Nach unserer, in Teilen etwas enttäuschenden, Kurzreise nach Stockholm im vorigen Jahr, freuten wir uns umso mehr auf eine normale Kreuzfahrt, in der Hoffnung, dass auch alles „normal“ bleiben wird während der langen Vorfreudezeit. Uns war aber schon bekannt, dass die Crew einer Maskenpflicht unterliegt, den Passagieren war das tragen freigestellt, jedoch empfohlen. Wir sind dieser Empfehlung nicht gefolgt … und sind diesbezüglich gesund nach Hause zurückgekehrt.
Es war unsere zweite Reise auf der „Mein Schiff 5“. Die erste machten wir 2018 zum Nordkapp.
17. Juli 2022 – Anreise
Seitens der Reederei war es vorgeschrieben, am Tag der Einschiffung einen Coronatest von einem Testcenter durchführen zu lassen. Die Kosten dafür werden von der Reederei nicht übernommen, aber was sind schon 3 Euro wenn man eine Reise für mehrere tausend Euro bucht? Darüber sollte sich keiner aufregen. Wie erwartet, waren unsere Tests negativ. Wir ließen uns das ausgedruckte Zertifikat aushändigen.
Der von uns beauftragte neue Transferservice stand pünktlich um 11 Uhr vor der Tür, der Fahrer in Stoffhose, Kurzarmhemd und Krawatte. Er legte unser Gepäck in den Kofferraum und fuhr mit uns zum Airport Helmut Schmidt in Hamburg. In Erwartung des in den Medien publizierten Chaos an den Flughäfen wollten wir 3 Stunden vor dem Abflug am Flughafen sein.
Am Checkin für die Kroatische Fluggesellschaft Trade Air hatte sich schon eine beachtliche Menschenschlange angestellt und wartete darauf, dass der Schalter geöffnet würde. TUI Cruises hatte für die Passagiere dieser Reise einen Jet in Vollcharter genommen, d.h. es gingen nur Passagiere an Bord, die auch in Valletta das Schiff besteigen würden. Um 13 Uhr wurde die Abfertigung an zwei Schaltern geöffnet. Während der Wartezeit kamen wir mit anderen Passagieren ins Gespräch. Wir trafen auch eine ehemalige Kundin von Bernd aus der Zeit, in der er im örtlichen Kaufhaus gearbeitet hat.
Nach dem Checkin gingen wir zur Sicherheitskontrolle, das meistgefürchtete Nadelöhr bei Flügen. Aber welches Nadelöhr? Wir konnten direkt unser Hab und Gut in die Plastikwanne zum Durchleuchten legen und den Nacktscanner betreten. Nachdem wir alles wieder eingesammelt und verstaut hatten, suchten wir uns einen Platz für ein spätes Frühstück. Auch hier ist unsere Meinung, dass es doch egal ist, viel Geld für das Flughafenessen auszugeben während man mehrere tausend Euro für eine Reise ausgibt.
Inzwischen hatten wir herausgefunden, dass der Flieger, aus Malta kommend, ca. 1 Stunde Verspätung hatte. Dementsprechend flogen wir auch ca. 1 Stunde später ab. Das entsprach dann der uns ursprünglich mal mitgeteilten Flugzeit. Nun ja, wir haben ja Urlaub und sahen das ganz entspannt.
Im Flugzeug gab es etwas Konfusion: Wir hatten Plätze in der 2. Reihe gebucht. Vor uns saß eine junge Familie mit einem Kleinkind. Das durfte aber, selbst auf dem Schoß der Mutter, aus Sicherheitsgründen nicht in der ersten Reihe sitzen. Es gab Diskussionen mit der Flugbegleitung. Wir erklärten uns bereit, die Plätze zu tauschen – und alles war gut. Jetzt saßen wir in der ersten Reihe direkt hinter der Wand, die den Kabinenbereich von der Pantry abschirmt. Was wir noch nie gesehen hatten: In dieser Wand befand sich eine Glasscheibe durch die wir während des Fluges Einblick in die Pantry und damit in das Tun der Kabinencrew hatten.
Nach einer Flugzeit von etwas mehr als 3 Stunden landeten wir in Valletta. Dort wurden wir mit Feuerwerk und Salutböllern an verschiedenen Stellen der Stadt empfangen. Die Koffer wurden im Bus verstaut – und die Fahrt ging los zum Schiff, welches wir schon während des Landeanflugs auf Valletta im Hafen entdeckt hatten.
