Coming Out

Zwei Jungs rufen ihren Vater an und outen sich als schwul. Die Jungs sind Zwillinge. In einem bewegenden Video zeigen sie dieses Telefongespräch. Das Video wurde zur Stunde bereits mehr als 11.000.000 (!) angeschaut.

Es ist nicht immer einfach, den Schritt zu machen. Man weiss nie, wie die Reaktion der Eltern ist. Hier sieht es so aus, als wenn alles gut wäre.

7 Gedanken zu „Coming Out

    1. Gerrit

      Chapeau auch vor dem Entschluss, das Video öffentlich zu machen.

      Ein solcher Einblick in das ganz alltägliche Leben abseits von per se öffentlichen Aktionen wie CSD, „Gay Village“ beim Hafengeburtstag in Hambur etc. ist natürlich nicht ganz ungefährlich, weil man sich nicht nur zum „Leitfaden“ für Menschen in ähnlicher Situation, sondern leider auch zur Zielscheibe macht.

      Andererseits sind solche Dinge meiner Erfahrung nach häufig wirksamer bei der Aufklärung als das Hochalten prominenter Vorbilder, denn die haben per se eine Sonderstellung in der Wahrnehmung der Menschen und machen die Sache dadurch abstrakter, weniger greifbar.

      Antworten
  1. Jane Blond

    Ich habe eben bei Facebook etwas gelesen, das für mich mehr als erschreckend ist. In der Shz – der regionalen Tageszeitung – war ein Artikel darüber, dass man vorhat, Homosexualität/sexuelle Vielfalt (letzteres finde ich aber auch unglücklich ausgedrückt, weil es darum allein ja nicht geht …) in den Grundschulen zu thematisieren. Was darunter in den Kommentaren teilweise steht … Alter Falter. Ich musste gleich an deinen Eintrag hier denken.
    Als Mensch, der Menschen grundsätzlich so annimmt, wie sie eben sind, fällt es mir schwer zu akzeptieren, dass das immer noch ein so großes Thema ist.
    Manchmal möchte ich Amok laufen. Egal, ob es um solche Themen geht, oder politische, wie die Aktuellen derzeit.
    Bei all den Gestrigen muss man vor den Jungs, gerade weil sie aus den Staaten kommen, dreimal mehr den Hut ziehen. Schade, dass es dafür immer noch so viel Mut braucht.
    Desillusionierte Grüße aus dem verschneiten Vordäneland, Jane.

    Antworten
    1. Hans-Georg

      Über das Thema, sexuelle Vielfalt – nennen wir das einfach mal so – in die Schule zu bringen, ist schon seit einigen Wochen in den Medien präsent, und zwar deshalb, weil es eine Initiative dagegen gibt.
      Ich denke, dass es Eltern gibt, die glauben, dass durch die Thematisierung in den Schulen ihre Kinder dazu verführt werden, sich der Homosexualität zu öffnen und vielleicht dadurch homosexuell werden.

      Vielen jungen Menschen könnte aber geholfen werden indem sie erkennen, dass sie mit ihrem „Problem“, welches vielleicht noch unterschwelling vorhanden sein mag, nicht allein sind, dass einfach normal ist, eine andere Art der Sexualität zu leben. Vielen jungen Menschen könnte das Leben dadurch viel leichter gemacht werden.

      Es gibt sicher viele, die mal ausprobiert haben, mit dem eigenen oder dem anderen Geschlecht Sex gehabt zu haben – allein um festzustellen, in welche Richtung sie tendieren. Ich selbst war fast 25 Jahre mit einer lieben Frau verheiratet und habe mit dieser einen lieben Sohn. Wenn es vor etwa 50 Jahren die Möglichkeiten gegeben hätte, die es heute durch das Internet gibt, hätte ich womöglich nie eine Frau geheiratet. Und auch das große Glück der Geburt meines Sohnes wäre mir verwehrt geblieben. Andererseits hätte ich eine Frau auch nicht nach vielen Jahren mit dem Geständnis überraschen müssen, dass ich schwul bin. Du kannst mir glauben, dass mir das sehr schwer gefallen ist.

      Insofern kann es viel Leid verhindern, wenn das Thema „sexuelle Vielfalt“ in den Schulen behandelt wird. Wer dagegen ist, will sich selbst vor der Wahrheit schützen erkennen zu müssen, dass sein Kind nicht den eigenen Erwartungen entspricht.

      Antworten
      1. ossi1967

        „Sexuelle Vielfalt“ ist genau das richtige Wort dafür. Perfekt! Es gibt mittlerweile starke Hinweise darauf, daß die im Gegensatz zu früheren Jahrzehnten verhältnismäßig starke Thematisierung von Homosexualität in der Öffentlichkeit für Heranwachsende mehr Schaden als Nutzen bringt. (Genauer: Die Art der Thematisierung und das fehlende Gegengewicht dazu.)

