Was war noch Karstadt?

Wie zu lesen ist, wird Karstadt, ebenso wie Kaufhof, ab Ende Oktober aus dem Straßenbild in Deutschland verschwinden.

Ich lese gerade einen Kriminalroman, in dem Karstadt erwähnt wurde. Da fiel mir ein, dass es irgendwann junge Menschen geben wird, die fragen „Häh?“ wenn die Älteren über Karstadt reden. Und irgendwann wird niemand mehr wissen, wer oder was Karstadt war. Da fällt mir ein: Kennt jemand noch Kepa?

Mit Kaufhof wird es genauso ablaufen. Ich stamme ja aus einer Stadt, da gab es nur Karstadt, und Kepa. Kaufhof gab es dort nicht. Aber Karstadt war DER Magnet in der City von Lübeck. Dort gab es alles. Karstadt war ein Begriff. Wenn jemand von Karstadt sprach, hatte man gleich das große Gebäude in der Innentadt vor Augen. Herrje, Karstadt, das ist eine Institution, oder war. Karstadt kann doch nicht einfach verschwinden. Karstadt ist Kultur! Und bald schon soll Karstadt Geschichte sein? Ich kann es nicht glauben.

17 Gedanken zu „Was war noch Karstadt?

  1. Der Wilhelm

    Die Frage ist ja, was danach kommt?
    Karstadt als Institution gab ja auch in der ostwestfälischen Stadt, in der ich 40 Jahre gelebt habe – und da gab es tatsächlich fast alles unter einem Dach, solange man nicht ganz spezielle Wünsche hatte – wenn auch nicht immer zum allergünstigsten Preis.
    Praktisch war aber, dass man den Weihnachtseinkauf für die ganze Familie unter einem Dach erledigen konnte – direkt vom Parkhaus aus in die Spielwaren-Abteilung, dann zwei Etagen tiefer in die Parfümerie, zwischendurch noch kurz ‚ ne Jeans gekauft und mal bei den Schallplatten vorbei geguckt. Für Oma das neue Bügeleisen in der Elektroabteilung geholt und für Opa die Zigarren am Tabakstand.
    Und danach zur Erholung noch ins Restaurant auf einen Kaffee und ein Stück Kuchen….
    Wenn man wusste, was man brauchte, war das alles in einer Stunde zu schaffen.

    Und heute?
    Da wartet man tagelang auf irgendwelche Pakete, die aus allen Ecken des Landes kommen.
    Das ist zwar auch bequem, weil man alles vom Sofa aus erledigen kann, hat aber dennoch lange nicht den Reiz wie ein Besuch bei Karstadt….. und den Kaffee muss man auch noch selber kochen 🙁

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    1. Hans-Georg

      Das Angebot von E-Ware ist natürlich im Internet ungleich größer als in jedem Warenhaus. Kein Händler kann sich 20 oder mehr verschiedene Produkte ins Regal stellen, z.B. Toaster, Heißwasserkocher und ähnliche Kleingeräte. „Früher“ war man mit dem zufrieden, was bei Karstadt oder Brinkmann angeboten wurde. Heute fällt die Wahl schwer weil das Angebot so groß ist. Alles hat seine Vor- und Nachteile.

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  2. Frau Momo

    In der Mö ist Kaufhof ja schon ein paar Monate dicht. Auch wenn ich noch nie so der Kaufhausfan war, ich bin dort immer rein, um Strumpfhosen zu kaufen. Für Hamburger ist es ja sonst eher das Alsterhaus und das gibt es noch.
    Wir waren mal in Wismar, sozusagen der Wiege von Karstadt

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      1. Frau Momo

        Die Strumpfhosenabteilung war gleich unten am Eingang… weiter bin ich da auch nie gekommen. Meine Oma ging nur ins Alsterhaus, weil die eine so tolle Stoffabteilung hatten und natürlich kaufte man Waschmaschine und Toaster bei Brinkmann…
        Ich komme mir gerade irgendwie alt vor 🙂

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        1. Hans-Georg

          Mit Strumpfhosen kenn ich mich nicht wirklich aus …
          „Früher“ war 1 x im Jahr Shopping in HH angesagt, der kleine H-G fuhr mit Oma und Mama mit der Bahn in die große Stadt. Im Alsterhaus wurden Stoffe gekauft, hier und da wurde durcn die Geschäfte gebummelt, hier und da ein Kleidungsstück gekauft, auch für mich. Nachmittags unternahmen wir irgendwas, Hafenrundfahrt, Planten + Blomen mit dem großen Spielplatz und den diversen Rutschen. Aber vorher wurde im Restaurant gegessen. Gegenüber dem Hbf gab es die Klosterburg, da gab es tolles Eisbein.