Im Hafen wurde das Testzertifikat geprüft, der vorläufige Schiffspass auf dem Handy gescannt und ein Foto geschossen, dann durften wir an Bord gehen, unser schwimmendes Zuhause für die nächsten 7 Nächte. Um unser Gepäck brauchen wir uns nicht zu kümmern, es würde irgendwann zur Kabine gebracht werden. Wir suchten erstmal unsere Juniorsuite auf Deck 10 auf, stellten die Klimaanlage entsprechend unseren Bedürfnissen ein und schauten vom Balkon auf den Hafen von Valletta. Zum Abendessen speisten wir im Restaurant Gosch. Der Getränkeservice ließ etwas zu wünschen übrig, aber die Speisen waren perfekt, so wie wir es gewohnt sind.
Nach dem Essen gingen wir an Deck und suchten uns einen Platz, um das Ablegen zu beobachten, das international Grußsignal aus dem Schiffstyphon zu hören (3 x ein langer Ton) und der Auslaufhymne zu lauschen. Und dann stand ich da wieder mit laufenden Tränen. Ich kenn das ja schon und ich schäme mich der Tränen nicht mehr. Eine Weile standen wir noch da in einer warmen Sommernacht. An einer Stelle wurde uns mit leuchtenden Handys von Land aus zugewunken. An vielen Stellen der Stadt entfalteten sich bunte Feuerwerksraketen. Über uns leuchteten die Sterne, unter uns das schwarze Meer, die Bugwelle rauschte. Ganz langsam wurden achteraus die Lichter der Stadt immer kleiner. Endlich waren wir wieder auf einem Schiff. Bei einem Blick über die Kante wurden wir irgendwann gewahr, dass das Schiff kaum noch Geschwindigkeit machte. Warum das so war, erfuhren wir am nächsten Tag. Auf dem Pooldeck lauschten einige Passagiere einem unermüdlichen Gitarrenspieler.
Nach meinem Empfinden ist der Liegeplatz für Kreuzfahrtschiffe einer der schönsten im Mittelmeerraum. Die Schiffe liegen fast in der Altstadt und nicht in einem Industriehafen, wie es vielerorts üblich ist.
Wir gingen zu unserer Kabine, packten die Koffer aus und verstauten den Inhalt im reichlich vorhandenen Stauraum. Nach einem Spaziergang über Deck suchten wir unsere kleine Suite auf, schoben die Balkontür einen Spalt auf und begaben uns zur Ruhe. Vorher stellten wir die Uhr noch um 1 Stunde zurück auf Osteuropäische Zeit.
18. Juli 2022 – ein Seetag
Auch im Urlaub werden wir zur gewohnten Zeit wach, so gegen 7 Uhr am Morgen, so auch heute. Während Bernd die Morgenroutine im Bad erledigte, schaute ich vom Balkon auf das blaue Meer, vom Himmel brannte bereits die Sonne. Zum Frühstück erschienen wir in der X-Lounge und bestellen Egg Benedict, heiße Schokolade und frisch gepressten Orangensaft. Zum Abschluss des Frühstücks gönnten wir uns kleine Gebäckstücke. Ein aufmerksamer Steward brachte uns ein Besteck damit wir die klebrigen Teilchen nicht aus der Hand essen mussten. Es war das erste Mal, dass wir Gebäckteilchen mit Messer und Gabel aßen. Währenddessen meldete sich der Kapitän mit seiner täglichen Morgenansage von der Brücke. Er erzählte uns, dass kurz nach der Abfahrt von Valletta eine Notausschiffung stattgefunden hatte, weshalb die Geschwindigkeit des Schiffes reduziert werden musste. Kapitän Greulich hatte aber inzwischen die Information bekommen, dass es dem Patienten gutgeht. Jetzt wussen wir auch, warum das Schiff so langsam gefahren war.
Es folgte ein erster Rundgang über das Promenadendeck auf Deck 5, sozusagen ein Alibispaziergang. Vorn auf der Back entdeckten wir die Reste eines Gelages, welches dort in der Nacht stattgefunden hat. Wir verstehen nicht, warum man seinen Kram nicht wieder dahin zurückbringen kann, wo man es bekommen hat. Ich sage nur: Holzklasse!
In unserer Lieblingsbar, der Außenalsterbar auf dem Achterdeck, gönnten wir uns den ersten Cocktail dieser Reise. Der Swimmingpool war 2013 der allererste Cocktail, den wir auf der „Mein Schiff 1“ genossen hatten. Wir folgten der Tradition und bestellten den Swimmingpool. An diesem ersten Tag an Bord folgten noch ein paar andere Cocktails.
