Alljährlich findet im 1. Freitag im November in Hamburg das Schiffsmakleressen oder auch Eisbeinessen statt. Über 4.000 offizielle Teilnehmer essen im CCH Eisbein oder Kasseler. Insgesamt kommen ca. 5.000 Leute aus aller Welt zusammen, die irgendwie auch nur im weitesten Sinn mit der Schifffahrt zu tun haben.
Ich habe in meinem 35-jährigen Berufsleben schon etliche Male daran teilgenommen, teils als Gast, teils als Gastgeber wenn wir selbst Geschäftsfreunde eingeladen hatten.
In diesem Jahr wollten wir keine Gäste einladen und ich bin froh, an dieser Massenveranstaltung nicht teilnehmen zu müssen. Man trifft eh nur die Leute, die man persönlich kennt. Es ist kaum möglich, sich dort zu verabreden weil man dauernd aufgehalten wird: Hallo, lange nicht gesehen, wie geht’s? usw. Ausserdem ist die Luft zum schneiden dick, die Geräuschkulisse besteht aus einem tausendfachen Stimmengewirr, mehr oder weniger betrunkene Teilnehmer wanken durch die Gänge – deshalb wird diese Veranstaltung scherzhaft auch als „Eisbeintrinken“ bezeichnet. Im Foyer stehen die Nutten und verteilen ihre Visitenkarten.
Oft schon hab ich darüber nachgedacht, dass unter den vielen Männern (der Frauenanteil ist sehr gering) doch auch ein paar Schwule sein müssten. Mir ist dort noch nie einer begegnet von dem ich sagen könnte: Der! Wir scheinen in der Schifffahrtswelt eher rar gesät zu sein.
Ich bin jedes Jahr solange kein Corona war mit 3 Freunden zum After Dinner ab 21.00 Uhr da. Alle in dunklen Anzügen, weissen Hemden und Krawatten. So richtig chic. Um 21 Uhr verlässt bereits der ein oder andere Teilnehmer wanken die Veranstaltung, die haben vor und während des Essens wohl schon kräftig tief ins Glas geschaut. Wir 4 nutzen dann aber auch ordentlich die Flatrate aus und schütten uns bis 2 Uhr den Alkohol in Massen rein. Und dann geht’s mit vielen anderen betrunkenen weiter zur Reeperbahn. Da sieht man dann in den Morgenstunden an allen Ecken total betrunkene Anzugträger rumhängen. Auch wir 4 stützen uns gegenseitig, weil wir kaum moch stehen können. Meine Frau freut sich jedes Jahr auf ihren besoffenen Ehemann im vollgekotzen Anzug.
Die Besoffskis gab es schon immer, ein zweifelhaftes Vergnügen damit auch noch zu prahlen.