Am letzten Samstag haben Bernd und ich meine Mutter besucht. Sie empfing uns in ihrem 2-Bett-Zimmer. Ich habe erst jetzt so richtig registriert, dass es eigentlich nichts anderes ist als ein Krankenhauszimmer, nur etwas auf wohnlich getrimmt, so sind der Nachttisch und das Pflegebett in Holzoptik gestaltet. So gut es eben geht, hatten wir ja versucht, ein wenig Privatsphäre hineinzubringen. Auf der Fensterbank stehen z.B. ein paar Bilder und Blumen. Aber das war’s dann auch schon.
Mit der bettlägerigen Bettnachbarin kann man sich nicht unterhalten. Vermutlich leidet sie an den Folgen eines oder mehrerer Schlaganfälle. In dieser Umgebung kann man auch kein privates Gespräch führen. Zum Glück gibt es eine sehr gemütliche Sitzecke mit alten Möbeln, Klöppeldeckchen und Bildern an den Wänden. In der Ecke steht eine Standuhr, die auch funktioniert und halbstündlich döngt. Hier ließen wir uns nieder, Mutter im Rollstuhl, Bernd und ich auf dem mit Sofakissen dekoriertem Sofa. In dieser Ecke kann man vergessen, in was für einer Institution man sich befindet.
Nachdem wir ein Weilchen geschnackt hatten, wollte Mutter ein wenig durch die Flure rollen. Von einigen wenigen Zimmern standen die Türen auf. Eine Pflegekraft betüdelte die dortigen Bewohner, vielleicht wurde gerade ein Kaffee serviert mit einem Stücken Kuchen, so genau wollten wir da nicht hinschauen. Aber das, was zu sehen war, wollten wir eigentlich gar nicht sehen: Alte Menschen, die in ihrem Zimmer saßen. Es war ihnen anzusehen, dass sie körperlich ziemlich arg eingeschränkt waren.
Mutter ist in der Lage, mit ihrem Rollstuhl dem Zimmer zu entfliehen. Sie setzt sich dann vor ein großes bodentiefes Fenster und schaut hinaus. Zu sehen ist da auch nicht viel. Sie schaut in einen Garten vom Nachbarhaus. Ich bin sicher, sie wird beobachten, wie in den nächsten Tagen bzw. Wochen dort der Frühling Einzug hält und sich Bäume und Blumen entwickeln werden. Dort am Fenster kommen auch mal andere Bewohner vorbei, mit denen sie dann mal ein paar Minuten schnacken kann.
Als Bernd und ich dann wieder im Auto saßen, sagte ich nur: Das ist nicht das, was ich mir für das Alter vorstelle. Bernd stimmte mir zu. Aber was will man machen, wenn man nicht allein zu Hause sein kann? Wenn man Hilfe und Unterstützung für die einfachsten Tätigkeiten benötigt, die man 90 Jahre lang gewohnt war, ausführen zu können? Man kann sich das nicht aussuchen, was mit einem im Lauf des Lebens passiert. Menschen können durch Unfälle und Krankheiten in eine ähnliche Lage kommen. Entweder man hadert mit seinem Schicksal oder man versucht, stark zu sein und gegenan zu gehen. Meine Mutter ist stark. Allein schon die Tatsache, dass sie sich nicht in ihrem kargen Zimmer verkriecht, sehe ich positiv.
…und hättet Ihr nicht die Möglichkeit, sie bei Euch in der Nähe in einer vielleicht etwas menschlicher daher kommenden Einrichtung unter zu bringen? Das Argument, dass man einen alten Baum nicht mehr verpflanzt, greift ja in dieser Situation wohl kaum. Vielleicht ist es bei Euch ja einfacher, so etwas zu finden, dass nicht so sterial und deprimierend ist. Meine Mutti war in einer ganz kleinen Einrichtung, die nur 10 Patienten betreute und fand das richtig toll. Ich drück die Däumchen, dass es in jedem Fall besser wird. So oder so. LG Elke
Es ist im Moment nur das 2-Bett-Zimmer, was abschreckt. Na ja, und die kurzen Einblicke in die anderen Zimmer. Wenn sie die Pflegestufe hat und dann in ein Einzelzimmer umziehen kann, gibt es die Möglichkeit, Kleinmöbel aus ihrer Wohnung dort unterzubringen, z.B. ein Sessel und eine kleine Anrichte und entsprechend mehr Dekomöglichkeiten zu arrangieren. Jetzt ist nichtmal ein Tisch im Zimmer, auf dem man z.B. einen Osterstrauß stellen könnte. Wie erwähnt, es ist kaum anders als ein Krankenhauszimmer, wenn auch eine Art Kommode drin steht, auf welcher der Fernseher für die andere Dame bettgerecht hingestellt ist.
Hier bei uns in der Nähe würde sie ausser uns wohl sehr selten Besuch bekommen. In Lübeck hat sie noch ein paar wenige Freunde, die sie besuchen kommen. Nein, da ist sie dort schon besser aufgehoben.
