Montag, 29. März 2004
– 1. Tag
Morgens um halb sieben machten wir uns auf den Weg nach Lübeck. Die Fahrt dauerte ca. 1 Stunde und verlief ohne Probleme. Wir fanden einen Parkplatz direkt vor dem Flughafengebäude. Die Parkplätze sind gebührenfrei, allerdings sind die Parkplätze unbewacht.
Der Flughafen hat sich erst nach der Wiedervereinigung zum einem kleinen provinzionellen Linienflughafen entwickelt. Durch die unmittelbare Nähe zur ehemaligen Grenze zur DDR war er nur für den Sportflugbetrieb zu nutzen.
Die Abfertigung am Schalter von Ryanair war schnell und nett. Frau Ryan machte uns darauf aufmerksam, dass unsere Reisetasche möglicher Weise als Handgepäck durchgehen würde. In London würde die Auslieferung des Gepäcks sehr lange dauern. Wir sollten sie doch mal in dem Messgestell testen. Bernd ging und quetschte und es passte. Die Tasche konnte also mit in die Kabine.
In Lübeck wird grosser Wert auf die Sicherheit gelegt. Bereits vor dem Einchecken wurde das Gepäck geröntgt. Nach dem Einchecken ging es dann in den Sicherheitsbereich. Das Gepäck und unsere Jacken kamen wieder auf ein Band und fuhren durch eine weiter Röntgenanlage. Unsere Gürtel mussten wir abnehmen und auch drauflegen. Anschliessend ging es durch die Sicherheitsschleuse. Unsere Personalausweise mussten wir insgesamt 3 mal vorlegen: Am Schalter bei Frau Ryan, bei der Sicherheitsprüfung und bei der Passkontrolle. Dann waren wir endlich im Warteraum, ein grosses beheiztes Zelt. Da wir noch nicht gefrühstückt hatten, gönnten wir uns ein kleines Frühstück. Der Preis stimmte uns schon auf Londoner Verhältnisse ein.
Unsere Maschine, eine Boeing 373-800, kam mit 10 Minuten Verspätung an. Nach wenigen Minuten durften wir an Bord. Feste Plätze wurden beim Einchecken nicht ausgeben. Jeder Fluggast bekam eine Nummer. Passagiere mit den Nummern 1 – 68 durften zuerst an Bord. Wir waren in der ersten Gruppe und suchten uns, sobald wir an Bord waren, 2 Plätze aus.
Das Flugzeug machte einen sehr ordentlichen und sauberen Eindruck, es sah besser als die Maschine von flydba, die uns nach Venedig gebracht hatte.
Der Flug war ruhig, ohne Turbulenzen düsten wir über die weisse Wolkendecke hinweg. Ein kreisrunder Regenbogen, in dessen Mitte der Schatten des Flugzeuges sichtbar war, begleitete uns auf dem Weg nach London.
Stansted Airport liegt ausserhalb von London, der Stansted Express brachte uns in ca. 45 Minuten zur Station Liverpool Street. Von dort ging es mit der „Underground“ zum Bahnhof Paddington. Nach ca. 5 Minuten Weg erreichten wir unser Hotel gegen 12.00 Uhr. Unser Zimmer konnten wir leider erst ab 14.00 Uhr bekommen. Das Gepäck konnten wir im Hotel deponieren und wir machten uns wieder auf den Weg um einen ersten Eindruck von London zu bekommen.
Leider hatten wir unseren Reiseführer mit Stadtplan im Gepäck gelassen. Wir hatten nur eine Karte mit den U-Bahn-Linien bei uns sowie ein Karte mit dem Busverkehrsnetz, auf der allerdings auch ein paar Sehenswürdigkeiten eingezeichnet waren, aber ohne Strassenplan. Per Zufall landetet wir bei Madam Tussaud. Auf unser Karte war ganz in der Nähe ein Park eingezeichnet. Da wir keine Lust hatten, uns die Wachsfiguren anzusehen, suchten wir den Park, den Regent’s Park, eine Oase der Ruhe kaum abseits vom Trubel, bezeichnet als „Jewel in the crown“. Und das können wir nur bestätigen. Jetzt im frühen Frühling war alles noch ziemlich grau, unterstrichen vom grauen Wetter, doch blühten bereits reichlich Frühlingsblumen. Wie schön muss es erst im Sommer sein, wenn alles grün ist und tausende von Rosen blühen.
