100 Jahre Stadt Geesthacht


Am 2. Januar 2024 wurde Geesthacht an der Elbe zur Stadt erhoben. Archäologische Funde deuten darauf hin, dass die Gegend bereits im 1. Jahrhundert vor Chr. besiedelt war.

Anlässlich des 100-jährigen Jubiläums gibt es diverse Aktivitäten, begonnen wurde heute mit dem Festumzug. Da ja hier bei uns alles vor der Haustür stattfindet, dachte ich mir, ich geh mal gucken.

Sammelplatz der angemeldeten Gruppen war der Schulhof der Buntenskampschule. Dort schaute ich mich ein wenig um. Ich entdecke u.a. Parteien, Gesangsverein, Schützenbruderschaft, Niederdeutsche Bühne, Kleines Theater Schillerstrasse sowie eine kleine queere Abordnung. Sportvereine und eine Tanzschule sollten auch ihre Teilnahme zugesagt haben.

Der Bürgermeister, im schwarzen Anzug und Zylinder, war bereit, den Festumzug anzuführen. Nun ja, es war alles ein wenig dörflich. Hätte der Umzug an einem Samstag stattgefunden, wäre vielleicht auch der örtliche Einzelhandel beteiligt gewesen. Es gibt hier einige wenige Firmen, die zum Stadtbild dazugehören.

Am Wegesrand hatte Schlachtermeister Voss einen kleinen Tisch aufgebaut, auf dem kleine Becher mit einem alkoholischen Getränk, abgedeckt mit einer Scheibe Mettwurst, bereitstanden, einige der aktiven Teilnehmer zu erfreuen.

Der Bürgermeister bedankte sich natürlich persönlich für die nette Geste.

Hier klinkte ich mich wieder aus und machte mich auf den Heimweg. Vereinzelt standen ein paar Zaungäste an den Strassen und warteten darauf, einen Blick auf den Festzug werfen zu können.

16 Gedanken zu „100 Jahre Stadt Geesthacht

    1. Hans-Georg

      Habe gelesen, dass in den Bechern Geesthachter Kümmel gewesen sein soll. Ich hätte dem Schlachtermeister das Zeug wohl vor die Füsse gekotzt, Kümmel ist wörtlich ein Brechmittel für mich.

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      1. Elvira

        Dann wäre mein Wochenendessen bei dir wohl nicht angekommen: Kümmelgullasch! Das Hetränk scheint eine Abwandlung von Pillkallar zu sein.

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  1. Ralf

    Ich wollte gerade mal „Geesthacht“ ergoogeln – und kriege gleich als erstes einen Bericht des NDR über einen Messerangriff eines Schülers auf einen anderen Schüler angeboten. Es ist wirklich schlimm. Niemand kann sich mehr irgendwo sicher fühlen.

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    1. Hans-Georg

      Ich fühle mich sicher in der kleinen Stadt an der Elbe. So einen Scheiss kann es immer und überall geben und hat es immer gegeben. Die Medien verbreiten solche Sachen heute deutschlandweit, wenn nicht europaweit. Früher stand sowas am nächsten Tag in der Tageszeitung bzw. es kam im Radio in den Nachrichten.

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      1. Ralf

        Stimmt. Die Verharmloserei und das Unter-der-Decke-Halten funktionieren heute nicht mehr. Inzwischen erfährt man, was geschieht, und es wird sogar offen darüber geredet. Wären wir nur vor zehn Jahren schon so weit gewesen. In fast jeder Diskussion darüber geben Politiker und Journalisten, die früher zur Ist-doch-alles-nicht so-schlimm-Fraktion gehörten, zu, dass sie versäumt haben, das Problem rechtzeitig aufzugreifen, und ihm jetzt hilflos hinterherrennen. Das gilt aus meiner Sicht übrigens für jede Art von Hass und Gewalt, egal wie sie motiviert sind.

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        1. Hans-Georg

          Wie jetzt öffentlich bekannt wurde, haben die beiden Schüler einen langjährigen Konflikt. Es ist also nicht so, dass hier wahllos auf einen anderen Schüler eingestochen wurde.

