Der 9. November 1989 – das ist 20 Jahre her. Ich sass im Büro, damals noch in Lübeck. Die Firma, in der ich arbeitete, Betrieb ausser einer Reederei noch ein paar andere Geschäftszweige, u.a. gab es eine Heizölabteilung. Und die Fahrer kommen ja auf ihren täglichen Touren in der Stadt herum. Plötzlich ging das Gerücht durch die Firma, die ganze Stadt sei voller Trabbis. Wie ich bei meiner Heimfahrt zur Mittagspause feststellen konnte, was das kein Gerücht. Sie waren da. Überall. Und die ganze Stadt lag unter einer Dunstglocke aus Trabbiabgasen.
Für meine Heimfahrt zur Mittagspause brauchte ich normalerweise nur 10/15 Minuten. Aber an jenem Tag hat es wohl etwa eine Stunde gedauert. Die Tage danach verzichtete ich auf die Mittagspause.
Lübeck war damals Grenzstadt. Und für einen Teil der Einwohner der DDR war Lübeck die nächste grössere Stadt, die für sie erreichbar war. Und so vielen die DDR-Bürger in Lübeck ein. Es war nicht die Volksarmee oder die Russen, vor denen wir in den Zeiten des kalten Krieges Angst hatten. Es waren Menschen wie du und ich.
Bis nach Hamburg haben es wohl kaum weniger geschafft. Ich erinner mich an das Sylvester an den Landungsbrücken. Da fielen sie nämlich auch ein, die Bürger der DDR und es kam zu Spontanverbrüderungen bei Sekt und Hafenfeuerwerk.
Die Grenzen verwischen langsam, aber es wird wohl noch mindestens eine Generation dauern, bis die deutsch-deutsche Grenze auch in den Köpfen verschwunden ist. Lübeck fühlt sich noch heute hin und wieder wie eine Grenzstadt an, auch wenn Trabis hier wirklich nur sehr selten durch die Stadt rattern. Es gibt ja heute immer noch “die Ostdeutschen” und “die Westdeutschen”, wenngleich “Ossi” und “Wessi” langsam im Sprachgebrauch der 90er verschwindet. Aber solange die “neuen” Bundesländer nicht genauso behandelt werden wie die “alten” Bundesländer, wird der Einigungsprozess andauern.