Im Park gibt es viele Wasserflächen und dementsprechend eine Vielzahl von verschiedenen Wasservögeln. Wir sahen Reiher, Schwäne, Gänse und verschiedene Entenarten. Stundenlang hätten wir ihnen zusehen können.
Es wurde Zeit, wieder zum Hotel zu gehen. Wollten wir an diesem Nachmittag doch noch einiges erledigen. Unser U-Bahnplan war hilfreich, die richtige Linie zu finden.
Das Hotelzimmer erwies sich als sauber und nett, wenn auch nicht besonders gross, aber auch nicht eng. Es lag im Erdgeschoss, ohne störende Nachbarzimmer, an einem kleinen Hinterhof gelegen.
Eine ausführliche Planung war für diesen fortgeschrittenen Nachmittag nicht mehr möglich. Wir beschlossen, uns ein wenig treiben zu lassen und zuerst mal zum Picadilly Circus zu fahren. Am Eingang zur „Underground“ akzeptierte das System meine 3-Tages-Touristenkarte nicht mehr und die Tür blieb für mich verschlossen. Ich zeigte die Karte dem an der Sperre stehenden „Assistant“ und er liess mich durch eine andere Pforte den Bahnhof betreten. Kann ja mal passieren, dachte ich bei mir.
Am Picadilly Circus tobte das Leben. Wir schauten uns ein wenig in den umliegenden Strassen um und sahen dabei das „London Eye“, eine Attraktion, die wir auf keinen Fall verpassen wollten. Der Weg dorthin war schnell gefunden. Auf halber Strecke auf der Brücke über die Themse bemerkten wir, dass die Lichtverhältnisse zum fotografieren ungünstig sind. Die Sonne Stand nämlich direkt gegenüber dem Eye über der Londoner City. Trotzdem setzten wir unseren Weg fort um einen ersten Eindruck zu bekommen. Ausserdem kauften wir gleich Tickets für den nächsten Tag.
Langsam bekamen wir Hunger und wollten mit der U-Bahn zurück zum Picadilly Circus um dort im Rainforrest Café, eine Empfehlung von Gunnar und Holli, zu essen. Meine 3-Tageskarte wurde wieder nicht akzeptiert. Wieder musste ich manuell eingelassen werden. Langsam machte ich mir Sorgen.
Trotz eines Lageplans, den ich mir zu Hause ausgedruckt hatte, fanden wir unsere Futterstation nicht auf Anhieb. Statt dessen kamen wir an einem Theater vorbei, an dem ganz gross Dame Judy Dench angekündigt wurde in der Shakespeare Komödie „All’s well that ends well“ (Ende gut, alles gut). Judy Dench gehört zu unseren Lieblingsschauspielerinnen. Ein Feuer war entfacht und wir spielten mit dem Gedanken, uns für den Abend noch Karten zu kaufen.
Doch erst mal wollten wir essen und fanden dann auch das Restaurant, an dem wir bereits ein mal vorbeigegangen waren. Nun, unsere Erwartungen wurden nicht ganz erfüllt, was vielleicht daran lag, dass wir inzwischen doch ein wenig abgespannt waren. Von den lauten Nebengeräuschen wie Donner, Wasser und Tierlaute war ich eigentlich nur genervt. Während des Essens, was nicht so schlecht war, kreisten unsere Gedanken und Gespräche um Judy Dench. Nach dem Essen gingen wir zurück zum Theater und mussten leider feststellen, dass am Montag keine Vorstellung ist. Für Dienstag und Mittwoch Abend hatten wir bereits Musicalkarten. Wenn wir früher gewusst hätten, dass die Dame in London auf der Bühne steht, hätten wir unsere Abendplanung ein wenig anders gestaltet.
