Wein aus dem Kontor

Kontor – das ist eigentlich eine alte Bezeichnung für Büro. In Hamburg gibt es z.B. die sogenannten Kontorhäuser, die nichts anderes sind als Bürohäuser älteren Datums, entstanden Anfang des 20. Jahrhunderts. Meine Grosseltern waren selbstständige Geschäftsleute. Die Eltern meiner Mutter waren Inhaber eines kleinen Fuhrparks, früher mit Pferd und Wagen, später dann mit 2 LKW, die im Auftrag anderer Firmen im Einsatz waren um z.B. Baustoffe zu transportieren. Am Firmensitz gab es einen kleinen Raum, in welchem die Aufträge angenommen wurden und die Fahrer ihre Order bekamen – das Kontor. Und so wurde dieser Raum auch im täglichen Sprachgebrauch genannt.

Es gibt in Schleswig-Holstein, im Norden von Hamburg, eine Firma, die sich mit dem Handel und Verkauf von Wein befasst, Rindchen’s Weinkontor. Die Firma hat in Hamburg und um Hamburg herum, also in Schleswig-Holstein und Niedersachsen, mehrere Kontore, in denen die Weine verkauft werden. Wir müssen schon ca. 25 km fahren, um zum nächstgelegenen Kontor zu kommen, welches für uns in Lüneburg liegt.

Es besteht auch die Möglichkeit, Wein online zu bestellen und sich nach Hause schicken zu lassen. Aber wer kauft schon die Katze im Sack? Wäre ja zu ärgerlich, sich 6 oder gar 12 Flaschen zu bestellen und dann mag man den Wein nicht. In den Kontoren kann man jeden Wein probieren. Und wenn von einer Sorte gerade keine Flasche offen ist, dann wird eine aufgemacht. So einfach ist das.

Unser Weinkeller bedurfte einer Auffüllung, besonders was Weißwein betraf. Deshalb machten wir uns gestern auf nach Lüneburg ins dortige Weinkontor der Firma Rindchen. Kurz nach 10 Uhr waren wir dort und die einzigen Kunden. Ein sehr netter junger Mann begrüsste uns und frage nach unserem Begehr. Ein Weissburgunder sollte es sein. Uns wurde eine Sorte empfohlen. Während wir probierten bekamen wir ein paar Hintergrundinformationen, die natürlich interessant sind, aber letztendlich kommt es so Laien wie wir es sind doch eher darauf an, ob uns der Wein schmeckt. Da das der Fall war, orderten wir 12 Flaschen.

Im vorigen Jahr hatte ich eine Probeflasche eines nicht ganz günstigen Rotweins gekauft. Davon wollte ich nun gern 6 Flaschen haben. Aber den Wein gab es nicht mehr. Der nette junge Mann schlug eine Alternative vor, verbunden mit Informationen zu dem Produkt. Hier hatten wir nun den Fall, dass zum Probieren eine Flasche geöffnet werden musste. Uns wurde ein Schlückchen eingeschenkt, welches wir im Glas erstmal ein wenig schwenkten, dran schnüffelten und dann probierten. Der Mann hatte unseren Geschmack getroffen, bingo, und dann ist der auch noch günstiger als der Wein, den ich eigentlich haben wollte. 6 Flaschen bitte!

Dann kamen wir zum Thema Grappa. Ich hatte vor 17 Jahren mal eine Flasche aus Italien mitgebracht, von irgendeinem Weinbauern, selbstgebrannt, kein Etikett auf der Flasche. Aber das Zeug war der Hammer. Man merkte richtig, wie der Grappa die Speiseröhre runterlief und im Magen ankam. Ich habe in den all den Jahren nie wieder so einen oder gar ähnlichen Grappa gefunden. Ich versuchte dann zu erklären, wie der Grappa geschmeckt hat. Und offensichtlich kam da für den Berater nur eine Sorte in Frage. Während er zum Regal ging um eine Flasche zum Probieren zu öffnen, bekamen wir auch hier wieder ein paar Informationen, zum Produkt selbst und zu Grappa im Allgemeinen. Dieser Grappa, mit einem Alkoholgehalt von 55 %, kommt dem von damals sehr sehr nahe. Und trotz des Preises von knapp 40 Euro für 1/2 Liter nahmen wir eine Flasche davon mit nach Hause. Es ist ja nicht so, dass wir jeden Abend an der Flasche hängen und Alkohol trinken, dafür wäre der zu schade. Und dafür würde dann irgendwann wohl irgendein Fusel reichen – aber so weit wird es nicht kommen.

Wir sind also im Kontor Lüneburg sehr nett und sehr kompetent beraten worden. Dafür fahr ich doch gern 25 km und weiss dann, was wir im Glas haben werden und dass es uns schmeckt. Vielen Dank Herr E.

11 Gedanken zu „Wein aus dem Kontor

  1. karin

    oh red mir von grappa den mund wässrig, ts, wir hier in bayern sind ja dem paradies (italien 🙂 ) sehr viel näher und grappa …., ja es gibt auch da solchen und solchen, ich bin noch dazu so optisch gekettet und würde immer zu honigfarben greifen, aber probieren ist natürlich besser, der preis ist nebensächlich auf die dauer des genusses, wie beim whisky auch,
    na ich freue mich über euren erfolgreichen einkauf und wenn der dann auf der terrasse an lauen sommerabenden zum einsatz kommt …, die abende wird es noch geben, zur not dann mit strickjacke von außen wärmend,
    gruß

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      1. Elke

        Liegt wohl daran, dass ich einfach kein “anständiger“ Mensch bin. Es ist irre. Hier nun der letzte Versuch: ich wollte Dir nur mitteilen, dass ich aufgrund Deines leckeren Poststelle ein Gräppelchen genießen werde… LG Elke

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  2. Danny

    Ich bin ja eher der Wassertrinker (kein Joke).
    Außer mal einem Glas Sekt oder – wenn die Saison beginnt – Federweißer, mache ich mir nichts aus alkoholischen Getränken.

    Trotzdem… Prost! 😀

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