Die diesjährige traditionelle Familienweihnachtsfeier wurde von meinen Eltern ausgerichtet. Wir trafen uns am Nachmittag zu Glögg und Gebäck. Die Männer begutachteten jeweils die neuesten technischen Spielzeuge der anderen, nämlich die Digicams. Leider hatte ich meine vergessen. Oliver hat die Bilder für diesen Eintrag zur Verfügung gestellt. Entgegen dem Trend, sich gegenseitig keine Weihnachtsgeschenke zu machen, steht dieses Thema bei uns gar nicht zur Diskussion. Es wird geschenkt auf Teufel komm raus, und wenn es nur Kleinigkeiten sind. Das Austauschen der Geschenke und das damit verbundene Auspacken, Berge von Papier, sich freuen, lachen, sich bedanken, umarmen – das ist ein grosser Teil dessen, was diese Familienfeier ausmacht. Und so drängelte Cousine Andrea schon recht schnell: Wann ist endlich Bescherung? Und schon beginnt in jedem Jahr die Diskussion aufs Neue: Vor oder nach dem Essen? Wir entschieden uns für vor dem Essen. In diesem Moment fiel Melli ein, dass sie zu Hause ein Geschenk vergessen hatte. Und schon machte sie sich auf den Weg. Kurzfristig wurde mit dem Essen umdisponiert: Wir essen wenn Melli wieder da ist und machen dann Bescherung. Meine Mutter hatte ein leckeres Hirschgulasch zubereitet. Dazu gab es Spätzle und zum Nachtisch Eis. Das Essen zog sich hin und Andrea wurde immer ungeduldiger: Wann ist endlich Bescherung? So spät haben wir das noch nie gemacht! Endlich ging es los. Taschen, Kartons und Körbe, die im Treppenhaus auf Warteposition deponiert waren,
wurden in die Stube gestellt und jeder verteilte an jeden Geschenke. Das Rascheln des Papiers erfüllte den Raum. Alle waren am auspacken und freuten sich über das, was sie bekommen hatten und darüber, wie die anderen sich freuten, dass man sich freute.
Teilweise waren Erklärungen notwendig: Was ist denn dies und wofür ist das? Wie macht man denn Nudeln selbst? Und dann der nächste Schock für Melli: Sie hatte noch ein Geschenk vergessen. Da unsere Tante Anstalten machte, bald nach Hause zu wollen (sie ist immerhin 92 Jahre alt), erklärten Oliver und Melli sich bereit, sie nach Hause zu fahren. Auf dem Rückweg würden sie das vergessene Geschenk mitbringen, das ausgerechnet für Andrea bestimmt war. Gegen Mitternacht war dieses schöne Fest zu Ende, nicht ohne vorher den Termin für das Familientreffen im nächsten Jahr festzulegen: Am 17. Dezember 2005 wird Andrea das Treffen ausrichten.