Griechenland ab Malta mit „Mein Schiff 5“ – Teil 2

20. Juli 2022 – Bodrum

Übernacht versegelten wir mit der „Mein Schiff 5“ nach Bodrum. Kapitän Greulich gab gestern Abend, wie an jedem Abend, bekann, wie groß die Distanz von Hafen zu Hafen ist, wie schnell das Schiff fahren würde, wieviele Motoren mit wievielen PS eingesetzt würden und die Umdrehungen/Minute der Propeller, 2 Stück mit jeweils 6 Meter Durchmesser.

Am heutigen Morgen wachten wir also in Bodrum auf. Nach dem Frühstück gingen wir an Land. Unser schwimmendes Zuhause hatte unweit der kleinen Stadt festgemacht.

Da wir, wie immer, früh dran waren mit unserem Landgang, wurden die Geschäfte bzw. Plünnenläden gerade geöffnet. Fleißig wurden die Fenster geputzt und die Böden in den Läden, und auch davor, mit viel Wasser gewischt.


Bodrum erfüllt alle Klischees einer türkischen Urlaubsregion. Es reiht sich Geschäft an Geschäft. Aus Uhrenläden blinkten goldfarbene Rolexuhren die Passanten an. Massenware luxuriöser Hersteller von T-Shirts wurde offeriert, ebenso wie massenhaft Luxuslederwaren. Vereinzelt waren auch kleine Schmuckgeschäfte zu finden. Ich denke, dass man dort unbesorgt Goldschmuck kaufen kann, wer es denn braucht, sich noch ein Teil auf den Arm zu schieben.

In der engen Straße, eher eine Gasse, war der morgendliche Lieferverkehr unterwegs. Hielt ein Wagen mal vor einem Geschäft oder Restaurant, stoppte der Verkehr. Niemand kam mehr durch, wir Fußgänger konnten uns gerade so daran vorbeiquetschen. Die Fahrer in den wartenden Fahrzeuge, waren sehr geduldig, es wurde nicht nervös-drängelnd gehupt, wohl wissend, dass sie selbst ein paar Meter weiter einen Stau verursachen würden.


Als wir das Ende der Straße erreichten, machten wir kehrt und gingen langsam zurück zum Hafen. Es war bereits ziemlich warm. Hunde lagen träge im Schatten. Die Langschläfer kamen uns vom Schiff entgegen und wollten das Städtchen erkunden oder dort ein Schnäppchen machen. Handeln ist unbedingt erforderlich.

Am frühen Vormittag waren wir zurück an Bord und genossen die Ruhe auf dem nahezu menschenleeren Schiff, und machten das, was man auf einer Kreuzfahrt so macht: Essen und trinken und zwischendurch eine kleine Runde über die Außendecks mit einem Blick zu den Nachbarn. Das Housekeeping hatte uns einen Elefanten auf die Koje gesetzt.

An diesem Abend ging die Sonne hinter einer Insel unter.

21. Juli 2022 – Mykonos

Als ich mir morgens auf dem Fernseher in der Kabine die aktuelle Wetterlage anschaute, war ich doch sehr erstaunt ob der Windstärke von um die 90 km/h, das ist Sturmstärke. Die „Mein Schiff 5“ lag hier auf Reede und die Passagiere mussten mit Tenderbooten an Land gebracht werden. Ich fragte mich, ob das bei diesem Sturm überhaupt möglich sein würde. Es war möglich! Die Tenderboote legen in Lee an, also der dem Wind abgekehrten Seite. Dadurch bietet das große Schiff eine Schutzwand. Kapitän Greulich erzählte in seiner Morgenansprache, dass Mykonos an diesem Tag seinem Namen alle Ehre gemacht habe. Mykons bedeutet „Insel unter dem Wind“.


