Der kleine Rebell

Ich unterhielt mich mit meinem Mann über den Vorfall im Keller. Er, also mein Mann, ist ja eher der ruhige Typ und lächelt alles weg, der Vorteil der Jugend. Ich dagegen bin schon immer ein wenig aufmüpfig gewesen und sage meine Meinung. „Ich mag Menschen, bei denen ich nicht jedes Wort auf die Goldwage legen muss“. Dinge nicht zu sagen und stillschweigend zu akzeptieren, auch wenn sie für mioch nicht akzeptabel sind – aus dem Alter bin ich raus. OK, manchmal habe ich mich auch nicht im Griff, das weiss ich und das gebe ich zu. Unsere engsten Freunde haben das selbst schon erlebt.

Aber ich wollte über den Kellerskandal schreiben. Ich sagte also zu meinem Mann, ich hätte grosse Lust, mal so richtig im Keller rumzuwerkeln, zu Hämmern, die Wände anzubohren – eben weil ein gewisser Mieter da so rumschlich und die Sache selbst in die Hand genommen hat, ohne mich anzusprechen. Feigling!

Aber so war ich schon immer. Silvester z.B. als unserer Sohn so ca 7 / 8 Jahre alt war, plus/minus, eher minus. Wir gingen mit unseren benachbarten Freunden und deren gleichaltrigem Sohn um den Block weil wir nicht wussten, ob die beiden Jungs Mitternacht noch erleben würden. An einem Haus kam regelmässig, als jedes Jahr, der Bewohner an die Tür und schimpfte über den Lärm. Klar doch, dass ich der Rebell, der schon immer in mir schlummerte, schon vorher sagte: Jungs, passt mal auf, wenn wir da an der Stelle sind, zünden wir ein paar eurer Sachen, und zwar auf der gegenüberliegenden Strassenseite. Allein schon deswegen, weil es den Typ aufregte. Herrjeh, das ist Silvester. Und das, was die beiden Jungs da in der Tasche hatten, war nun wirklich nicht der Rede wert.

Einen ähnlichen Fall gab es hier in der Wohnanlage. Auch hier wohnte ein Typ, der sich immer darüber ärgerte, wenn wir auf der Strasse Feuerwerk zündeten. Pille palle, nichts besonders, auch nicht laut. Aber nein, Herr X. musste sich zeigen und seine Bemerkungen loswerden. Selbstverständlich haben wir unseren Dreck auch wieder weggemacht. Aber wir hatten unseren Spass und Herr X. seinen Blutdruck.

Nun ja, so bin ich, der kleine Rebell. Ich merke, dass das im Alter mehr wird, dass ich rebellischer werde, dass ich weniger schlucke, sondern meine Meinung sage. Und leider, das muss ich zugeben, werde ich manchml auch laut dabei, und das ist nicht gut. Aber danach ist alles wieder gut und vergessen. Nachtragend bin ich nicht.

8 Gedanken zu „Der kleine Rebell

  1. Trulla

    Ich finde es grundsätzlich gut, wenn man Einsicht zeigt in die eigenen, nennen wir es mal „Unzulänglichkeiten“.

    Allerdings dürftest du wohl weniger zu Rebellen zählen als zu Provokateuren. Ein großer Unterschied!

    Auch dein Vorschlag, jetzt erst recht mal ordentlich loszuhämmern, zeigt, dass du deinen eigenen Anteil an einer Situation, die du als Skandal (immer schön hoch hängen) benennst, gar nicht erkennen willst, obwohl du doch immerhin mit deinem Lärm „ohne mir dabei was dabei zu denken“ den Anlass gegeben hast zum weiteren Verlauf. Und nun sogar geneigt scheinst, einen lächerlichen Vorfall eskalieren zu lassen.

    Frieden, auch in der Nachbarschaft, geht anders.

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    1. Hans-Georg

      Natürlich habe ich nicht vor, zu eskalieren. Es stehen aber noch weitere Arbeiten im Keller an, u.a. muss ein weiteres Regal aufgebaut werden, was nicht lautlos möglich ist, wie die Erfahrung vom ersten Regal zeigt. Es gibt nun mal Arbeiten, die nicht lautlos möglich sind, das muss auch jeder Einwohner akzeptieren. Wobei Regale zusammenbauen, wobei ein Hammer zum Einsatz kommt, immer noch erträglicher ist, als Löcher für Dübel in eine Wand zu bohren, besonders wenn dazu der Schlagbohrmechanismus zum Einsatz kommen muss. Das dröhnt durch das ganze Haus. Aber wat mut dat mut – besser, als dass das Weinregal umkippt.
      Dass ich die üblichen Ruhezeiten einhalte, ist selbstverständlich.

