Die Buchzelle

Wie ich schon berichtete, nutze ich einen Teil meiner neugewonnen freien Zeit dazu, aufzuräumen, auszumisten, Platz zu schaffen und bei der Gelegenheit gleich den Staub zu entfernen, der sich in den über sieben Jahren, während der wir im Elbe-Penthouse wohnen, angesammelt hat. Natürlich liegt der Staub nicht überall in der Wohnung fingedick. Wir verkommen schon nicht im Dreck. Es gibt aber Stellen, die in all den Jahren wegen Berufstätigkeit vernachlässigt wurden. Jetzt ist die Zeit gekommen, überall mal „feucht durchzuwischen“.

Dabei fällt mein Blick gerade auf das schwarze Ledersofa. Die Rückenlehne sieht obenaus nicht mehr schwarz aus, nein sie ist grau. Wobei das Arbeitszimmer eher aussieht wie eine Abstellkammer. Um das abzustellen, muss erstmal der Keller …. Aber eins nach dem anderen. Ich schweife ab.

Bücher, wer kennt das nicht, man kauft sie, man liest sie und dann stauben sie ein im Schrank und nehmen Platz weg. Bücher wirft man nicht einfach weg wenn sie ausgedient haben. Und natürlich gibt es auch Bücher, von denen man sich nicht trennen kann – aus welchen Gründen auch immer.

Hier in der kleinen Stadt an der Elbe gibt es mitten in der Stadt das SkyCenter, ein gutsortierter Supermarkt in welchem ich aber höchst selten meine Einkäufe erledige. Im Foyer, so bezeichne ich einfach mal den Eingangsbereicht mit Eisdiele, Apotheke, Asialaden und anderen kleinen Geschäften, steht eine alte Englische Telefonzelle. Anfangs wusste ich gar nicht, was das soll. Ich dachte, das Ding steht da einfach so als Deko. Aber es ist so, dass diese Telefonzelle eine Funktion hat: Man kann dort seine ausgelesenen Bücher reinstellen damit andere Leseratten dort ein wenig stöbern können um sich bei Interesse einfach ein Buch, oder auch mehrere, herauszunehmen.

Als ich in der letzten Woche damit begann, ein paar Bücher dort abzulegen, standen noch ganz viele Bücher auf dem Boden der Zelle, die Regale waren ganz voll. Als ich heute wieder dort war, hat wohl jemand aufgräumt. Der Boden war frei und in den Regalen standen die Bücher nicht mehr so eng beieinander. Irgendwer muss wohl dafür zuständig sein, von Zeit zu Zeit alles mal durchzuforsten und auszumisten.

Die Idee, einen Platz einzurichten, an welchem man Bücher ablegen kann, die man nicht mehr haben möchte, finde ich sehr sinnvoll. Hier liegen noch 12 Bücher, die darauf warten, ihren Weg in die Buchzelle zu nehmen.

8 Gedanken zu „Die Buchzelle

  1. ossi1967

    Sowas gibts bei uns auch, diese Dinger stehen irgendwo auf der Straße rum – und funktionieren ganz gut.Leider kommt es immer wieder zu Vandalismus, aber offenbar bewegt sich das im Rahmen des für den privaten Betreiberverein Erträglichen.

    Besonders interessant finde ich einen, der aus drei getrennten Säulen besteht. Zwei davon sind normale Büchertausch-Schränke; die dritte enthält das Buch „Die Männer mit dem Rosa Winkel“ zur freien Entnahme, dessen Autor der Namesgeber des Platzes ist. Schwule Zeitgeschichte zur freien Entnahme, mitten in der Stadt.

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  2. Gerrit

    Für eine schöne Idee halte ich auch das „Auswildern“ von Büchern: Man nimmt ein Buch, das man nicht mehr möchte, legt eine kleine Grußkarte rein, die etwa sagt „Lieber Finder, dieses Buch hat mir sehr viel Freude bereitet, und ich möchte diese Freude gerne mit anderen Menschen teilen. Viel Spaß damit“ und dann lässt man es absichtlich an einer wettergeschützten Stelle liegen, z. B. in der U-Bahn, auf der Fensterbank im Café, im Wartehäuschen einer Bushaltestelle und so weiter. Am besten in einer Gegend, wo zu vermuten ist, dass dort Menschen leben, die vielleicht nicht soviel Geld haben, um sich Bücher regelmäßig zu kaufen.

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  3. Hans-Georg

    Die Idee finde ich auch recht nett.
    Meine Beobachtungen in den letzten Tagen lassen vermuten, dass sich in der Buchzelle auch Menschen bedienen, die es sich nicht leisten können, schräggenüber im Buchladen ständig neue Bücher zu kaufen.

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  4. Ingrid

    Ich finde diese öffentlichen Bücherschränke auch gut, aber … ich habe mir schon verschiedene angeguckt und etwas eingestellt, fand aber, dass das Angebot dort erbärmlich ist. Das meiste ist alter Schrott. Manchmal lasse ich ein Buch im öffentlichen Verkehrsmittel liegen (Zettel drauf: ‚Geschenkt‘). Man kann natürlich auch sonstwie Bücher spenden. Ich habe schon öfters darüber geschrieben.
    LG und viel Spaß beim Umstellen vom Beruf aufs ‚Nichtstun‘ … wobei: wann kommt das mal endlich? ;-?
    Ingrid

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    1. Hans-Georg

      Wie ich heute feststellen konnte, wird die Zelle „gepflegt“, bzw. deren Inhalt. Sicher muss man damit rechnen, dass dort auch Schrott abgelegt wird. Aber auf den ersten Blick sah das nicht so aus.

      Ich muss gestehen, dass ich heute mal faul war und nicht geräumt wurde. Ich sollte mir eine Art Stundenplan machen. Jeden Tag eine Stunde für irgendwas sollte wohl reichen. Und wenn man dann einmal in Fahrt ist, könnte es auch länger als eine Stunde dauern.

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      1. Ingrid

        Du darfst es dir aber auch gönnen, mal faul zu sein. Wenn nicht jetzt, wann dann? Ich glaube, zuerst kommt so eine Phase, wo man Liegengebliebenes aufarbeitet und irgendwann kristallisiert sich ein Tages- bzw. (Rest 😉 )-Lebensablauf heraus.
        LG, Ingrid

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