Wir bummelten ein wenig durch Soho und durchs Westend und kamen dabei an ein Kino. Die Strasse davor sowie die Zufahrt waren abgesperrt. Menschenmassen drängten sich an die Absperrgitter. Was ist hier los fragten wir uns. Grosse Limousinen fuhren vor, uns unbekannte Leute stiegen aus und gaben auf ihrem Weg zum Eingang des Kinos Autogramme. Endlich fanden wir ein Plakat auf dem für diesen Abend die Weltpremiere des Films „Shaun of the dead“ angekündigt war. Aha, ein gesellschaftliches Ereignis also. Eine Weile blieben wir stehen und schauten zu. Da wir die Leute aber nicht kannten war es eher langweilig und gingen weiter Richtung Themse. Von der Towerbridge wollten wir ein paar Nachtaufnahmen machen.
Einen Plan hatten wir zwar mit, aber man muss einen Plan auch lesen können. Bernd meinte, dass die Brücke rechts liegen würde. Ich war der Meinung sie müsste links liegen. Ich versuchte Bernd anhand des Plans meine Version plausibel zu machen. Er willigte ein. Auf unserem Weg dorthin machten wir bereits ein paar Aufnahmen des nächtlichen London. Ich hatte extra ein kleines Stativ gekauft, doch das lag noch gut verstaut im Rucksack im Hotelzimmer. Für die Aufnahmen suchten wir uns jeweils eine ebene Unterlage.
Der Queens Walk, auf dem wir uns befanden, ist ausgestattet mit diversen Hinweisschildern für in der Nähe liegende Sehenswürdigkeiten, die Tower Bridge war nicht dabei. Langsam kamen mir Zweifel, ob meine Meinung bezüglich der Lage der Brücke richtig war. Endlich tauchte vor uns die Spitze einer der Türme auf. Es wurde aber auch Zeit. Unsere Füsse spürten bereits jeden Pflasterstein. Tapfer wanderten wir weiter – und da lag sie vor uns!
Ein paar Minuten blieben wir stehen, genossen den Anblick und gönnten unseren Füssen eine kleine Erholung bevor wir uns auf den Weg zur nächsten U-Bahnstation (London Bridge) machten. Auch hier musste ich wieder den Extraeingang nehmen. Der Magnetstreifen auf meiner Fahrkarte hatte offensichtlich seinen Geist aufgegeben. An der Station Kings Cross mussten wir umsteigen, dort wollten wir versuchen, die Karte umzutauschen. Der Mann hinter dem Schalter prüfte die Karte mehre Male uns sagte mir, dass sie in Ordnung sei. Er drehte den Bildschirm zu mir, dort stand „valid“. Ich sollte es noch mal versuchen. Natürlich klappte es nicht. Wieder musste ich manuell eingelassen werden. Ich versuchte es an einem anderen Schalter noch mal. Die Karte war zwar immer noch „valid“, doch der Kartenprüfer erklärte sich bereit, mir die Karte umzutauschen. In Paddington konnte ich endlich wieder auf dem normalen Weg die Station verlassen.
Nach wenigen Minuten waren wir im Hotel und fielen müde und mit schmerzenden Füssen ins Bett.
Dienstag, 30. März 2004
– 2. Tag
Es war noch vor acht als wir aufwachten. Mir wurde erst bewusst als Bernd mir gratulierte, dass ich heute Geburtstag hatte.
Der Frühstücksraum befand sich im Keller des Hotels. Es gab Toastbrot, Butter, Chesterkäse, gekochten Schinken, Eier, verschiedene Marmeladen und mehrere Müslis, Saft, Milch, Kaffee oder Tee. Saft war nicht mehr da und wurde auch nicht mehr aufgefüllt. Der Toaster machte auf uns einen befremdlichen Eindruck. Um uns nicht zu blamieren nahmen wir uns erst mal das, was wir uns auf den Toast legen wollten und beobachteten, wie die anderen Gäste ihr Brot rösteten. Aha, Brotscheiben auf die schräge Fläche legen, das Brot verschwand dann auf dem Endlosband im Gerät und fiel unten gebräunt wieder raus. Wie einfach. Bernd nahm nur Butter und Käse für seinen Toast. Ich machte mir eine Art Sandwich: Brot, Butter, gekochter Schinken, darauf Käse und obendrauf 2 Eihälften. Gar nicht so schlecht. 2 von diesen Sandwichs, eine Scheibe nur mit Käse, das würde für ein paar Stunden reichen.
