Titanic in der Staatsoper


Noch sind wir keine ganze Woche wieder zu Hause, und schon ging es gestern Abend wieder in ein Musical. Nein, es war nicht Kinky Boots. Das Musical hat mit Schifffahrt zu tun, passt ja als Urlaubsabschluss könnte man denken. Nun, das, was die Passagiere 1912 erlebt haben, möchte ich auf einer Kreuzfahrt lieber nicht erleben.

In der Hamburgischen Staatsoper gastiert während der Sommerpause „Titanic – das Musical“, die Inszenierung einer Tourproduktion aus England in Zusammenarbeit dem dem Mayflower Theatre in Southampton. Die Aufführung wird in Enlischer Sprache gesungen und gesprochen.

Im Dezember 2002 hatte das Musical eine grandiose Deutschlandpremiere im Theater Neue Flora in Hamburg. Leider war dem Stück in Hamburg kein Erfolg beschieden. Nach nichtmal einem Jahr wurde es abgesetzt, trotz Auszeinung mit 5 Tony Awards der Orignal Broadwayproduktion. Titanic gehört zu meinen absoluten Lieblingsmusical. Was lag da näher, als uns diese Produktion in der Staatsoper anzuschauen. Eine Opernbüne ist ja auch der passende Rahmen für diese tragische Geschichte.

Als wir unsere Plätze einnahmen, saß auf der Bühne bereits ein Mann an einem Schreibtisch und machte sich Notizen. Es war Thomas Andrews, der Konstrukteur des Schiffes, der später, als die Katastrophe bereits seinen Lauf genommen hatte, die Schiffspläne nochmal studierte und dann herausfand, warum die Titanic, die als unsinkbar galt, doch sinken würde.

Das Bühnenbild war recht einfach gehalten. Durch verschieben von Treppen und durch Ergänzungen durch Tische, wurden die diversen Szenen nachgestellt. Die Darsteller hatten ausnahmlos hervorrangede Stimmen. Die Englische Sprache war gut verständlich, was uns eh egal war, kennen wir das Stück doch nach 15 Vorstellungen sowieso in- und auswendig. Die Kollision mit dem Eisberg vor der Pause, die man als Kenner des Musicals kommen sieht, wurde genial durch Lichteffekte dargestellt.

Meine Lieblinsszenen sind allesamt nach der Pause auf der Bühne zu sehen: Kapitän Edward Smith, Reeder J. Bruce Ismay und Konstrukteur Thomas Andrews machen sich lauthals gegenseitig Vorwürfe, wer die Verantwortung für die Katastrophe trägt. Zwischen ihnen sitzt Funker Bride und funkt sich die Seele aus dem Leib, um zu versuchen, in der Nähe befindliche Schiffe zur Rettungsaktion herbeizurufen. Ich sitze jedes Mal im Parkett und fiebere mit und bekomme Herzklopfen

Die 2. und 3. Szene sind ganz anderer Art und gehen mir so unter die Haut, dass ich jedes Mal in Tränen ausbreche: Das Ehepar Ida und Isidor Strauss sind mehr als 40 Jahre verheiratet. Als es heißt „Frauen und Kinder in die Boote“ bleibt Ida Strauss aus liebe zu ihrem Mann bei ihm. Später, als kaum noch jemand an Bord ist, kommt der Steward und serviert dem Ehepaar Champagner, den besten, der sich an Bord befindet. Das Gespräch darum und wie Isidor Strauss mit seiner Frau Ida dann einen Walzer tanzt, verursachen den nächsten Tränenstrom bei mir.

Es gibt noch viele kleine Szenen mehr, die mich sehr berühren hervorgerufen durch das Wissen, dass die Leute ihre Liebsten zu Hause nicht mehr wiedersehen werden.

Gegenüber der Hamburger Inszenierung sind einige Szenen weggefallen, was man natürlich nur erkennt, wenn man das Stück gut kennt. Trotzdem war es eine runde Aufführung mit einer überraschenden und dramatischen Darstellung des Untergangs des Schiffes. Anhand des recht einfachen Bühnenbildes hätte ich das nicht für möglich gehalten.

Manchmal gibt es Zufälle: Neben Bernd saß eine Dame, die sich in der Pause mit den Leuten in der Reihe hinter ihr unterhielt, es ging um die Hamburger Aufführung und um die Premiere. Da Bernd seinerzeit als Dresser tätig war, konnte er eine Bemerkung zum Thema machen. Und schon kam er mit seiner Nachbarin ins Gespräch. Die Dame war damals im Sekretariat tätig und erinnerte sich an seinen Namen.

Nach dem Ende des Musicals musste ich ersmal die Waschräume aufsuchen und meine Tränen abwischen und ordentlich die Nase putzen. Durch meine Heulerei war ich total verschnoddert.

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