Also, da würde ich mich ggfs. doch nach einer anderen Einrichtung für die Mutter umsehen….
Meine Schwester war ja letztes Jahr zur Kurzzeitpflege, aber das war nicht wie Krankenhaus, eher wie einfaches Hotel. Aber schön möbliert und man konnte auch schön dekorieren.
Auf jeder Etage (Wohnbereiche – nicht die „richtigen“ Pflegebereiche mit den Schwerstpflegebedürftigen) war ein Aufenthaltsraum/Wohnzimmer mit Fernseher etc.
Es gab dort auch „Programm“…. Gemeinsames Backen, Singen, Bingo etc.
Also dort war es wirklich nicht wie Krankenhaus.
Wie gesagt, es ist nur der jetzige Raum mit 2 Betten. Die anderen Räume sind individuell einzurichten und dann auch entsprechend gemütlicher.
In den Fluren gibt es überall Sitzecken, die Wohngruppen sind klein und jeder Gruppe hat ihren eigenen Speiseraum, es gibt also keinen großen Speisesaal für alle. Und natürlich gibt es auch ab und zu Programm für alle.
Wir haben uns ja auch diverse Heime angeschaut. Es sind diverse Faktoren, die eine Rolle spielen, nicht nur die Ausstattung sondern auch die Lage. Ein Heim mitten im Wald, wo keine Sonne hinkommt, das ist nichts für meine Mutter.
Als jemand der die andere Seite – nämlich die der Pflegekraft kennt kann ich das durchaus nachvollziehen. Bei uns in der Einrichtung sind die standards ähnlich. Wir haben vier Zweibettzimmer und 18 Einzelzimmer auf dem Wohnbereich. Zweibettzimmer finde ich persönlich sehr hart. Vor allem wenn es um Menschen geht, die noch klar sind, die mit demenziell erkrankten zusammen in einem Zimmer wohnen müssen.
Oft sterben Menschen, wenn sie den Umzug nicht verkraften. Doch nach der Eingewöhnung entwickeln viele Bewohner noch einmal einen Sinn. Sie suchen sich Hobbys und helfen bei der Hausarbeit. Zudem gibt es bei uns regelmäßige Betreuungsangebote, die hilft wieder ein soziales Leben zu führen und eben beschäftigt zu sein. Ich würde meine Mutter ermutigen dort hin zu gehen. Wenn die Einrichtung einen schönen Garten hat, kann deine Mutter ja auch mal raus gehen. Manche Bewohner von uns haben sogar eine eigene kleine Anbaufläche, wo sie Blumen anpflanzen und sich darum kümmern.
Hi Ludwig – und herzlich willkommen!
Das Heim, in dem meine Mutter wohnt, ist erst ca. 2 Jahre alt. Die Demenzkranken haben einen eigenen Bereich und keinen Zugang zu den anderen Bewohnern. Es hört sich jetzt an, als seien die Demenzkranken eingesperrt, was in gewisser Weise ja auch stimmt. Aber ihr Bereich ist sehr großzügig und hell gestaltet, so kommt, jedenfalls für Besucher, nicht das Gefühl einer „Anstalt“ auf.
Meine Mutter ist zum Glück in der Lage, mit ihrem Rolli aus ihrem Zimmer „zu flüchten“, was sie zum Glück auch macht. Sie hält sich in den Fluren auf, wo es bodentiefe Fenster gibt und sie hinausschauen kann. Sie ist auch schon 2 x mit dem Lift nach unten gefahren und hat sich dort in die Sonne gesetzt. Seit letzter Woche geht, bzw. fährt, sie auch zu den Mittags- und Abendmahlzeiten in den kleinen Speiseraum. Es gibt 2 Wohngruppen auf der Etage und jede Gruppe hat ihren eigenen kleinen Speiseraum.
Einen großen, parkähnlichen, Garten gibt es auch. Na ja, das Wetter war noch nicht so doll. Sie hat es dann vorgezogen, im Windschatten auf der Terrasse in der Sonne zu sitzen.
Scheinbar scheint sie sich ja doch recht wohl zu fühlen. Ein Pflegeheim heute ist auch nicht mit einem Pflegeheim vor 20 Jahren zu vergleichen. Es wird vieles getan, damit man sich eben wie zuhause fühlt. Ganz ersetzen wird es das Zuhause allerdings nie.
Meine Mutter sieht ein, dass sie körperlich nicht in der Lage ist, allein in ihrer Wohnung zu leben. Das ist schon mal ein großer Vorteil.
Unsere Freundin und ich haben uns mehrere Heime angesehen. Es hebt nicht gerade die Stimmung, wenn die Demenzkranken in den Eingangsbereich geschoben werden und dort mehr oder weniger dahinvegetieren. Wir haben wirklich Glück, dass wir in diesem Heim einen Platz gefunden haben, auch wenn das noch nicht ganz endgültig ist, es geht um die Pflegestufe, die noch nicht erteilt wurde.