Eine Ehestifter hört auf


Vor 22 Jahren war ich allein in der großen Stadt an der Elbe. An einem Sonntagnachmittag entschied ich mich, das Alstervergnügen zu besuchen. Ich schlenderte von meiner Wohnung in die Innenstadt zur Binnenalster. An einem der Getränkestände traf ich ein paar Leute, die ich kannte. Mit einem Alsterwasser in der Hand standen wir da an der Wasserseite und unterhielten uns über dies und das und guckten wie die anderen guckten.

Am Bierstand selbst entdeckte ich einen großen und hübschen Mann mit einem offenen Lächeln. Irgendwann nahm ich mir ein Herz und sprach ihn an – und seitdem sind wir zusammen. Na gut, eigentlich erst seit dem folgenden Wochenende, aber der 31. August ist eben der Tag, an dem wir uns getroffen haben.

Das Alstervergnügen war eine Instution in Hamburg, ein großes Straßenfest rund um die Binnenalster mit abendlichen Feuerwerkveranstaltungen. Wie jetzt zu lesen ist, wird es kein Alstervergnügen mehr geben, es hat sich kein Veranstalter gefunden, das Fest fortzuführen. Die Kosten für die Sicherheit wären zu hoch. Für Bernd und mich wird das Alstervergnügen unvergessen bleiben. Für uns war es letztendlich ein Ehestifter. Zu der Zeit gab es die „Hamburger Ehe“, der Vorläufer für „Die Ehe für Alle“, noch nicht. Aber als es dann soweit war, dass die Politik einer gleichgeschlechtlichen „Verpartnerung“ zustimmte, haben wir die Chance genutzt. Im November 2017 haben wir dann auch richtig hochoffiziell geheiratet.

Manchmal, wenn wir bei einem Glas Wein zusammensitzen, fragen wir uns, was wohl heute mit uns wäre, wenn wir uns nicht getroffen hätten. Wir können die Frage jetzt erweitern: Was wäre heute mit uns, hätte es das Alstervergnügen nicht gegeben?

2 Gedanken zu „Eine Ehestifter hört auf

  1. Lady

    Was zusammen gehört…findet sich immer…egal wo und wie.
    Schaut Euch an…da leuchtet doch das Glück.

    Gruß von einer alten Lady..

    Antworten

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