Die Bank


Seit ein paar Tagen steht dort unten neben den Carports eine weisse Bank. Vorher stand diese Bank auf der Dachterrasse des Hauses gegenüber. Ich habe nie gesehen, dass die Bewohnerin jemals auf dieser Bank gesessen hat.

Soweit ich das von hier beurteilen kann, hat die Dame ihre Terrasse mit vielen Pflanzen versehen. Vermutlich stand die Bank dem Konzept der Terrassenausstattung jetzt im Wege. Sie ist wohl nicht defekt, andernfalls hätte die Dame die Bank nicht einfach so irgendwo hinstellen sollen. Sie wird auch nicht sehr gepflegt sein, nicht die Dame, denn die stand sommers wie winters ungeschützt den Unbillen des Wetters ausgesetzt auf der Terrasse. Sowas setzt einer Bank arg zu.

Gestern kamen zwei junge Leute des Wegs, sehr junge Leute und sehr verschmust, wie junge Leute eben so sind. Sie namen auf der Bank platz. Es gesellte sich eine Katze aus der Nachbarschaft zu ihnen und holte sich ein paar Streicheleinheiten ab. Irgendwann, als ich mal wieder hinschaute, waren alle drei wieder verschwunden.

Warum die Bank jetzt dort steht, entzieht sich meiner Kenntnis. Vielleicht ist es der Dame zu schade, sie dem Sofaknacker in den Rachen werfen zu lassen. Oder sie soll Spaziergänger animieren, für ein paar Momente dort innezuhalten. Ein sonniges Plätzchen ist es mit Sicherheit nicht. Es mag ja auch nicht jeder in der Sonne sitzen.

Ich werde die Bank weiter beobachten. Aber nicht, dass ihr denkt, ich sitze hier mit dem Kissen auf der Fensterbank, die wir eh nicht haben, und gucke den ganzen Tag aus dem Fenster um zu beobachten, was da unten passiert. Meistens passiert da eh nichts, es sei denn, da taucht plötzlich eine weisse Bank auf. In wenigen Tagen kann ich eh nichts mehr sehen, dann wird das Laub der soweit ausgebildet sein, dass ich nur noch beim Blick in das Grün meine Augen entspannen kann.

2 Gedanken zu „Die Bank

  1. Joël

    „ Aber nicht, dass ihr denkt, ich sitze hier mit dem Kissen auf der Fensterbank, die wir eh nicht haben, und gucke den ganzen Tag aus dem Fenster um zu beobachten, was da unten passiert.“
    Lustigerweise dachte ich genau dad beim Lesen. 😜

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    1. Hans-Georg

      Hihi, ja, so könnte man denken. Es ist so, dass unser Arbeitsplatz für die PC, ein massangefertigter Tisch, zwischen 2 Fenstern befestigt ist. Wir sitzen also jeder an je einem Fenster, seitlich von uns. Aus den Augenwinkeln sieht man jeden Vogel vorbeifliegen, auf dem Platz unten fast jede Autobewegung. So bleibt es nicht aus, dass man vieles registriert, was draussen geschieht. Und wenn ich meinen Augen mal eine Erholung vom Internetleerlesen gönnen will, drehe ich mich nach links und schau in den Himmel, beobachte Vögel und Eichhörnchen und entdecke, dass da plötzlich eine weisse Bank steht.

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