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          1. Ralf

            Mich erschreckt der qualitative Unterschied, der hier offenbar gemacht wird, zwischen einem zufällig und einem mit Bedacht ausgewählten Opfer. Zudem zeigt sich beim letzteren Fall, dass selbst Kinder schon frühzeitig lernen, bei einem Konflikt mit anderen Menschen sei der Messermord der gebotene Lösungsmechanismus.

            Und noch ein Nachtrag: Nachdem es tagelang verheimlicht worden war, ist nun durch Journalistenrecherche in die Öffentlichkeit gelangt, dass es in der Kreisstadt schon wieder ein Tötungsdelikt gegeben hat, und zwar einmal mehr auf offener Straße, wobei jemand zuerst angepöbelt, dann körperlich angegangen und schließlich mit einem Messer (das ja bekanntlich bei Leuten bestimmter Herkunft sozusagen zur Grundausstattung gehört, wenn sie das Haus verlassen) angegriffen wurde.

            Das mit dem Messer ist übrigens gar nicht so neu. Schon in den 90ern wurde ein damaliger Kollege von mir durch einen unzufriedenen Kunden vorderasiatischer Herkunft im eigenen Hausflur abgepasst und erstochen. – Man beklage bitte nicht nur die Gefährdung von Polizisten. Ich bin simpler Verwaltungsbeamter, und schon zwei meiner Kollegen wurden ermordet, und zwar von Personen aus dem vielzitierten Kulturkreis. Ich beneide Menschen wie Dich und Birte, die sich immer und überall sicher fühlen, egal ob sie Gefahr einfach nicht wahrnehmen oder sie ertfolgreich verdrängen oder ob sie tatsächlich irgendwo auf einer Insel der Seligen zu leben das Glück haben.

          2. Hans-Georg

            Ralf, wer immer und überall Gefahr wittert, sollte sich einen Panikroom anschaffen und sich darin einschliessen. Es gibt keinen Schutz vor persönlichen Angriffen, hat es nie gegeben. Schon immer wurden Menschen hingemeuchelt, sei es aus Habgier, aus Rache oder einfach nur aus Spass am Töten. In unseren modernen Zeiten ist es nun mal so, dass alles ans Tageslicht kommt und breitgetreten wird, innerhalb von Sekunden gehen die Schreckensmeldungen um die Welt.

      1. Ralf

        Sicher. Jeder kann nur von eigenen Erfahrungen und Wahrnehmungen reden. Allerdings bin ich da nicht alleine. In der von hier 15 km entfernten Stadt, die eine der höchsten Kriminalitätsraten Deutschlands aufweist, grassiert in der Bevölkerung die Unsicherheit. Belästigungen und Gewalt sind schon fast an der Tagesordnung. Man mag das als bloßes „Gefühl“ abtun oder Realpolitik machen und Maßnahmen ergreifen. Derzeit werden an besonders gefahrenträchtigen Orten Videoüberwachung und in der ganzen Innenstadt Patrouillen diskutiert. Und dass es in meinem Bekanntenkreis zunehmend mehr Verbrechensopfer gibt, gefällt mir natürlich auch nicht. Vor wenigen Monaten wurde ein ehemaliger Kollege von mir öffentlich totgeschlagen. Ich erspare mir den Hinweis auf den Kulturkreis, aus dem der Mörder stammt. Ich selbst wurde in meiner aktiven Dienstzeit mehrfach von Leuten gleicher Herkunft mit dem Tod bedroht – von Nazis übrigens auch. Und tätlich angegriffen wurde ich am Arbeitsplatz dreimal. Es hat eben nicht jeder ein so beschaulich-ruhiges Leben wie manche, die hier ihre Erfahrungen austauschen und so gar nicht verstehen, dass andere Menschen andere Wirklichkeiten erleben.

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  2. Ralf

    Lieber Hans-Georg, wie schon gesagt, jeder hat seine eigene Lebenserfahrung, und die kann bei verschiedenen Menschen ganz unterschiedlich sein. Ich gebe zu, es werden eher wenige Leute sein, die in ihrem Berufsleben zwei Kollegen durch Mord verlieren, und es werden auch eher wenige Leute sein, die so oft und so massiv am Arbeitsplatz bedroht wurden wie ich. Das ist eine Sache. Die andere Sache ist, dass ein allgemeines Gefühl -ob im Einzelnen objektiv zu Recht oder zu Unrecht, sei dahingestellt- der Unsicherheit auszumachen ist. Ich bin überzeugt, dass es hier bei uns gerade die zunehmende Zahl von Belästigungen im öffentlichen Raum, die zunehmende Zahl von Gewalttaten und die Untätigkeit „der Politik“ dazu sind, die z.B. hier in unserer Kreisstadt gestern entscheidend zum überragenden Wahlsieg der AfD beigetragen haben. Die Rechtsaußenpartei stellt jetzt die mit Abstand stärkste Fraktion im Stadtrat. Ich kann das nachvollziehen, wenn ich auch diese Wahlentscheidung nicht billige. Vorige Woche musste ich auf dem Weg zu einem Arzttermin dort durch, was pompös „die neue Stadtmitte“ genannt wird, eine großflächige Anlage mit Brunnen, Grünflächen, Bäumen und vielen zum Verweilen einladenden Sitzgelegenheiten, daneben das große Einkaufszentrum. Ich war einer von sehr wenigen Anwesenden, die offenkundig von Europäern abstammen. Die Masse der Besucher waren junge Männer, erkennbar aus Vorderasien stammend, das Reservoir, aus dem gerade an diesem Ort immer wieder die Messer gezückt und Passanten bedroht oder untereinander Hahnenkämpfe ausgefochten werden. (Nebenbei: Offenbar ist keiner von denen erwerbstätig; es war mittags um zwei.) Das geht so seit Monaten, und nichts wird dagegen unternommen. Ich muss zugeben, dass ich mich erst wohler fühlte, als zu der Ecke kam, in der sich die Schwarzafrikaner aufhielten, eine Personengruppe, von der erfahrungsgemäß in der Regel nichts zu befürchten ist. Unsere beiden Mieter, von denen einer Koreaner ist, haben mir jüngst auf dem Stadtplan gezeigt, wo sie nie hingehen, „die neue Stadtmitte“ gehört dazu. Mir scheint es bezeichnend, dass die beiden das tun, weil der Koreaner Rassismuserfahrung in Deutschland vorwiegend (wenn auch nicht nur) durch Einwanderer aus einem gewissen Kulturkreis erlebt hat. Andere Bekannte, die auch nicht eben aussehen, als wären sie Urgermanen, haben gleiche Erfahrung. Gerade diese Menschen erleben Rassismus von verschiedenen politisch und religiös geprägten Milieus. Natürlich kann man sagen, hätte ich einen andere Beruf gehabt und hätte ich mich nicht mit Ostasiaten und Slawen eingelassen und wäre ich nicht schwul (lange Jahre auch offensiv und öffentlich in der „Bewegung“) und hätte ich einen anderen geografischen Aufentaltsraum gewählt, dann hätte ich auch nie die Erfahrungen mit Gefahr und Gewalt gesammelt, die ich nun mal unfreiwillig gesammelt habe. Ich richte mein Leben aber nicht nach den Vorstellungen von Faschisten und Islamisten aus. Und damit auch das nicht unerwähnt bleibt: Dass hier im Dorf ein Drittel der Stimmen bei der Europawahl an die AfD ging, macht mich ebenfalls besorgt. In unserm Vorgarten weht seit Jahrzehnten die Regenbogenfahne, und vor ein paar Jahren hat sich auch die koreanische Fahne dazugesellt. Beides ist Gegenstand von giftigem Gerede im Ort, wie freundliche Nachbarn mich wissen ließen. Unfreundliche Nachbarn direkt gegenüber und ein paar andere Leute übers Dorf verteilt lassen lieber die schwarz-rot-goldene Fahne wehen, wobei uns klar ist, dass die nur so lange am Mast bleibt, wie es für diese Herrschaften noch sozialschädlich sein könnte, die schwarz-weiß-rote zu hissen. Das alles mag es in Geesthacht (noch?) nicht geben. Hier ist man schon soweit. – So, und dabei lass ich es jetzt bewenden.

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