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  3. ds

    Ich habe nichts dagegen, wenn Karstadt von der Bildfläche verschwinden. Den Service in dem Laden fand ich stets unterirdisch. Fast hatte man als Kunde das Gefühl, zu stören.

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  4. Elvira

    Ich bin in Berlin mit Karstadt und Hertie aufgewachsen. Hertie gibt es nicht mehr und Karstadt ist mir zu unübersichtlich geworden. Aber das liegt vielleicht auch daran, dass ich recht viel online bestelle oder beim Händler vor Ort kaufe (leider gibt es das meiste nur übers Netz).

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    1. Hans-Georg

      Ach ja, Hertie gab es ja auch noch, und Horten. In Hamburg war alles vertreten. Jeans und Schuhe kaufe ich lieber im Geschäft. Ich muss das anprobieren und es muss passen und sitzen. Da würde es mich nerven, wenn ich was online bestelle und es dann zurückschicken müsste.

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      1. Der Wilhelm

        Ich gehe selbst bei Klamotten mehr und mehr dazu über, die Online zu kaufen ( Schuhe sowieso, weil in meiner Grösse (46+ ) das Angebot im Laden meist ohnehin nur sehr dünn ist – wenn überhaupt mehr als drei verschiedene, meist absolut hässliche Modelle vorrätig sind.
        Und bisher bin ich damit dank umsichtiger Vor-Auswahl auch gut gefahren, ohne was zurück schicken zu müssen….

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  5. Ralf

    Karstadt werde ich immer in guter Erinnerung behalten. Dort gab es eine eigene Buchhandlungsabteilung und die hatte schwule Bücher in rauhen Mengen im Angebot. Da konnte ich in den 80ern als schüchterner Jungschwuler einfach hingehen, stöbern und die Bücher mit der Rückseite nach oben (natürlich um den Kassencode zu zeigen, nicht um den Titel zu verbergen, hüstel) vor die Kasse legen. So kam ich zu den Klassikern der Zeit, Andrew Holleran, Wallace Hamilon, John Rechy, Felice Picano und und und… Zumindest damals und zumindest bei Karstadt war schwule Literatur nicht Nische, sondern Präsenzsortiment.

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  6. Trulla

    Lange habe ich nicht so viele nostalgische Gefühle gehabt wie durch diesen Beitrag plus Kommentare. Das Karstadtsterben ist natürlich zu bedauern, aber Brinkmann ist ein Geschäft, das ich besonders vermisse. Selten gab’s irgendwo eine vergleichbar gute Qualität und Beratung. Und deshalb haben wir auch gern dort gekauft und nicht, wie vielfach von Fachgeschäften beklagt, nach Beratung woanders zu billigeren Konditionen (was manchen Betrieb auch zum Aufgeben gezwungen hat).
    Trotz sichtbarer Gebrauchsspuren kann ich mich noch immer nicht von meiner Brinkmann Einbauküche trennen, die uns von einem hervorragendem Küchenberater vor fast 40 Jahren so optimal zusammengestellt worden ist. Sicher, einige technische Teile wurden inzwischen erneuert, aber sie ist für mich noch immer perfekt. Dabei bin ich ansonsten immer gern mal bereit für etwas Neues.

    Hamburg hatte in meiner Jugend noch DeFaKa für Normalverbraucher, während das Alsterhaus schon immer sehr hochpreisig war. Und die Stoffabteilung war tatsächlich nicht zu toppen.

    Und zugegeben, spätestens mit der Pandemie hat auch bei uns zu Hause der Onlinehandel Einzug gehalten.

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    1. Hans-Georg

      In der Advents-/Weihnachtszeit wird es bei uns nostalgisch: Ich habe bei Brinkmann mal Esspresso-, Milchkaffeetassen und 2 Teller für Gebäck gekauft, mit Weihnachtsmotiven, aber nicht sowas buntes übelandenes. Schön daran zu denken, wenn ich es zum 1. Advent aus dem Schrank hole: Das habe ich bei Brinkmann gekauft. Und glaub ja nicht, dass das in die Spülmaschine kommt, das wird schön mit der Hand gespült!

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  7. annelie

    Kepa gab es in Bergedorf auch und wurde genau wie Hertie von Karstadt „geschluckt“ .
    Der Erfrischungsraum im Dachgeschoss vom Haus im Sachsentor war unser beliebtester Treffpunkt nach der Schule. Cola, Gemüse Ruhe und Pfirsich Melba waren die Renner 😉
    Oh Gott… das war in den 60igern !

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    1. Hans-Georg

      Hätte Karstadt nicht soviel geschluckt, hätte Karstadt wohl auch keine Proble bekommen. Dazu kommt ja noch, dass die Warenhäuser an eine andere Gesellschaft übertagen wurden und Karstadt Mieter wurde.

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