Und weiter ging es mit sightseeing. Zum London Eye nahmen wir die Underground. Unsere Füsse würden noch genug strapaziert werden. Um 10.00 Uhr setze sich das Rad in Bewegung und die Leute wurden eingelassen. Jeder Fahrgast wurde mit einem Detektor gescannt, auf die Sicherheit wird also auch hier geachtet. Erwartungsvoll bestiegen wir eine der Kapseln, die Tür schloss sich hinter uns und langsam ging es in die Höhe. Ein phantastischer Blick über London und auf die Themse erwartete uns. Fasziniert war ich vom Kontrast der alten, ehrwürdigen Architektur mit den neuen, teilweise utopisch anmutenden Bauten.
Nach 30 Minuten war der „Flug“ vorüber. Nach dem Aussteigen aus der Kapsel konnten wir beobachten wie 2 Mitarbeiter das Innere der Kapsel gründlich untersuchten und mit Spiegeln unzugängliche Ecken kontrollierten.
Vom London Eye ist es nicht weit zum Houses of Parliament mit Big Ben. Das Gebäude ist in Wirklichkeit noch viel gewaltiger als wie man es von Bildern her kennt.
Als nächstes stand Westminster Abbey auf unserem Programm.
Hier ist die Geschichte zum Greifen nahe. Könige und Königinnen, Komponisten (Purcell, Händel), Schriftsteller (Charles Dickens, Rudyard Kipling) und Schauspieler (Sir Laurence Olivier) fanden hier ihre letzte Ruhestätte. Der Krönungsstuhl, auf dem seit dem Jahr 1308 alle englischen Monarchen gekrönt wurden, ist hier ausgestellt. Er macht einen ziemlich unbequemen Eindruck. Es ist sicher kein Zuckerschlecken, auf diesem Stuhl während der Zeremonie ausharren zu müssen wenn ich mir vorstelle, mit welchen kolossalen Gewändern die Kings und Queens dabei ausgestattet sind.
Unser nächstes Ziel war Elisabeths Palast.
Der Weg dorthin führte uns durch den St. Jame’s Park, sozusagen Elisabeths Vorgarten. Am Palast fand gerade die Wachablösung statt. Viele Menschen standen dort und beobachteten die Wachablösung durch den Zaun. Nein, wir hatten keine Lust, uns dazuzustellen, wussten wir doch auch gar nicht, wie lange die Zeremonie noch dauern würde. Es war ein wunderschöner Frühlingstag mit blauem Himmel und Sonnenschein. Ich fragte mich, ob Elisabeth II. sich jemals auf einen ihrer Balkons im Bikini in die Sonne legen würde und ob sie überhaupt einen Bikini besitzt. Hat diese Frau überhaupt ein Privatleben? Ein Zitat aus unserem ADAC-Reiseführer über die Queen:
Die Dauerwelle festzementiert wie ein schützender Helm, mal mit mal ohne Hut, die Handtasche sicher im Griff, während sie huldvoll den Untertanen zuwinkt.
Eins scheint sicher: Die Monarchie lockt einen Grossteil der England besuchenden Touristen nach London.
Die nächste U-Bahnstation war unsere um von dort zum Tower zu fahren.
Wir schlossen uns einer Führung durch einen Yeoman Warder, besser bekannt unter dem Begriff Beefeater, an. Auch der Tower ist untrennbar verbunden mit der englischen Geschichte. Er ist ein Ort von Intrigen, Mord und Quälerei. Sir Walter Raleigh war hier 13 Jahre gefangen, Heinrich der VIII liess hier 2 seiner Frauen hinrichten. Der Beefeater, ein älterer Herr mit grauen Bart, am Stock gehend, gestalte die Führung interessant und mit einer feinen Prise Humor. Er beendete den Rundgang in der Chapel Royal, einer kleinen Kapelle, in der viele der an diesem Ort hingerichteten Persönlichkeiten ohne Zeremonie beerdigt worden sind.
