Krimi mit Arien und Duetten

Seit mehr als sieben Jahren war ich nicht mehr im Lübecker Theater. Bereits mit 14 oder 15 Jahren hatte ich dort ein Abo, unterbrochen nur während der Bundeswehrzeit, später dann auch mit meiner Frau zusammen. Ich wollte gern ein mal wieder hin, Susanne, hatte mir „Tosca“ empfohlen.

Vor der Aufführung waren wir Chinesisch essen, sehr gut, sehr lecker. So einen Chinesen würde ich gern hier in Hamburg finden.

Die Karten hatte ich schon Ende Januar telefonisch bestellt und mussten vor der Aufführung abgeholt werden. Ein alter Bekannter sass im Kassenhäuschen, Herr S. Ich sprach ihn kurz an und er erzählte uns, dass er seit 1966 dort tätig ist und in 2 Jahren in Rente geht. Dann hat der Mann 40 Jahre im Lübecker Theater gearbeitet. Bernd meinte danach zu mir, dass er in dem Jahr geboren wurde seit dem Herr S. dort arbeitet.

Um eins vorweg zunehmen: Die Aufführung hat mich restlos begeistert. Das Bühnenbild war zwar „sparsam“ aber dennoch beeindruckend. Der Regisseur inszenierte die Oper moderat modern was Ausstattung und Kostüme betrifft, doch durchaus akzeptabel. Hinreissend Mardi Byers als Floria Tosca, besonders im 2. Akt: Ihrem Liebhaber, dem Maler Mario Cavaradossi, treu ergeben will sie dem fiesen Polizeichef von Rom, Baron Scarpia, nicht das Versteck eines gesuchten Flüchtlings verraten. Erst unter den Schmerzschreien des gefolterten Cavaradossi bricht sie zusammen.


Tosca und Cavaradossi nach seiner Folterung

Dann der Versuch des Scarpia, Tosca für sich zu gewinnen und dafür die Freiheit Cavaradossis zu erkaufen. Dramatik pur, stimmlich und spielerisch packend und mitreissend auf die Bühne gebracht.

Scarpia begehrt Tosca auf brutale Weise

Überraschend die Darstellung von Toscas Tod. Althergebracht springt sie am Bühnenhintergrund von der Engelsburg in den Tod als sie bemerkt, dass Cavaradossi entgegen der zugesagten Scheinerschiessung doch „richtig“ erschossen wurde. In dieser Aufführung balanciert sie, dem Publikum zugewandt, auf dem gedachten Mauerrand der Engelsburg und bleibt am Abgrund – dem Orchestergraben – stehen.

Tosca balanciert dem Tod entgegen

Sie hebt die Arme, als wenn sie sich gleich fallen lassen würde. Sie bleibt so am Proszenium stehen während die letzten Takte der Musik verklingen und hinter ihr der Vorhang fällt. Genial! Diese Inszenierung hat Format, stimmlich wie auch dramaturgisch. Lübeck braucht sich damit nicht hinter den grossen Bühnen Deutschlands verstecken.

Die Fotos sind der Homepage www.theaterluebeck.de entnommen.

Unsere Heimfahrt nach Hamburg führte durch die sternenklar Osternacht, ein wenig vernebelt durch den auf den Feldern liegenden Rauch der erloschenen Osterfeuer. Selbst hier in Hamburg war der Brandgeruch wahrzunehmen. Auf unserem Balkon leuchteten die angestrahlten Eier. Morgen Abend mache ich ein Foto.

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