Es ist viele Jahre her, dass ich einen ganz normalen Gottesdienst besucht habe. Es war zur Zeit des Konfirmandenunterrichts. Es wurde erwartet, dass wir 14-tägig einen Gottesdienst besuchten. Bei der Anwesenheitsprüfung vor dem Unterrichtet musste mit „ja“ antworten, wer einen Gottesdienst besucht hatte. Die anderen Konfirmanden meldeten sich mit „hier“. Eine weitergehende Kontrolle wurde nicht durchgeführt. Und ja, ich gebe zu, dass ich im Sommer desöfteren mit „ja“ geantwortet habe. Wo ist man Gott näher als auf dem Wasser unter dem freien Himmel!?
In den einzelnen Kirchengemeinden ist es üblich, dass am Ende des folgenden Sonntagsgottedienstes die Abkündigungen gemacht werden. Es werden die Namen derjenigen verlesen, die kürzlich geheiratet, getauft oder beerdigt wurden. Als Angehöriger sollte man bei so einer Abkündigung anwesend sein.
Kürzlich haben wir ja die sterblichen Überreste meiner Mutter zu Grabe getragen. Bei der Verabschiedung nach der Trauerfeier wies der Pastor uns daraufhin, dass wir ja doch einen etwas weiteren Anfahrtweg hätten und er Verständnis dafür hätte, wenn wir nicht erscheinen würden. Meine Cousine, die in der Nähe der ehemaligen Heimatgemeinde meiner Mutter wohnt, erklärte sich spontan bereit, den Gottesdienst zu besuchen. Wir hielten uns die Option offen, eher dazu neigend, nicht dafür extra nach Lübeck zu fahren.
Im Lauf der letzten 2 Wochen tendierte ich mehr und mehr dahin, doch diesen Gottesdienst zu besuchen. In erster Linie würde ich das für meine Mutter machen. Da der Pastor ein total lockerer Typ ist, wurde die Entscheidung noch leichter: Wir fahren Sonntag nach Lübeck.
Vor der Kirche trafen wir uns mit meiner Cousine und ihrem Partner. Beim Betreten der Kirche begrüßte der Pastor mich mit meinem Namen. Wir nahmen in den vorderen Reihen Platz. Statt eines Gesangsbuches lag vor uns ein kleines Doppelblatt mit dem Ablauf des Gottesdienstes. Und ob man es nun glaubt oder nicht: Auch ein Comic von den Peanuts war abgedruckt. Ich hatte die Hoffnung, dass die Predigt ebenso locker gehalten würde, wie bei der Trauerfeier für meine Mutter.
Leider war das nicht der Fall, vermutlich mit Rücksicht auf die regelmäßigen Kirchgänger. Ich kann nun mal mit Versen und Psalmen nichts anfangen. Auch die Geschichte von Micha, einem der 12 Propheten, berührte mich nicht, obwohl das, was er vor 2.700 Jahren beklagt hat, durchaus auf die heutige Zeit übertragen kann, nämlich die soziale Ungerechtigkeit.
Die Abkündigungen enthielten u.a. zwei Trauerfälle, dabei eben auch den meiner Mutter. Ich erinnerte mich an damals, dass nur die Namen der betroffenen Personen genannt wurden. Meine Cousine kannte das auch so. Heute war es so, dass ein ganz kleiner Einblick in das Leben und in das Wesen der Person gegeben wurde, was ich sehr schön fand.
Trotzdem: Gottesdienste geben mir kaum etwas. Die Worte und Gebete geben mir keinen Halt, keinen Trost. Wenn es denn einen Gott gibt, was niemand genau weiß, wie der Pastor auf der Trauerfeier verkündete, dann fühle ich mich ihm auf dem weiten Meer – bei ruhiger See sowie im Sturm – und auf unserer Terrasse unter hohen und rauschenden Pappeln näher, als in einer Kirche.
Mir geht es wie dir…
ich empfinde mich als Christ und bemühe mich nach christlichen Werten zu leben. Aber dafür brauche ich kein Gebäude – in der Natur und am Meer fühle ich mich dem Ganzen näher.
Vielleicht wäre es anders, wenn Kirche als Institution bei mir nicht mit so einigen negativen Erfahrungen behaftet wäre.
Seid lieb gegrüßt !
Negative Erfahrungen oder Erinnerungen habe ich nicht, außer, dass die Gottesdienste immer langweilig waren.