Wir bummelten noch ein Wenig durch die weitläufige Festungsanlage. Natürlich wollten wir uns die Besichtigung der Kronjuwelen nicht entgehen lassen. Der Weg dorthin führte durch ein Labyrinth von unterirdischen Gängen, teilweise begleitet mit kurzen Filmen von der Krönung Elisabeth II. und Filme über die Juwelen selbst. Das Heiligtum war geschützt durch mindestens 30 cm starke Stahltüren. Im ersten Raum waren die wichtigsten Kronen ausgestellt. Ein Laufband, wie man es von Flugplätzen kennt, um Distanzen bequemer zurücklegen zu können, führte daran vorbei. Um die Kronen genauer in Augenschein nehmen zu können, war eine mehrmalige Fahrt mit dem Band möglich. In weiteren Räumen waren goldene Tischgerätschaften zu besichtigen: Schalen, Teller und Tafelaufsätze – eine unbeschreibliche Pracht von wohl kaum schätzbarem Wert, fotografieren leider verboten.
Im Whitetower schauten wir uns Rüstungen und Waffen an sowie eine Halle, in der die nachgearbeiteten Pferde der englischen Könige zu besichtigen waren.
Auf der Tower Bridge überquerten wir die Themse. Der Nahanblick war ein wenig ernüchternd. Ein Maschendrahtzaun bildete das Geländer.
Inzwischen war es Nachmittag und wir waren müde von den ganzen Eindrücken, die Füsse schmerzten auch wieder. Wir machten uns auf den Heimweg zum Hotel. Für den Abend hatten wir Karten für das Musical „Bombay Dreams“. Vorher wollten wir uns noch ein wenig erholen und frischmachen, ausserdem wollten wir noch essen gehen. Im Hotel erholten wir uns von den Strapazen des Tages. Die Rutschhemmer in der Duschwanne drückten schmerzend in die Fusssohlen.
Ganz in der Nähe liegt ein Pizzarestaurant „Deep Pan Pizza“. Dort wurde „all you can eat“ für 5.95 Pfund angeboten. Hier gab es mein Geburtstagsmenü. Salatbuffet, 2 Sorten heisse Nudeln und diverse Pizzas – überall konnten wir uns bedienen. Zur Feier des Tages bestellte ich eine Flasche Wein. Die war genau so teuer wie der Preis für das Büffet für Bernd und mich zusammen. Was soll’s, ist ja Geburtstag.
Nach dem Essen fuhren wir direkt zum Apollo Victoria Theatre.
Es wurde 1930 als Kino gebaut und erst 1980 zum Theater umgebaut. Shirley Bassey und Liza Minelli sind dort aufgetreten. Von 1984 bis 2002 lief hier das erfolgreiche Musical Starlight Express. Oliver hat hier eine Aufführung gesehen. Für „Bombay Dreams“ wurde das Theater wieder umgebaut. Die Art deco Elemente blieben erhalten und werden in die Show mit farbigen Lichteffekten eingebunden.
Im Foyer suchten wir nach der Garderobe um unsere Jacken abzugeben. Es gibt einen Hinweis „Dressing Circle“, doch das war der Aufgang zum Rang. Eine Garderobe war nicht zu finden. Wir beobachteten andere Zuschauer, was sie mit ihren Mänteln machen. Sie gingen damit in den Zuschauerraum und nahmen ihre Plätze ein. Zum Glück hatten wir nur leichte Jacken, so war das für uns kein Problem. In der Pause wurden im Zuschauerraum Eis, Chips und Getränke verkauft. Als wir nach der Vorstellung das Theater verliessen, sah es schlimmer aus wie bei uns im Kino. Die Verpackungen lagen überall in den Reihen auf dem Boden. Nun ja, scheinbar ist das englische Theaterkultur.
Das Musical nahm uns mit seiner Handlung, der Music und der Ausstattung gefangen. Überraschend gab es während einer Tanzszene Fontänen mit echtem Wasser auf der Bühne, in einer anderen Szene wurde Regen ebenfalls mit richtigem Wasser dargestellt. Die Story: Ein junger Inder schafft aus den Slums zum Filmstar aufzusteigen. Intrigen, 2 Morde und ein Happy End sind Teile der Handlung. Wir waren begeistert und kauften die Music CD und eine DVD mit dem „making of“. Ich muss sagen, mein Geburtstagsabend war der krönende Abschluss dieses Tages.
Mittwoch, 31. März 2004
– 3. Tag
„Was machen wir heute?“ war die Frage nach dem Aufstehen und nach dem Frühstück waren wir auch noch nicht viel schlauer. Es gab noch viel, das man anschauen könnte. Doch die Luft war raus. Aber der Tag musste überstanden werden. Zuerst wollten wir zum berühmten Kaufhaus Harrods – auch wenn unser Etat es nicht zulassen würde, dort etwas zu kaufen. Wir schauten uns einige der Abteilungen an, wurden aber schon bald der Pracht und des teuren Angebots überdrüssig. Covent Garden wollte ich mir gern ansehen. Wieder rein in die U-Bahn und weiterfahren. Die Hallen dort sind zwar interessant, aber es riss uns nicht vom Hocker. Ganz in der Nähe ist die Oper, ein Blick auf die Fassade. Ah ja, schön. Wir merkten, dass wir im Grunde gar nichts mehr sehen wollten. Wir waren geschafft. Um noch was halbwegs produktives zu machen, fuhren wir zum Apollo Victoria Theatre um die Fassade zu fotografieren. In der Nähe bei Mc Donalds mussten wir uns bereits wieder ausruhen. Von dort fanden wir einen Weg zum Buckingham Palast. Im St. Jame’s Park setzten wir uns auf eine Bank in die Sonne und schauten den Vögeln zu.
Downing Street ist genau am anderen Ende des Parks. Vielleicht gibt es ja dort was zu sehen. Aus Sicherheitsgründen ist Tony total abgeschirmt. Wachen und Gitter versperren den Weg. Na, wir wissen jetzt wo er wohnt. Durch Whitehall und vorbei an der Horseguard
ging es hinauf zum Trafalgar Square und weiter über Picadilly Circus zum Palladium Theatre, in dem wir an diesem Abend das Musical „Chitty Chitty Bang Bang“ sehen wollten. Auch hier wollten wir eine Aufnahme der Fassade machen.
Und jetzt suchten wir eine U-Bahnstation, die uns zurück ins Hotel brachte. Oxford Circus heisst die Station. Aber wir fanden keinen Eingang, nur Ausgänge. „No entrance“ stand überall zu lesen. Wir gingen ein mal um den Block, nichts zu finden. Das gibt’s doch nicht. Wir gingen die Oxford Street entlang bis zur nächsten Station und fuhren von dort ins Hotel. Geschafft ruhten wir uns auf dem Bett aus um für den Abend wieder fit zu sein.
Um nicht nach der Vorstellung wieder umherzuirren und nach dem Eingang zu suchen machten wir uns rechtzeitig auf den Weg zum Theater. Und da war der Eingang dann auch. Wir müssen nachmittags blind gewesen sein.
Bis zur Vorstellung hatten wir noch reichlich Zeit. Gehen wollten wir auch nicht mehr als notwendig. Wir blieben am Oxford Circus stehen und beobachteten das Treiben. Menschen drängten sich dicht an dicht auf beiden Strassenseiten auf den Gehwegen. Ich habe noch nie so viele Menschen zu einer normalen Zeit ohne besonderen Grund gesehen. Es war einfach unglaublich.
Es wurde Zeit zum Theater zu gehen.
Das Theater wurde 1910 gebaut und ist wohl noch beinahe in seinem ursprünglichen Zustand. Es ist immer ein Varieté Theater gewesen. Unter anderem haben hier Louis Armstrong, Josephine Baker, Duke Ellington auf der Bühne gestanden.
Eine lärmende Schulklasse mit ca. 10-jährigen Schülern stand vor dem Eingang und wartete auf Einlass. Wir befürchteten schon Schlimmes für die Vorstellung. Auch in diesem Theater gab es keine Garderobe wo man Jacken und Mäntel abgeben kann.
Das Musical ist ein richtiges Familienstück. Die Kinder waren während der Vorstellung gar nicht zu hören. Die Ausstattung ist bunt, vielfältig und ideenreich. Beeindruckend ist es, wenn das Chitti Chitti Bang Bang aus der Bühne heraus über den Orchestergraben in den Zuschauerraum „fliegt“, auf einem Hydraulikarm, der kaum sichtbar ist. In der Pause wurden wieder Eis, Chips und Getränke verkauft, dementsprechend sah es am Ende auch wieder aus. Das ist wohl hier so üblich. Natürlich mussten wir wieder eine Musik CD und eine DVD mit dem „making of“ haben. Besonders fasziniert hat mich der 12-jährige Darsteller des Jeremy Potts, Jack Montgomery. Ein niedlicher Junger mit einer unglaublichen Spielfreude.
