Offiziell beträgt meine Wochenarbeitszeit 38 Stunden, was sowieso schon mal mehr ist, als das, was die Gewerkschaften für viele ihrer Mitglieder erkämpft haben. Unsere tägliche Arbeitszeit beträgt 8 Stunden, von 08.30 Uhr bis 17.30 Uhr mit einer Stunde Mittagspause. Zum Ausgleich für die 38 Stunden dürfen wir ein mal in der Woche einen Bummeltag einlegen und 2 Stunden früher gehen, nach Absprache mit den Kollegen und vorausgesetzt, die Situation erlaubt es.
Meist ist es aber so, dass wir die Mittagspause durcharbeiten wenn wir den Bummeltag machen um unsere Arbeit zu schaffen. Also ist schon mal wieder 1 Stunde verschenkt. Dazu kommt, dass es sowieso nicht ungewöhnlich ist, in der Mittagspause durchzuarbeiten wenn die Situation es erfordert, und die Situation erfordert es öfter. Wenn meine Kollegin krank ist oder Urlaub hat ist das Arbeitsaufkommen so gross, dass 1. der Bummeltag nicht genommen werden kann und 2. ich täglich in der Mittagspause durcharbeiten muss und 3. ich hin und wieder über den Feierabend hinaus arbeiten muss.
Des Weiteren ist es nicht ungewöhnlich, dass wir ausserhalb der Dienstzeit, also abends, nachts, an Wochenenden und Feiertagen, telefonisch zu Hause oder unterwegs von Kapitänen und Hafenagenten gestört werden, um irgendwelche Probleme aus der Welt zu schaffen. Die Firma hat uns zu diesem Zweck ein Handy zur Verfügung gestellt, so dass wir auch ausserhalb unserer Wohnung erreichbar sind. Alles zusammengerechnet frage ich mich: Was ist eine 40-Stunden-Woche? Ich wäre glücklich, wenn ich sie hätte.
Weiter gab es heute Gerüchte, dass der 3. Oktober als Feiertag gestrichen werden soll um die Produktivität zu steigern. Bei näherer Betrachtung würde sich meiner Meinung nach herausstellen, dass der grösste Teil der Produktivität in den Bundesländern erarbeitet wird, die eh schon am meisten Feiertage haben, nämlich in den südlichen, katholischen Bundesländern. Wie wäre es denn, wenn man dort einen dieser Feiertage streichen würde um die Anzahl der Feiertage bundesweit anzugleichen? Ein Aufschrei würde von der katholischen Kirche kommen, würde je darüber diskutiert werden.
Nicht dass ich neidisch wäre auf die Leute, die dort leben. Erstens habe ich mich seit der Schulzeit daran gewöhnt, dass die Katholiken mehr Feiertage und dadurch mehr freie Tage haben und zweitens – nee, das würde jetzt diskriminierend sein.