Zwei Männer haben geheiratet


Seid es rechtlich möglich ist, dass sich gleichgeschlechtliche Paare vermählen können, ist ja keiner Pressemeldung mehr wert, wenn das gemacht wird. Mein Schatz und ich haben diesen Schritt ja auch schon gemacht. Die Kirche hat sich ja noch einige Jahre mehr oder weniger geziert, den Bund der Ehe in einem Gotteshaus segnen zu lassen. Vorreiter war die evangelische Kirche im Hamburger Stadtteil St. Georg. Die umfangreiche Feier, der wir gestern bewohnten durften, ist wohl eher die Ausnahme.

Das Hochzeitspaar hat die Feier minutiös geplant. Einer der Hochzeiter ist der Kirche durch Choraktivitäten zugetan. Wie es der Gottesdienst offenbarte, ist das Paar durchaus christlich inspieriert.

Der Einzug der Eheleute erfolgte unter den Klängen der Orgel zu einer fröhlichen Melodie. Pastorin Jana Wagner führte durch den Gottesdienst. Die Liedauswahl war nicht traditionell sondern eher modern. Zusätzlich zu den von der Gemeinde zu singenden Liedern, sang mehrmals der Chor auf der Empore, was mit Beifall belohnt wurde. Die Pastorin erzählte ausführlich über das Kennenlernen und aus dem bisherigen Leben (Wochenendbeziehung) von Christian und Stepahn. Dann das Übliche: Ringe anstecken und ein inniger Kuss danach, der mit Beifall belohnt wurde. Statt das Vaterunser zu beten, wurde das Vaterunserlied gesungen.

Die Zeremonie dauerte ca. 1 Stunde, was meinem Rücken, und sicher nicht nur meinem, trotz Sitzkissen auf den harten Kirchenbänken zusetzte. Ich war froh, zum Auszug des Hochzeitspaares aufstehen und mich recken zu können.

Unsere kleine Kirche St. Slavatoris war sehr gut gefüllt. Eingeladen waren 60 Familienmitglieder und Freunde. Da eine Hochzeitsanzeige in der örtlichen Zeitung erfolgt war, haben sicher auch Nachbarn und Bekannte die Hochzeitszeremonie besucht. Draussen dann Glückwünsche und Umarmungen sowie ein Gruppenfoto.

Die anschliessende Hochzeitsfeier fand im Smux im Garten statt. Das Wetter war toll, es hatte sich zwar zugezogen, aber es war trotzdem warm. Es war eine ganz lockere Feier mit einem Grillbuffet. Getränke holte man sich am Tresen. Im Innenraum schwangen alt und jung fleissig die Tanzbeine. Pastorin Jana Wagner wurde bis lange nach Mitternacht auf der Feier gesehen.

Um ca. 2 Uhr des heutigen Sonntag war die Feier beendet und wir machten uns auf Heimweg in Begleitung eines schwulen Paares, die in einem Hotel übernachteten.

Mein kosemetischer Zahnersatz hat die Party gut überstanden, selbst ein herzhafter Biss in ein kräftig geröstetes Bruschetta hat nicht geschadet. Ich habe aber vorsichtshalber davon Abstand genommen, es komplett zu verzehren, es war mir doch zu gefährlich. Das Teil ist zwar nicht perfekt, aber besser als die Leute mit einer Zahnlücke anzulachen.

12 Gedanken zu „Zwei Männer haben geheiratet

  1. Der Wilhelm

    Gut, dass eine gleichgeschlechtliche Eheschliessung heute keine Pressemeldung mehr wert sondern ganz alltäglich und „völlig normal“ ist. Ausser natürlich für die Eheleute, die da vorm Altar stehen. Für die ist und bleibt das Ereignis ganz sicher etwas ganz Besonderes.

    Dennoch finde ich es gut, dass Du so ausführlich darüber schreibst und darauf auch nochmal hinweist, dass das nicht immer so war. Und auch die Eheleute dürfte es wohl freuen, das später nochmal nachlesen zu können 😉

    Was ich jetzt nicht gedacht hätte:
    Dass es mit der „Zahnreparatur zum Selbermachen“ so gut funktioniert. Da konnten die Hasenzähnchen also in der Schublade bleiben 😉

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    1. Hans-Georg

      Das Grillfleisch hab ich kleine Happen geschnitten damit ich nicht zuviel kauen musste. Wollte mir den Zahn vor dem Schlafengehen noch ziehen, aber der sitzt ziemlich fest. Na, für den Zahnarzt wird es morgen leicht sein, das Teil zu entfrenen. Bin schon sehr gespannt, was er machen wird: Entweder komplett entfernen und eine Brücke bauen oder er bastelt mir wieder was zurecht – es kommt auf die noch vorhandene Substanz drauf an.

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  2. Elke

    Ich bin begeistert, dass Du Dich als Zahnreparateur so erfolgreich bewährt hast! Toll! Bin gespannt, was Dein Zahnarzt dazu sagt…
    Habt noch einen schönen Restsonntag 🙋🏼‍♀️😘. LG Elke

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    1. Hans-Georg

      Mein Zahnarzt wird sicher eine haltbare Alternative haben, für den Fall, dass es möglich und notwendig sein sollte. Es ist spannend.
      Euch beiden gute Erholung!

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  3. Frau Momo

    Ich kannte die vorherigen Pastores ganz gut, vor allem die Pastorin. In der Kirche selber war ich noch nie.
    Die Kirchengemeinde St. Georg-Borgfelde ist ja von je her sehr bunt und queer. Da hat auch die Aids Seelsorge mit ihren monatlichen Gottesdiensten ihre Heimat.
    Es gibt tatsächlich Gegenden in Deutschland-vor allem in Sachsen und Baden-Württemberg, wo eine gleichgeschlechtliche Trauung nach wie vor nicht möglich ist.

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      1. Frau Momo

        Das sind in Ba-Wü vor allem die Pietisten und in Sachsen ticken sie auch anders. Hier in Hamburg kräht da keine Hahn mehr nach. Mein Chef (Pastor) ist schwul und damit lockt man hier niemanden mehr hinter dem Ofen vor. Zum Glück.

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  4. Ralf

    Als wir uns verpartnerten -wie das damals noch heißen musste und auch inhaltlich vorwiegend Pflichten, aber eher wenige Rechte begründete-, gab es die sog. gottesdienstliche Begleitung, eine herabgestufte Pseudo-Trauung in der Kirche. Die durfte nur durchgeführt werden, wenn der Pfarrer und das Presbyterium einem entsprechenden Antrag stattgaben. Bei uns scheiterte das schon an der Pfarrerin, die klarstellte, dass sie für so einen Zirkus nicht zu haben sei. Wir packten die KIrche dort, wo ihr einziges Interesse liegt: am Geld. Nach dem Austritt und der damit verbundenen nicht unbeträchtlichen Minderung der Kirchensteuereinnahmen kam ein Brief des Kirchenpräsidenten, das sei doch zu lösen, man könne doch eine andere Gemeinde finden, die da liberaler denke, und über den Austritt könne doch sicher auch noch mal nachgedacht werden. Ein Schreiben, das in seiner Heuchelei und Geldgier kaum zu überbieten war. Übrigens hatte er ja mein vorangegangenes Schreiben an ihn gar nicht erst beantwortet. Erst als ich dann wirklich ausgetreten war, ließ er sich zu einer Reaktion herab. Ich war nie aktiver Christ gewesen, aber doch mit der Kirche irgendwie gefühlsmäßig verbunden. Nach dem Austritt litt ich zunächst wie viele andere an der sog. Exkommunikationsangst, aber als das erst mal überstanden war, vergrößerte sich der Abstand immer mehr und heute verstehe ich gar nicht mehr, wie ich überhaupt je so lange bei vermeintlich wachem Verstand in der Kirche bleiben konnte.

    Das sind so Dinge, an die man auch mal denken sollte bei aller Freude über eine schöne Feier. Der Kirche bzw. den Kirchen geht es nicht um Menschen, sondern um Geld und politischen Einfluss. Und während in Europa gleichgeschlechtliche Paare vor den Altar treten, werden sie in Afrika mit christlichem Segen verfolgt und eingesperrt. Ich bin sicher, weder das Paar noch die Gäste dieser romantischen Heirat haben auch nur einen Gedanken daran verwandt, dass gleichzeitig gute Christen in anderen Weltgegenden nach immer härteren Strafen für Schwule schreien – wie man z.B. in Uganda sieht, mit Erfolg. Und auch die Pfarrerin hielt es offenbar nicht für nötig, darüber ein paar eindringliche Worte zu verlieren. Hauptsache es gibt ein tolles Fest und frohe Feier in der Kirche – wen kümmert es, dass anderswo zur Freude der Christen Schwule jahrelang in stinkenden Kerkern verrotten. – Ich bitte um Entschuldigung, dass ich den Spaß verderbe, aber die Welt und vor allem das Christentum sind nicht so, wie allzu viele sich gerne vormachen, dass sie seien.

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