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  2. Der Wilhelm

    „Dass ich die üblichen Ruhezeiten einhalte, ist selbstverständlich.“

    Dann sollte es auch kein Problem geben, zumal selbst das Bürgerliche Gesetzbuch davon spricht, dass gelegentlicher Lärm durch Renovierungs- oder Reparaturarbeiten aussserhalb der Ruhezeiten von den Nachbarn zu erdulden sind.
    Was ja auf Dein noch aufzubauende Regal und die dazugehörigen Bohrungen für die Monatge an der Wand in vollem Umfang zutrifft.

    Daran ist nach meinem Gefühl auch nichts rebellisches oder Provokatives, weil es normaler Teil des Lebensrisikos ist,was wir alle tragen….
    Solltest Du allerding die Wand in eine Schweizer Käse verwandeln wollen, nur um ausgiebig Lärm erzeugen zu können, dann ist das wohl schon eher grober Unfung – auch, weil darunter eventuell die Statik der Wand leiden könnte…

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    1. Hans-Georg

      Da es sich um eine Kellerwand handeln würde, würde ich mir selbst in den Allerwertesten beissen, denn ich möchte in einem stabilen Haus wohnen, welches nicht vom Einsturz bedroht ist. Desweiteren würde es zu einer Gehörschädigung kommen, die Aussenwand in einen Schweizer Käse zu verwandeln. Das scheint gegossener Beton zu sein, wie ich bei der Sicherung des Weinregals festgestellt habe. Die Innenwände braucht man fast nur anzugucken und dazu „Loch“ sagen, schon ist der Fall erledigt. Aber selbst so eine leichte Bohrung übeträgt sich auf das ganze Haus. Wenn es sich vermeiden lässt, nehme ich die Bohrmaschine aus genannten Gründen nur ungern zur Hilfe. Manchmal bedarf es aber einer einzigen Schraube, um Stabilität zu erreichen.

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  3. anne

    Ich gestehe, das ich über diesen „Kellerskandal“ mirein gewisses Grinsen nicht verkneifen konnte…
    und bemerke: auch du hattest so „deinen Blutdruck“ – nicht nur Herr X 😉
    und ich gestehe auch, das bei mir mit zunehmendem Alter die „Reizschwelle“ niedriger geworden ist.
    Manchmal regen mich Dinge auf, die ich noch vor Jahren (vielleicht) gar nicht bemerkt hätte.
    Meistens sage ich mir dann:: es ist die Aufregung nicht wert – aber trotzdem geht es mir oft nicht aus dem Sinn.
    Mir fehlt halt trotz der Kalenderjahre noch immer „die Weisheit und Gelassenheit des Alters!“
    Und über solche „Blockwarte“ kann ich mich auch aufregen …. 😉

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    1. Hans-Georg

      Kellerskandal – sehr witzig und auf den Punkt gebracht. (Man sollte schon wissen, was man selbst geschrieben hat bzw. nochmal nachlesen, wenn es schon vor ein paar Tagen war).
      Ich kann nicht mal behaupten, dass mich das Benehmen des Typen geärgert hat. Ich war eher sehr verwundert. Wir hatten noch nie einen Grund, aneinanderzugeraten. Eher hatte ich das Gefühl, dass wir auf irgendeine Art auf dem gleichen Level sind, was das Zusammenleben in einem Mehrfamilienhaus betrifft. Der „Skandal“ ist auch ein Thema, weswegen ich mich bei ihm beschweren würde, falls wir uns mal wieder über den Weg laufen, was eh äussserst selten der Fall ist.
      Nach dem Vorfall bin ich kopfschüttelnd weiter meiner Arbeit nachgegangen mit einem Grinsen im Gesicht. Ob das Einfluss auf meinen Blutdruck hatte? Will ich gar nicht wissen.

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  4. Trude

    Hallo Hans-Georg,

    zum Glück bist du jetzt in einem Alter wo du nicht mehr auf alles und jeden Rücksicht nehmen brauchst. Egal wie – deine Rente wirst du weiterhin bekommen. Und wahre Freunde vergraulst du damit auch nicht.
    Aber trotzdem solltest du ein wenig darauf achten, nicht plötzlich als der „Meckeropa“ da zu stehen. In der Siedlung, in der S aufgewachsen ist, gab es einen solchen Herrn. Die Kinder machten dann alles und jedes um ihn zu provozieren (wahrscheinlich so wie du in jungen Jahren).

    Ich wünsche dir einen schönen Tag.
    Liebe Grüße
    Trude

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    1. Hans-Georg

      Wenn ich hier im Haus und in der Wohnanlage über alles meckern würde, was mich stört, hätte ich viel zu tun. Es gibt Dinge, die muss man eben so hinnehmen wie sie sind. Mit dieser Einstellung macht man sich selbst das Leben leichter.

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