Obwohl die kleine Stadt mit ihren weißen Häusern sicherlich sehenswert ist, hatten wir entschieden, an Bord zu bleiben. Um auf eigene Faust mit einem Tenderboot überzusetzen, hätten wir vorab ein Zeitfenster buchen müssen oder darauf warten, dass das „freie Tendern“ freigegeben wird, das war erst gegen Mittag der Fall und wäre für uns eh zu spät gewesen. Insgesamt befanden sich 5 Kreuzfahrtschiffe in der Bucht von Mykonos, davon eins an der Pier und mit uns die anderen 4 auf Reede. Es wäre also eh sehr voll gewesen in den Gassen der Stadt.

Vom Schiff aus beobachteten wir den regen Fährverkehr und machten, was wir immer machen: Gucken wie die anderen gucken, essen, trinken, lesen und ab und zu mal über die Decks schlendern.

Bernd probierte heute einen neuen Cocktail, alkoholfrei! Mosquito heißt das giftgrüne Getränk. Der Steward erklärte, dass dort eigentlich Minze reingehört, die aber leider im Moment an Bord nicht vorhanden ist. Deshalb wurde das Getränk mit Minzsirup aromatisiert, deshalb also die intensive grünen Farbe. Nun ist es ja so, dass der Barchef nicht einfach in einem Hafen auf den Markt gehen und einen Topf Minze kaufen kann. Es braucht schon ein paar Töpfe mehr, um den Bedarf zu decken. Also muss man auf eine Gelegenheit warten, wo reichlich Minze geliefert wrden kann. Es ist eben so wie es ist. Wer sich über nichtvorhandene Minze aufregt, hat eben keine Ahnung.

Der Plan war, um 19 Uhr weiterzufahren nach Piräus. Die letzten Ausflüger waren aber schon recht früh an Bord. Aufgrund der stürmischen Wetterlage entschied Kapitän Greulich, die Bucht von Mykonos bereits früher zu verlassen. Auch die Fahrt nach Piräus würde stürmisch werden, das wäre aber kein Problem für die Passagiere, er würde die „Stabis“ ausfahren. Ich finde diesen Ausdruck für die riesigen und technisch komplizierten Stabilisatoren ja recht putzig.

22. Juli 2022 – Piräus

Piräus – wer denkt da nicht an den Schlager von 1960, den Lale Andersen gesungen hat: Ein Schiff wird kommen – ein Titel, der zu Herzen geht. Zu der Zeit, als das Lied getextet wurde, war der Hafen wohl noch nicht so weitläufig, wie er heute ist. Containerschiffe gab es noch nicht. Fast alles, was heute in Containern über die Weltmeere transportiert wird, musste damals noch mühsam einzeln in den Zwischendecks der Stückgutfrachter gestaut und gelascht werden. Ich habe mehrmals meinen Blick über den Hafen schweifen lassen. Ich könnte mir vorstellen, dass dort, wo heute die Fähren anlegen, der ursprüngliche Hafen von Piräus gewesen sein könnte.


Wir lagen also heute Morgen in Piräus. Die Temperatur betrug um 7:39 Uhr bereits 30 Grad bei wenig Wind. Ursprünglich hatten wir einen Ausflug zur Akropolis in Athen gebucht. Vor 2 Tagen haben wir den schweren Herzens abgesagt. Aber die Vernunft hat gesiegt. Die Temperaturen hier im Mittelmeerraum sind extrem hoch. Athen ist eine der heißesten Städte Europas, dem wollten wir uns nicht aussetzen. Wir beiden hätten sehr gern die alten Steine und Ruinen besichtigt, wenn man schon mal da ist. Aber es war wohl besser so, wie wir entschieden haben.

Außerdem war meine Bronchitis wieder ausgebrochen, und das schlimmer als vorher. Auf dem Schiff konnte ich mich bei einem Hustenanfall von anderen Passagieren entfernen. Aus einem Reisebus kann ich nicht mal eben aussteigen. Also blieben wir an Bord.

An Land bin ich aber trotzdem gegangen. Ich hatte nämlich entdeckt, dass die Möglichkeit bestand, das Schiff genau von vorn zu fotografieren. Da ist das Headerbild im ersten Teil von diesem Reisebericht entstanden. Da wir mit der Backbordseite angelegt hatten, konnte ich auch die Lage unserer kleinen Suite dokumentieren und ein paar andere Aufnahmen vom Schiff machen.

