen Britannia-Restaurant ausbreitet und eine Panik an Bord auslöst. Oder will die Reederei durch den weissen Fleck einer Millionenklage einer lilabehaarten, hochgeschlossenen amerikanischen Lady von vornherein aus dem Weg gehen?

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