Um 12 Uhr wurde das Tapasbuffet eröffnet. Seeluft macht hungrig und die durch die Luft schwebenden Aromen stacheln den Hunger auch noch an. Es ist schwer, dem zu widerstehen, es ist geradezu unmöglich. Mitten auf dem Meer haben auch kleine Lebewesen Appetit.
Wir sitzen sehr gern in der Außenalsterbar, die teilweise von einem großen Sonnensegel beschattet wird. Die Schattenplätze sind natürlich sehr begehrt und es ist glücksache, dass man einen solchen Platz ergattert, „schöne Aussicht“ inklusive.
Der Tag endete mit einem ersten tollen Sonnenuntergang.
19. Juli 2022 – Souda/Kreta
Heute lagen wir im Hafen von Souda auf Kreta. Es kristallisierte sich heraus, dass diese Kreuzfahrt anders sein würde als alle vorherigen: Wir blieben an Bord. Einen Ausflug hatten wir eh nicht gebucht, wir wollten es ursprünglich so machen, wie wir es am liebsten handhaben, nämlich auf eigene Faust „ins Dorf“ gehen und uns durch Chania treiben lassen.
Vom reinen Industriehafen Souda, dort wo das Schiff lag, gab es einen Shuttle nach Chania. Aber nö, wir genossen frische Luft, Sonne, Wind, Cocktails und gutes Essen an Bord der „Mein Schiff 5“.
An Hafentagen sind immer nur wenige Passagiere an Bord. Die meisten nutzen die Gelegenheit, sich auf Ausflüge in die nähere und weitere Umgebung zu begeben oder, so wie wir es auch vorhatten, den Zielort, in diesem Fall Chania, näher kennenzulernen. Wir chillten an Bord auf einem Schiff, auf dem nur wenige Passagiere zurückgeblieben waren. Unsere Lieblingsbar, die Außenalsterbar, hatten wir fast für uns allein und probierten uns durch die Cocktailkarte.
In der X-Lounge fröhnten wir dem Luxus und gaben uns dem Kaviar hin. In der Sportarena und auf den Sonnendecks herrschte gähnende Leere.
Abends, nachdem wir Souda verlassen hatten, gab es eine Schlagerparty auf dem Pooldeck. Der Musiker in der Außenalsterbar war nur nervig und laut. Mit unserer neuen Reisebekanntschaft, die wir in der Warteschlange am Flughafen kennengelernt hatten, diskutierten wir über die Musik und über Schlager. Wir erzählten ihnen von einem „Schwulentitel“, bei dem wir immer weglaufen, „Er gehört zu mir“. Schecklich.
Eigentlich wollten wir uns frühzeitig zur Bettruhe begeben, aber wir blieben dann bei der Schlagerparty hängen, wo gerade in dem Moment, als wir das Pooldeck passierten, besagter Titel gespielt wurde. Vera und Luis gesellten sich noch zu uns. Der Abend wurde dann doch länger als ursprünglich gedacht. Auf dem Pooldeck war Partystimmung – mit „schöner Aussicht“.
Für Eure Leber war es wohl kein Urlaub 🙂 Aber so feine Cocktails mit Blick auf’s Meer hätte ich wohl auch genossen.
Valetta sieht wirklich wunderschön aus. Ich bin gespannt auf die Fortsetzung der Reise.
Für die Blutwerte war es allgemein kein Urlaub. Aber ein gesunder Geist ist ja auch nicht verkehrt.
Meine Rede… wir essen ja auch, was uns schmeckt und worauf wir gerade Lust haben. Ich denke, wenn man es genießt, ist es auch nicht ungesund, zumal man ja nicht das ganze Jahr über so zuschlägt
Bernd muss erst morgen wieder zur Arbeit, dann wird sich alles wieder normalisieren.
Das hört sich nach einer ganz normalen Flugverspätung an. Und dann seit ihr an Bord gleich richtig mit dem Genießen gestartet 🥂
🌈😘😎
Die Verspätung war ok, hat ja alles geklappt. Und der Genuss gehört einfach dazu.
So ähnlich hätten wir uns die Reise auf der Odyssey of the Seas zur gleichen Zeit auch vorgestellt. Und dabei hätten wir uns in Souda und Mykonos ja sogar fast gesehen😉 (nur ein Tag Unterschied) .
Eine wahre Genussreise für Euch👍🏼 !!!
Ja, es war total entspannt und genussreich. Ich kann es auf der Waage sehen.