Donnerstag, 1. April 2004
– Abreise
12.20 Uhr sollte unser Flag nach Lübeck gehen (dachte ich). Für diesen Tag hatten wir uns nichts weiter vorgenommen als uns nach dem Frühstück auf den Weg zum Flughafen Stansted zu machen. Auf dem Bahnhof Paddington wollte ich noch die Uhr fotografieren.
Dann ging’s hinunter zur Underground. Bernd war schon durch die Sperre gegangen als ein Mitarbeiter rief: „Please leave the station as quick as possible.“ Die Türen der Sperre öffneten sich, die Menschen strömten zurück in den Vorraum und die Treppe hinauf. Hinter uns wurden die grossen Gittertüren geschlossen. Ein Bombenalarm? Aber der eigentliche Bahnhof war von dieser Aktion unberührt. Es gibt am anderen Ende des Bahnhofs noch eine andere U-Bahnstation. Auch hier gab es kein Problem und wir fuhren mit dieser Linie zum Bahnhof Liverpool Street. Auf der Anzeigentafel war bekannt gegeben, dass der Stansted Express, der uns zum Flughafen bringen sollte, Verspätung hat. Wann der nächste Zug fahren würde war unbekannt. Dann eine Durchsage: Um 10.15 Uhr geht es los. Die Tore wurden geöffnet und wir strömten mit den anderen Reisenden auf den Bahnsteig.
Während der Fahrt gab es eine Verspätungsnotiz und die Ansage, dass ausserfahrplanmässig an 3 weiteren Stellen gehalten wird. Na ja, wir liegen ja im Zeitplan.
Am Flughafen suchten wir unseren Abfertigungsschalter der überraschend leer war. Wir bekamen unsere Bordkarten mit dem Hinweis, dass wir uns um 11.15 Uhr am Gate einzufinden hätten. Es war aber schon 11.20 Uhr. Ein Blick auf unseren Flugplan verriet mir, dass wir bereits um 11.50 fliegen sollten, also 30 Minuten früher als ich gedacht hatte. Eilig strebten wir dem Gate entgegen. Dort war aber noch gar nichts passiert. Die Fluggäste standen in 2 langen Reihen und warteten darauf, dass es losgehen soll. Unsere Maschine traf in diesem Moment erst ein. Wir konnten beobachten, dass mit dem Gepäck, dass aus dem Flugzeug entladen wurde, sehr sorgfältig umgegangen wurde.
Dann konnten wir an Bord. Jeder musste sich selbst wieder einen Platz suchen. Nach ein paar Minuten ging es los Richtung Kontinent.
Die Passkontrolle in Lübeck dauerte sehr lange. Während wir in der Schlange standen sahen wir unsere Reisetasche mindestens 3 mal nebenan auf dem Gepäckband vorbeifahren.
Unser Wagen stand noch wohlbehalten und unbeschädigt auf dem unbewachten Parkplatz. Und dann ging es endgültig ab nach Hause.
Unsere Recherche im Internet hat keinen Anhaltspunkt gegeben, warum die Station morgens geschlossen worden ist. Vielleicht war es eine Übung für die Angestellten.
Hier noch einige Impressionen aus London:
Fazit dieser Reise:
3 Tage reichen nicht, um wirklich alles kennen zu lernen. Es gibt einige Dinge mehr, die es sich lohnt anzusehen und die wir gerne sehen würden. Aber mehr kann man nicht verkraften. Ein Grund, London einen weiteren Besuch abzustatten.
man, man, wenn ich das so sehe kriege ich richtig fern- / heimweh. ich hoffe, dass es dieses jahr mal wieder mit einem londontrip klappt…
einfach klasse wie du deine reise beschrieben hast. das war sehr interessant fuer mich zu lesen und danke fuer die tollen bilder die du uns hier gezeigt hast.
Lg
Sammy