Schleichende Schliessung?

Galeria Kaufhof macht einen Kahlschlag. Häuser werden geschlossen, Personal wird entlassen. Wir alle haben darüber in den letzten Tagen gelesen und gehört. Auch das Haus in Lübeck, einer Stadt, in der ich viele Jahre gelebt habe, ist davon betroffen, das Kaufhaus wird dichtgemacht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es Karstadt dort bald nicht mehr geben wird. Karstadt, mitten in der City von Lübeck, da ging man hin und kaufte ein.

Das Hamburger Stammhaus in der Mönckebergstrasse ist von der Schliessung nicht betroffen, noch nicht. Aber wie berichtet wird, soll 1/3 von 280 Mitarbeitern entlassen werden. Dann bleiben noch ca. 190 Mitarbeiter übrig, die in dem riesigen Haus arbeiten werden. Da diese Menschen nicht 6 Tage in der Woche arbeiten, die auch mal Urlaub haben, krank werden, werden nicht täglich 190 Personen anwesend sein. Das heisst aber, dass Kunden – ja, es gibt immer noch Menschen, die im Geschäft einkaufen – weniger Ansprechpartner zur Verfügung haben und frustriert das Haus verlassen. Das wiederum heisst, der Umsatz sinkt. Und was heisst das dann? Tut uns leid, der Umsatz gibt es nicht mehr her, wir müssen das Haus schliessen.

Wenn ich mir selbst eine Jeans aus dem Regal nehmen und damit in die Umkleide gehen muss, feststelle, dass die nicht passt oder sitzt, ich mich also komplett wieder neu anziehen muss, um eine andere Jeans zu nehmen und das Prozedere von vorn beginnen, ist von Service nichts mehr zu merken, dann ist Karstadt nur noch ein Selbstbedienungswarenhaus – vorausgesetzt, ich finde eine Jeans und ich trage sie zur Kasse.

Herr Karstadt, so machen sie ihr tradtionsreiches Geschäft ganz kaputt. Generationen von Bürgern gingen zu Karstadt. Mit dem letzten Kunden, der bei Karstadt gekauft hat, wird der Name Karstadt irgendwann aus dem Gedächtnis der Menschen verschwinden.

12 Gedanken zu „Schleichende Schliessung?

  1. Frau Momo

    Ich gebe zu, ich war noch nie Kaufhauskundin. Ausser mal ein paar Strumpfhosen oder andere Kleinigkeiten, kaufe ich nix in Kaufhäusern. Aber es ist trotzdem oft so, dass sie Publikumsmagneten sind und da wo sie schließen, dann auch viel drumherum „stirbt“.

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    1. Hans-Georg

      Als ich noch gearbeitet habe, war ich öfter bei Karstadt wenn ich mal neues Zeug brauchte. Oft habe ich dort Hemden gekauft, ab und zu auch mal eine Hose. Wenn man keine ideale Konfektionsgrösse hat, ist besser, sich im Kaufhaus zu versorgen und sich dort beraten zu lassen, vorausgesetzt, das Fachpersonal kann beraten.

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      1. Frau Momo

        Ich habe alles andere als eine ideale Konfektionsgröße. Ich kaufe meistens in kleinen Läden in Ottensen oder Eimsbüttel. Das hat aber auch mit meinem doch etwas speziellen Stil zu tun. Da werde ich im Kaufhaus nicht fündig.

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          1. Frau Momo

            Gut erkannt 🙂 Hat aber eben auch Vorteile, weil ich für meine Figur kaum was finde, was eine perfekte Passform für mich hat. Da müsste ich in die Kinderabteilung 🙂
            Ich kaufe ja auch viel und gerne Second Hand, zumal meine bevorzugten Marken nicht gerade günstig sind.

  2. I DS I

    Ich finde es spannend, wie oft man im Moment liest oder hört, wie schade es ist, dass Karstadt (oder wie auch immer der Laden jetzt heißt) schließt. Wenn alle, die das so schlimm finden, dort auch selber einkaufen würden, gäbe es die Probleme gar nicht.