        Einerseits wird nämlich ein 100%iges Entweder-Oder konstruiert: Entweder man ist homosexuell oder heterosexuell. Schwarz/weiß. Dazwischen und drumherum gibts nichts. Das entspricht nicht meinen Erfahrungen. Die menschliche Sexualität ist deutlich bunter und das bevorzugte Geschlecht des Partners einerseits nicht die einzige Dimension, andererseits eben mehr eine Achse mit beliebigen Werten, keine entweder/oder-Entscheidung. „Sexuelle Vielfalt“ eben.

        Ich habe Menschen kennengelernt, für die das Geschlecht des Partners eine sehr untergeordnete Rolle spielt und andere Dinge (Rollenverteilung, Fetische etc.) stark in den Vordergrund treten. Ich habe festgestellt, daß die gerade von der Schwulenszene (zumindest „zu meiner Zeit“ *gg*) oft als Vorzimmer zum Coming Out belächelte Bisexualität eine wesentlich größere Rolle spielt, als der durch alle Stufen des Coming Out gegangene Durchschnittsschwule es gerne wahrhaben möchte. Auch hier: „Sexuelle Vielfalt“.

        Es wäre also wichtig, junge Menschen nicht in dieses Entweder-Oder zu pressen, sondern ihnen rechtzeitig diese bunte Vielfalt bewußt zu machen (ohne Fesseltechniken und rechtliche Rahmenbedingungen zum Voyeurismus systematisch in den Sexualkundeunterricht aufzunehmen); ihnen zu vermitteln, daß menschliche Sexualität ein mehrdimensionaler Raum ist, der sich nicht auf zwei Kategorien wie „homo“ und „hetero“ reduzieren läßt.

        Andererseits wird natürlich die Homo-/Hetero-Welt nicht so dargestellt, daß es sich um gleichwertige Alternativen handelt. Egal wie sehr sich Erziehungsberechtigte bemühen: „Schwul“ ist wieder zum Schimpfwort geworden am Schulhof. Die sozial akzeptierte Sexualität reduziert sich also auf „hetero vanilla“. Mehr gibts nicht.

        Vor diesem Hintergrund lese ich in den letzten Jahren immer wieder Artikel, die die Behauptung aufstellen: Es war für Jugendliche vor einigen Jahrzehnten sogar noch leichter, zu einer eigenen Sexualität zu finden, weil das Thema Homosexualität nicht so präsent war und daher nicht jede Handlung in „das ist schwul“ oder „das ist hetero“ eingeteilt wurde. Ich find den Link nicht mehr, aber es war irgendwann Ende 2014, da hab ich gelesen: Der Prozentsatz der Jugendlichen, die in der Pubertät gleichgeschlechtliche Erfahrungen machen, ist seit den ersten Studien dieser Art (bei uns in den 1970ern) dramatisch zurückgegangen. Der Grund dafür wird darin vermutet, daß man früher eben auch mal miteinander experimentiert hat, ohne daß man damit eine Aussage über die eigene sexuelle Identität verknüpft hat. Es war wohl irgendwie tabu, man hats den Eltern nicht erzählt, aber es war kein Drama. Heute führt das „Entweder schwul oder hetero“-Denken bei Jugendlichen dazu, daß viel früher eine Selbstzensur einsetzt: „Wenn ich ihn jetzt angreife, hält er mich für schwul.“ Oder, noch schlimmer: „Wenn ich ihn jetzt angreife, *bin* ich schwul.“

        Ich fänds daher wichtig, sich nicht dem Thema Homosexualität, sondern dem Thema sexuelle Vielfalt zu öffnen, genau wie Du es formuliert hast. Es muß jedem Jugendlichen klar sein, daß Sexualität etwas höchst Individuelles ist und keineswegs geeignet, irgendwelche Gruppenzugehörigkeiten zu konstruieren. Es wird schwierig sein, den Aufruf „experimentiert mit Eurer Lust“ in den Lehrplan zu bringen. Für den Anfang würds ja aber schon reichen zu vermitteln: „Laßt Euch nicht in Schubladen stecken.“ 🙂

        Antworten
  2. Inge

    Hallo Hans-Georg,
    ich hab hier noch nichts geschrieben? Ach weißt du, leben und leben lassen, das gilt auch für Familien, erwachsene Kinder, Freunde usw. Wenn alle Menschen etwas toleranter wären, gäbe es weniger Leid und ich meine, wenn etwas so ist, dann ist es so – und fertig. Allerdings ist es nicht mehr oder weniger wichtig wie eine Liebe zwischen Mann und Frau.
    Herzliche Grüße von Inge

    Antworten

Schreibe einen Kommentar zu Inge Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert