Kleiner Herbstausflug

Heute machten wir uns auf den Weg zu einem kleinen Herbstausflug. Bernd hatte von Jörg und mir zum Geburtstag einen Kurztripp nach Stuttgart via Frankfurt geschenkt bekommen, um dort das Musical „42nd Street“ anzuschauen.

Unser Freund Jörg ist Mitarbeiter bei Lufthansa Cargo und kommt deshalb in den Genuss besonders günstiger Flugpreise. Auch für Angehörige und Freunde kann er günstige Flugtickets bekommen, doch ist es dann notwendig, dass er als Begleitperson an den Flügen teilnimmt. Auf den Tickets steht der Hinweis „valid only for travel together with employee!“ Des Weiteren kann man keine festen Flüge buchen und muss darauf hoffen, dass es einen Flug gibt, auf dem genügend Platz vorhanden ist. Wir fliegen also „standby“. Um das den Mitarbeitern der Lufthansa kenntlich zu machen, sind die Tickets mit 2 parallelen schrägen Linien versehen. Jörg versuchte telefonisch herauszufinden, welche Flüge genügend freie Kapazitäten haben. Es stellte sich heraus, dass es erst am späten Nachmittag einen Flug gibt, auf dem Platz für uns ist. Jörg war ein wenig genervt ob dieser Tatsache, verständlich, war er doch gestern aus dem Urlaub gekommen und wollte endlich mal nach Hause.

Die Wartezeit verkürzten wir uns mit einem Bummel über die Lange Reihe, verbunden mit einem Besuch im Café Gnosa bei heisser Schokolade und Torte sowie einem kleinen Einkaufsbummel bei Saturn, der nur Geld gekostet hat für CDs und DVDs. Allerdings lehnte Bernd es ab, dass ich ihm die CD kaufe „Barock zum Bügeln“. „Puccini zur Pasta“ konnte ich aber nicht im Regal stehen lassen.

Der nächste freie Flug ging um 18.25 Uhr. Jörg brachte dies seine ganze Planung durcheinander, wollte er doch noch seine Urlaubswäsche waschen. Und morgen soll es ja weitergehen nach Stuttgart. Wir bestellten ein Taxi zu 16.45 Uhr und dann ging es los.

Frau „Lufthansa“ am Checkin bestätigte Jörg, dass noch genügend freie Plätze vorhanden sind, händigte uns die Bordkarten aus und wir durften zum Warteraum gehen. Jörg erklärte uns, dass es noch immer keine Garantie für uns ist, auf diesem Flug mitzureisen. Seiner Mutter ist es passiert, dass sie noch wieder aus dem Flugzeug geholt wurde. Im Wartebereich fieberten wir unserem Abflug entgegen. Aber bei uns ging alles klar und wir reisten im Sonnenuntergang gen Frankfurt.


Vom Flughafen Frankfurt brachte uns ein Taxi zu Jörgs Wohnung. Jörg räumte erst Mal seine Wäsche aus dem Koffer und stellte eine Waschmaschine an. Der Hunger wollte befriedigt werden. Gleich gegenüber ist ein kleines Kneipenrestaurant. Dort stillten wir Hunger und Durst.

Dienstag, 5. Oktober 2004

Die Abfahrt nach Stuttgart verzögerte sich auf den späten Vormittag. Jörg hatte immer noch mit seinen Räumarbeiten der Urlaubswäsche zu tun. Die Autobahnen waren recht voll, vom blauen Himmel strahle die Herbstsonne. Schade, dass man bei diesem Wetter im Auto sitzen musste. Ich fieberte der Ankunft in Stuttgart entgegen. Trotz einer recht guten Lagebeschreibung mit Skizze fanden wir das Hotel Körschtal nicht gleich auf Anhieb.

Da Jörg das Hotelzimmer auf seinen Namen gebucht hatte, erledigte er die Formalitäten. Das Hotel machte einen guten Eindruck. Die Dame an der Rezeption war hingegen nicht sehr freundlich. Sie wirkte auf uns sehr unterkühlt und spulte ihren Vers ohne ein Lächeln runter, nicht gerade ein Aushängeschild für ein Hotel. Auf dem Foto unten, entnommen der Homepage des Hotels, ist ganz deutlich zu erkennen, welche Ausstrahlung die Dame hat.


Das gebuchte 3-Bett-Zimmer stellte sich als 4-Bett-Zimmer heraus mit 2 Einzelbetten und einem Doppelbett. Das Zimmer war hell und sauber und offensichtlich vor nicht allzu langer Zeit renoviert worden. Wir beratschlagten, was wir an diesem angefangenen Nachmittag noch machen wollten. Sehr viel Zeit hatten wir nicht nicht mehr. Vor der Musicalvorstellung wollten wir ja noch duschen.

Die Entscheidung fiel zugunsten des Cannstatter Wasen. Die U-Bahn brachte uns quer durch Stuttgart, mal unter- mal übererdig, dort hin.

Zu einer Fahrt mit der Achterbahn konnten wir Jörg nicht überreden. Nach einem Bummel über die Festwiese machten wir gemeinsam eine Fahrt mit dem grössten transportablen Riesenrad eines Schaustellers aus Hamburg.


Mit der U-Bahn ging es zurück zum Hotel, wo wir uns für den Abend herrichteten.

Das SI-Centrum mit dem Palladium Theater für Mamma Mia und dem Apollo Theater für 42nd Street liegt nur ca. 15 Gehminuten vom Hotel entfernt. An diesem lauen Herbstabend liessen wir unsere Jacken im Hotel.


Sehr gern schauen wir uns vor der Vorstellung ein wenig um. Wir stellten fest, dass es es viel zu sehen gibt. In den zum SI-Centrum gehörenden Collonaden gibt es mehrere kleine Geschäfte und verschiede Bars, Cafés und Restaurants. Ein Bier stimmte uns auf den Abend ein.

Inzwischen war das Foyer geöffnet. Für die Pause bestellten wir uns an der Bar eine Erfrischung.


Eine kleine Dachterrasse lud noch ein wenig zum Verweilen ein. Auf der einen Seite fiel unser Blick auf das abendliche Stuttgart, auf der anderen Seite auf das gegenüberliegende Palladium-Theater. Der erste Gong holte uns ins Foyer zurück und wir nahmen, gespannt auf die vor uns liegende Vorstellung, im Theater unsere Plätze im 1. Rang ein. Ein Blick in die Besetzungsliste erfreute uns sehr: Jens Janke, uns sehr gut als Funker aus dem Musical Titanic bekannt, hatte auch hier eine Hauptrolle. Wir waren gespannt auf seine tänzerischen Fähigkeiten. Im Begleitheft ist auch Masha Karell als Darstellerin erwähnt. Sie ist uns ebenfalls aus Titanic bekannt. Sie spielte dort alternierend die Rollen der Cardoza und der Ida Strauss. Leider stand sie für den heutigen Abend nicht auf der Besetzungsliste.

Die schmissigen Klänge der Ouvertüre stimmten auf das Musical ein. Unweigerlich begann ich sofort mit den Füssen zu wippen. Dann öffnete sich der Vorhang für eine schwungvolle Show mit einer vielseitigen, teilweise luxuriösen Ausstattung, eben eine Revue, wie man sie sich vorstellt, d.h. das Musical selbst hat natürlich eine Handlung. Die Revue wird innerhalb dieser Handlung aufgeführt. Die Showtreppe darf natürlich nicht fehlen. Beeindruckend waren die harmonischen Szenenumbauten bei offener Bühne und natürlich die Massenszenen bei den Tänzen. Jens Janke bestach auch hier durch seine schauspielerische Leistung, seinen Gesang und auch durch seine tänzerischen Fähigkeiten. Sein erster Auftritt war etwas ungewohnt für mich: Die Stimme bekannt, aber eine andere Figur spielend, noch dazu ein ganz anderes Genre als hier in Hamburg. Schnell war das aber vergessen und ich hatte mich an seine neue Rolle gewöhnt, eine Rolle die er auch nicht mehr lange spielen wird. Am 31. Dezember ist leider die letzte Vorstellung für dieses Musical, dessen Musik zum Teil wohl fast jedem bekannt sein dürfte, ohne zu wissen, dass sie aus 42nd Street stammt.


Im Bistro „Point“ unseres Hotels liessen wir diesen wunderschönen Abend ausklingen bevor wir nach Mitternacht schlafen gingen.

Mittwoch, 6. Oktober 2004

Das Frühstück im Hotel war gut und reichhaltig. Frau „Unfreundlich“ von der Rezeption war auch zugegen. Konnte man ihr gestern vielleicht noch zugute halten, sie hätte einen schlechten Tag, stellte sich heute heraus, dass es wohl ihre Standardlaune ist. Die Dame, die im Frühstücksraum das Sagen hatte, war sehr viel netter und freundlicher. Das Hotel ist aber trotz der unfreundlichen Rezeptionistin sehr zu empfehlen. Es ist alles picobello sauber. Für Musicalbesucher liegt es sehr günstig.

Nach dem Frühstück ging es zurück Richtung Frankfurt. Unterwegs machten wir im Technikmuseum in Sinsheim Station. Uns ist das Museum bekannt durch die Ausstellung von ausgemusterten Flugzeugexponaten. Spektakulär waren die Fernsehreportagen über die Transporte einer Concorde und einer Boeing 747. Leider ist die Boeing 747 nicht in Sinsheim sondern in Speyer ausgestellt. Doch hier konnte man vergleichen zwischen den beiden einzigen für die zivile Luftfahrt gebauten Überschalljets, der british-französischen Concorde und der russischen Tupolev 144. Beide Jets sehen sich auf den ersten Blick ziemlich ähnlich. Doch wenn man genauer hinsieht erkennt man doch die Unterschiede. Die Tupolev 144 hat z.B. einen grösseren Rumpfdurchmesser. Beide Maschinen, wie auch alle anderen Flugzeuge, sind von innen begehbar, was etwas mühsam ist, da die Flugzeuge so aufgestellt wurden, als befänden sie sich beim Start im Steigflug. Eins ist ganz klar: Von aussen sind beide Jets wesentlich eleganter als innen. Besonders in der Concorde ist es sehr eng, was sicher kein reines Vergnügen für die Passagiere gewesen ist.


In den Hallen des Museums gibt es viele interessante Dinge zu entdecken: Viele Lokomotiven, Oldtimerautos, Formel 1 Boliden und Maschinen jeder Art. Wir entdeckten sogar den Vorläufer unseres Peugeot 206cc, ein von Peugeot gebautes „Cabrio“, reich verziert mit einer hübschen Malerei.


Dem Museum angeschlossen ist das erste in Deutschland eröffnete IMAX-Kino. Der Kauf eines Kombi-Tickets berechtigt zum zweimaligen Rundgang durch die Museumshallen und zum Eintritt ins Kino. Im Stundentakt werden wechselnde Filme gezeigt. Wir 3 waren uns einig, den Film „Geister der Titanic“, eine Reportage über eine Tauchexpedtion zum Wrack der Titanic mit zum Teil computeranimierten Sequenzen und vielen Hintergrundinformationen zum Untergang.

Nach dem Film machten wir noch einen kleinen Bummel durch den Museumshop. Typisch gay entschieden wir uns nicht für ein technisches Souvenir sondern für einen knuddeligen Waschbären.


Nun wurde es Zeit für die Weiterfahrt Richtung Frankfurt bzw. Langen, dem Wohnort von Jörg. Es hatte zu regnen angefangen und die Autobahn war ziemlich voll. Auf dem Heimweg kaufte Jörg Kuchen und zu Hause angekommen gab es erst Mal einen Becher frischen Kaffee und den Kuchen dazu.

Jörg, der mehr als 2 Wochen nicht zu Hause gewesen war, hatte natürliche diverse Dinge zu erledigen. Er legte uns ein Video ein, eine konzertante Aufführung des Musical „Les Miserables“ in der Royal Albert Hall. Wir kannten das Musical nicht, nur einige der Lieder. Jörg erläuterte uns die Handlung.

Zufällig schaute ich aus dem Fenster. Der Regen hatte aufgehört und die Sonne ging gerade unter. Ich glaube, wenn ich hier wohnen würden, hätte ich bereits hunderte von Sonnenunterangfotos.

Am Abend machten wir es uns bei Pizza und Rotwein gemütlich. Jörg ist Abonnent bei Premiere-TV und wir fanden einen total schrägen Film, Acht Frauen mit Catherine Deneuve. Wir amüsierten uns köstlich.

Morgen sollte es mit dem ersten Flug wieder nach Hamburg gehen. Das hiess früh aufstehen und deshalb gingen wir nach dem Film auch bald schlafen.

Donnerstag, 7. Oktober 2004

Jörg weckte uns um sechs Uhr morgens. Duschen, Sachen packen und dann ging es auch schon los zum Flugplatz nach Frankfurt. An den Lufthansaschaltern standen lange Schlangen. Jörg versuchte einen Selbstcheckin, doch mit den Standbytickets war das nicht möglich. Eine bereitstehende Mitarbeiterin schickte uns zu einem besonderen Schalter, der für Prioritykunden zur Verfügung steht. Hier standen nur ein paar Reisende und die Abfertigung ging schnell. Es gab auch noch Plätze auf dem Flug, den wir uns ausgesucht hatten. Wir wurden darauf aufmerksam gemacht, dass der Flug 20 Minuten Verspätung hat. Später an Bord erfuhren wir den Grund der Verspätung: Die Maschine kam aus Berlin. Dort hatte die ursprünglich für diesen Einsatz vorgesehene Maschine einen Defekt und musste durch eine andere ersetzt werden.

Jedes Mal wenn ich fliege frage ich mich, warum ich immer nur während eines Fluges Tomatensaft trinke. Na egal, er wurde uns von einem netten Flugbegleiter serviert.

Jörg wollte mit dem nächsten Flug sofort nach Frankfurt zurückfliegen. Dementsprechend eilig verliessen wir die Maschine und ich hatte meine Kamera im Netz vergessen. Als ich wieder am Flugzeug war stand die gesamte Crew am Aus- bzw. Eingang. Wie peinlich. Die Kamera hatte man schon gefunden. Der nette Flugbegleiter fragte mich nach technischen Einzelheiten um festzustellen, ob ich der rechtmässige Besitzer sei. Vor Aufregung wusste ich gar nichts mehr, was mir noch peinlicher war. Ich zeigte im den Abschnitt der Bordkarte, auf der meine Platznummer vermerkt war, daraufhin bekam ich die Kamera ausgehändigt.

Jörg war inzwischen weg. Ich hatte mich nicht mal von im verabschieden können. Bernd und ich machten noch eine Runde durch die Abflughalle um ihn dort vielleicht noch zu finden. Nein, er war schon wieder im Wartebereich. Wir fuhren mit einem Taxi nach Hause.

Morgen kommt wieder Schlafbesuch!

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