    Gut, dass der Staat diesmal nicht einspringt, um die Vermögen der Vermögenden zu retten. Wenn, dann sollten die Steuergelder in die Förderung der noch Beschäftigten fließen oder in Ideen zur Umgestaltung der Innenstädte.

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    1. Hans-Georg

      Karstadt war schon seit vielen Jahren auf dem absteigenden Ast, verursacht durch Desinteresse des Personals. Die Damen standen lieber zusamen und klönten, anstatt sich um die Kunden zu kümmern. Ich bin mehrmals zu so einer „Versammlung“ gegangen und habe gefragt, ob auch bedient würde.

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  3. Ralf

    Einst gab es hier in der Gegend sage und schreibe drei Kaufhäuser: Wertheim, Hertie und Karstadt – und die liefen alle. In einer Stadt von nur 100 000 Einwohnern mit umgebendem Landkreis von etwas mehr Einwohnern! Kann man heute kaum noch glauben. An Stelle von Wertheim steht heute ein Ärztehaus; wo Hertie war, residiert heute Peek & Cloppenburg als reines Bekleidungshaus; als letztes Kaufhaus verschwand Karstadt und wurde durch ein Einkaufszentrum von lauter Einzelläden ersetzt. Wer hätte je gedacht, dass der Trend sich umkehren und die Kaufhäuser untergehen würden zu Gunsten von -überspitzt gesagt- lauter Tante-Emma-Läden? Niemand vermisst sie, und ab einem gewissen Lebensalter abwärts kann sowieso niemand noch was mit dem Begriff Kaufhaus und der Vorstellung, dass man in einem Riesengebäude und einem einzigen gigantischen Laden mehr oder weniger alles kriegt, anfangen. Mein letzter Kaufhausbesuch liegt fast zwei Jahre zurück und geschah in München. Ich brauchte eine neue Armbanduhr. Am Marienplatz ein Kaufhaus mit riesiger Uhrenabteilung. Ich wurde bestens bedient und beraten, besser als je in einem Uhrenfachgeschäft. Aber gerade das scheint immer weniger erwünscht zu sein. Ich gehöre noch zu einer Generation, die beim Einkauf mit Menschen zu tun haben möchte, die sich auskennen und helfen. Wer im Internet oder im Ramschzentrum kauft, will das gerade nicht.

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    1. Frau Momo

      Letzteres geht mir genauso, weshalb ich am liebsten in kleinen, inhabergeführten Läden einkaufe und dafür schon mal nach Lüneburg fahre. Ich kaufe zwar auch online, aber so ein Bummel durch kleine Läden mit Personal, die lieben, was sie tun, mache ich schon gerne.
      Wenn ich hier mal zu Karstadt oder ins Alsterhaus gehe, erschlägt mich als erstes meistens eine unerträgliche Duftwolke der Parfümerieabteilungen.

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    2. Hans-Georg

      Es ist eindeutig, dass die Auswahl im Internet grösser ist als Kaufhaus oder Fachgeschäft. Kein Geschäft stellt sich 20 oder mehr Toaster ins Regal. Einen stylischen Toaster nach meinem Geschmack finde ich dort eh nicht. Im Internet kann man sich gründlich über die Produkte informieren, selbst wenn man die Bewertungen von anderen Verbrauchern nicht beachtet. Selbst Bedienungsanleitungen kann man herunterladen und sich in Ruhe anschauen.

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  4. Trude

    So sehe ich das auch. Ob Karstadt oder Galeria Kaufhof, ohne Beratung / Service brauche ich da nicht hingehen. Im November habe ich ja schon von meiner Erfahrung berichtet und glaube nicht das ich da je wieder nach Unterwäsche suchen werde.
    Sinn Leffers hat den gleichen Fehler gemacht und ist dadurch völlig von der Bildfläche verschwunden.

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    1. Hans-Georg

      Das kommt dabei heraus, wenn man Personal zum Mindestlohn anstellt. Als mein Schatz hier im örtlichen Kaufhaus gearbeitet hat, bekam er zwar auch Mindestlohn, aber auch Umsatzbeteiligung für das, was er selbst den Kunden „angedreht“ hat.

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