Sunset Boulevard – man denkt unweigerlich an Musik, Tanz und Spaß wenn man das liest oder hört. Ist es aber nicht, jedenfalls nur zum Teil. Sunset Boulevard ist ein Musical, welches von großer Dramatik und großen Gefühlen lebt, fast schon in Richtung Oper, womit dieses Stück damit nicht allein auf den Bühnen dieser Welt steht. Titanic, Rebecca, Phantom der Oper I und II, um nur einige zu nennen, gehören ebenfalls in diese Kategorie.
Die Handlung in Kurzform:
Der Drehbuchautor Joe Gillis verirrt sich in den Garten der früheren Stummfilmdiva Norma Desmond. Norma leidet an Depressionen und lebt in der Erinnerung an ihre glamourösen Leinwandzeiten. Sie hat sich ein selbst ein Drehbuch geschrieben um wieder in Hollywood vor der Kamera stehen zu können. Nach einem Selbstmordversuch der Diva wird Joe ihr Liebhaber. Als Joe sich aus den Fängen von Norma befreit und sie verlassen will, wird er von Norma erschossen. Den Aufruhr am Tatort hält Norma im Wahn für eine Filmszene. Sie erscheint im Kostüm der Salome für die vermeintliche Filmaufnahme.
Das Theater Lübeck konnte Gitte Hænning für die Rolle der Norma Desmond zu verpflichten. Damit ist dem Theater ein großer Glücksgriff gelungen. Gitte spielt die Norma als wenn ihr die Rolle auf den Leib geschrieben wurde. Mit großer Ausdruckskraft gestaltet sie die Rolle, fasziniert saß ich im Theatersessel und verfolgte das Geschehen auf der Bühne. Gitte kennt man als Schlager- und Jazzsängerin, aber das sie eine so großartige Schauspielerin ist, hätte ich nicht vermutet.
In der Rolle des Joe Gillis steht Rasmus Borkowski auf der Bühne des Großen Hauses an der Beckergrube. Leicht und frisch schöpft er seine Rolle aus, ein toller Schauspieler, der schon in diversen Musicals auf der Bühne gestanden hat.
Max, der skurrile und leicht morbide Butler von Norma, wird hervorragend gespielt von Steffen Kubach. Er gehört dem Ensemble des Lübecker Theaters an. Bei aller Ernsthafigkeit verleiht er der Rolle eine gewisse Komik.
An den großen Musicalhäusern wäre das Bühnenbild sicher viel aufwendiger gewesen. Dafür kostet ein Platz in Lübeck in der 1. Kategorie auch nur 51 Euro. Und eigentlich war das Bühnenbild eher nebensächlich. Denn es war spannend, das beeindruckende Spiel der Protagonisten zu beobachten. Es war ein grandioser Abend. Und mit recht gab es am Ende minutenlangen jubelnden Beifall und standig ovations.
Obwohl ich ein eher gespaltenes Verhältnis zu Musicals habe (ehrlich… ich hasse sie!), muss ich Dir ein Lob aussprechen, wie ausführlich und anschaulich Du die von Euch besuchten Musicals immer schilderst. Toll! Und, da ich Gitte-Fan schon immer war und auch noch bin, war Dein Post richtig gut für mich. Danke! LG und eine schöne Woche – Elke
Moin Elke
Es freut mich, dass ich dich mit meinen Berichten über Musicals erreicht habe, besonders mit Gitte in Sunset Boulevard.
Auch für dich eine schöne Woche!
Schööööön! Ich hab ja meine eigene, ganz private Erinnerung an Sunset Boulevard im Adelphi Theatre in London, die weniger von den Hauptdarstellern als von einem völlbär(t)igen Platzanweiser geprägt ist. *LOL*
Aber es war eben auch das Stück sehr, sehr schön. Und der Platzanweiser hat dafür gesorgt, daß ichs ab der Pause nicht mehr nur vom billigen hinteren Platz, sondern von einer der teuren Logen aus sehen konnte. 😉
Hast du denn von dem Stück überhaupt noch was mitbekommen aus der Loge nachdem dich der Platzanweiser da hineingezerrt hatte?
Also ich hab da schon meine Prioritäten. Zwar war der junge Mann wirklich außergewöhnlich interessant, aber Musical is Musical. Da konnte er noch so bemüht mit dem Schlüsselbund rasseln und auf dem hintersten Bankerl in der Loge hin- und herwetzen: Ich hatte den besten Platz im Theater und hab den zweiten Akt genossen, nicht ihn. Der Bär hatte seine Arbeit getan… 🙂
*hach*!
Sunset Boulevard… uns geht’s da wie dem Ossi.
Nur das mit dem Vollbart können wir nicht teilen – bei uns war’s ‚Andy Longtree‘, der uns fasziniert hat. *gg*
Da sind wir nachher beim Künstler-Hintereingang im Schanigarten eines Lokals gesessen und haben beobachtet, wie er rauskam. *hach* 🙂
Kinners, das war irgendwann Ende der 90er Jahre… und Petula Clark gab die Norma Desmond.
Was für ein Erlebnis…unser erster gemeinsamer London-Aufenthalt. Die Wohnung damals lag an der ‚Roten Linie‘ und war muffig und schäbig. Und kalt. Aber dafür billig. 😉
So Sachen vergißt man halt nicht.
(Das Musical natürlich auch nicht *lol*)
Ich würde sehr gern Gitte auf der Bühne sehen… als Teenager hab ich viel von ihr gehört, nicht nur „Cowboy als Mann“. Die kann richtig gut singen. Und ist eine äußerst sympathische Künstlerin.
Zuletzt haben wir sie vor ca. zehn Jahren in Wien gesehen… da war sie mit Wencke Myhre (schreibt man die so?) und Siw Malmquist (‚Liebeskummer lohnt sich nicht, my Darling!‘) im Museumsquartier. Was für ein nettes Trio.
A bisserl was hatten sie allerdings schon von den „Drei Damen vom Grill“. :-))
Petula Clark als Norma, damals? Die muss doch noch ziemlich jung gewesen sein. Konnte die der Rolle überhaupt gerecht werden?
Gitte hat die Rolle jedenfalls umwerfend dramatisch gespielt, Gestik, Gesang und Aussprache – Divengetue und Wahnsinn beieinander, sehr beeindruckend.
Ja, die 3 Sängerinnen, die sind in Hamburg auch mal aufgetreten. Ich glaube, ich würde mir die Show mal ansehen, wenn die wieder auf dem Programm stehen sollte.
Soweit ich das weiß (Gerrit ist da sicher punktgenauer *g*), ist Petula Clark jetzt 83.
Also… sie hat’s mit Mitte 60 gespielt. Ich denke, das paßt. 😉
Ja, das passt gerade so.