Die „Mein Schiff 5“ wurde hier gehörig ausgerüstet. Kapitän Greulich erzählte uns ein paar Einzelheiten: 600 Tonnen Treibstoff und 800 t Ausrüstung. In den 800 Tonnen ist Proviant enthalten und viel anderes Zeug, auch Toilettenpapier gehört dazu, sowie Ersatzteile für den technischen Bereich. Abends an der Bar gab es auch wieder Minze für den Mosquito. Der Steward wies extra daraufhin. Bernd schmeckte der mit Minzsirup ergänzte Cocktail aber besser.


Das Rettungssystem wurde auch geprüft. Es ist vorgeschrieben, dass das in festgelegten Abständen gemacht werden muss. Es gibt dann dafür ein neues Zertifikat. Es gibt übrigens sehr viele Zertifikate auf Schiffen. Und für jedes Zertifikat ist eine Gebühr fällig.

Heute stellte uns das Housekeeping einen Teller mit handgeschöpfter Schokolade auf die Kabine, wir hatten das schon vermisst. Auf der Koje saß der Bordhund.


Als wir heute Abend ablegten, begann der letzte Teil der Reise, die Rückfahrt nach Valletta. Natürlich standen wir mit einem Sailaway-Sekt an der Reling, schauten zu, wie sich das Schiff ganz langsam von der Pier entfernte, lauschten ein letztes Mal auf dieser Reise den üblichen 3 langen Signaltönen aus dem Typhon und der dann folgenden Schiffshymne „Große Freiheit“, wie immer mit Tränen in den Augen.

Ich kann mich mit dem Text dieses Liedes total identifizieren, er sagt genau das aus, was ich fühle, wenn ich mit dem Schiff auf dem Meer bin, es ist wirklich sehr emotional. Und wenn mir dann die Tränen über die Wangen laufen – so what, mir doch egal, was die anderen Passagiere von mir denken.

Teil 1>
Teil 3>

8 Gedanken zu „Griechenland ab Malta mit „Mein Schiff 5“ – Teil 2

  1. Der Wilhelm

    Also diese Viecher auf dem Bett wären wirklich geeignet, mir einen Herzkasper zu machen, wenn ich ihrer unerwartet angesichtig würde…. obwohl ich das eigentlich für eine zumindest für sehr viel Kreativität stehende Idee halte…..

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    Schade, dass ihr nicht an Land konntet.
    Aber bei den Temperaturen wäre das für mich wohl auch nichts gewesen. Insofern verstehe ich Euch auch.

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    1. Hans-Georg

      Das Housekeeping ist sehr kreativ in diesen Dingen, und es erfreut den Gast.
      Wir sagen ja immer: Der Weg ist das Ziel wenn wir auf Kreuzfahrt gehen. An Hafentagen auf dem Schiff zu bleiben, hat auch was wenn man gefühlt ganz allein an Bord ist.

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    1. Hans-Georg

      Wenn wir überall, wie wir geplant hatten, an Land gegangen wären, wäre es sicher interessanter für Leserinnen und Leser.
      Es gibt heute oder Morgen noch einen 3. und letzten Teil dieser Reise. Und die nächste Reise ist nicht mehr fern.

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  2. Josef

    Da habt Ihr das Wohlfühlschiff ja maximal ausgekostet – kaum von Bord gegangen und dennoch alles richtig gemacht. Schließlich ist man im Urlaub und macht, das was einem am meisten Freude und vor allem keinen zusätzlichen Stress bei der sommerlichen Hitze bringt😉👍🏼

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    1. Hans-Georg

      Weil es so heiß war, haben wir, bis auf Bodrum, auf die Landgänge verzichtet. Und eigentlich hätten wir in Bodrum auch an Bord bleiben können. Soviel gibt der Ort nicht her.

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