!Bravo! Gitte Hænning


Im November 2016 hatten wir uns in Lübeck das Musical Sunset Boulvevard mit Gitte Hænning in der Hauptrolle der Norma Desmond angeschaut – und waren begeistert, insbesondere von der schauspielerischen Leistung von Gitte Hænning. Aufgrund des großen Puplikumsinteresses hatte sich das Theater Lübeck, welches ein Repertoiretheater ist, entschlossen, Sunset Boulevard in aufeinanderfolgenden Jahren wieder im Programm aufzunehmen. Wir waren nicht in jedem Jahr in Lübeck, aber gestern haben wir Gitte Hænning wieder live auf der Bühne als Sängerin und großartiger Schauspielerin erlebt.

Und es war wieder zum daniederknien. Mit einfachen Mitteln auf der Drehbühne in Szene gesetzt, konnte man sich auf die Charaktere und deren Gesang und Spiel konzentrieren. Zwei Protagonisten stechen besonders hervor:
Allen voran Gitte Hænning in der Rolle der Norma Desmond. Diese Frau verkörpert die alternde Diva so anschaulich, so intensiv, dass man Gitte dahinter vergisst und nur Norma Desmond sieht. Diese Mimik, diese Gestik, dieses Schreiten auf der Treppe – eine Diva pur! Das Ende, wenn Norma dem Wahnsinn verfallen ist, hätte niemand besser gestalten können als Gitte Hænning. Gänsehaut!

Steffen Kubach brillierte in der Rolle des Butlers Max von Mayerling, stimmlich wie auch schauspielerisch ein Genuss. Steffen Kubach steckt in einer düsteren Rolle, fast könnte man sich vor ihm fürchten. Sein Geheimnis wird erst am Ende des Musical gelüftet wird – und das ist gar nicht böse. Er gehört seit fast 20 Jahren zum Ensemble des Theater Lübeck.

Einzig Philippe Hall in der Rolle des Joe Gillis hat uns nicht gefallen. Stimmlich ist er gut, aber sein Spiel wirkte aufgesetzt und hektisch.

Am Schluss gab es mit Recht standing ovations, laute Bravorufe und jubelnden Applaus, besonders für Gitte Hænning und Steffen Kubach.

In der Pause verzichteten wir auf das obligatorische Glas Sekt und inspizierten stattdessen den Orchestergraben und den Zuschauerraum. Am 1. Rang hängt ein Monitor, auf dem während der Aufführung der Dirigent von ungünstigen Positionen auf der Bühne beobachtet werden kann. Die Künstler können da aber auch halbe Köpfe der Zuschauer in der 1. Reihe sehen, z.B. ich (links neben dem roten Pfeil).

Was wir gestern Abend festgestellt haben: Ein großes Orchester in einem „richtigen“ Musiktheater ist ein wahrer Genuss. Die Musik wird nicht über Boxen verstärkt und nicht elektronisch abgemixt, so wie es in Musicaltheatern üblich ist. Das kann leider auch dazu führen, dass die Musik die Stimmen der Protagonisten zum Teil überdeckt, auch wenn die Stimmen über Boxen verstärkt werden.

Sunset Buolevard wird im nächsten Jahr nicht wieder ins Programm genommen. Gestern Abend haben wir die letzte vorstellung gesehen. Die Operndirektorin, Dr. Katharina Kost-Tolmein, bedankte sich im Namen aller Mitwirkenden für den großen Zuspruch, den die Künstler und das Stück erfahren haben.

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