Glocken werden geläutet, die Menschen gehen auf die Straße, es wird gesammelt (Geld- und Sachspenden), blau/gelb schreit einem von überall entgegen. Und das ist auch gut so! Kritik aus dem Volk, dass die Flüchtlinge aus der Ukraine hier nicht willkommen sind, habe ich noch nicht vernommen. Niemand muss sich hinstellen und sagen „Wir schaffen das!“. Es ist selbstverständlich, dass wir Kriegsflüchtliche aufnehmen. Sie kommen nämlich aus Europa, kleiden sich so wie wir, sehen so aus wie wir. Und der böse böse Russe hat die Schuld an allem.
Ich kann mich nicht daran erinnern, dass sich Deutschland in diesem Umfang mit den Flüchtlingen aus Syiren, aus Afghanistan, aus dem Irak solidarisiert haben. Ja, es wurde gespendet, Sachspenden, Zeugs, das keiner mehr haben wollte. Und es wurden Stimmen laut: Warum kommen die hierher, die sollen dableibe und ihr zerstörtes Land wieder aufbauen.
Das, was in ihren Heimatländern passierte, war weit weg, war nicht Europa. Die Menschen sehen anders aus, sie sind nicht so wie wir. Sie kleiden sich anders, sie haben einen anderen Glauben, sie essen andere Speisen – mit einem Wort: Sie sind fremdartig. Deshalb haben sie nicht die Solidarität erfahren, die ihnen ebenso zusteht wie den Menschen aus der Ukraine.
Aber jetzt passiert der Krieg vor unser Haustür und ein Teil der Deutschen hat Angst vor den bösen Russen, besser vor dem einen bösen Russen. Man zeigt seine Solidarität: Seht, wir sind an eurer Seite. Aber Putin interessiert das eh nicht. Er hat die Möglichkeit, die Ukraine plattzumachen.
Ich sage nicht, dass die Solidariät für die Ukrainer falsch ist. Aber es hätte uns Deutschen gut zu Gesicht gestanden, sie auch für die anderen Länder so intensiv zu zeigen.