Der Prism-/NSA-Skandal

Der Chefredakteur der Britischen Zeitung Guardian, Rusbridger, wundert sich, dass die Menschen so ruhig sind im Angesicht des Spähskandals. U.a. sagt er:
„Die Menschen scheinen nicht zu verstehen, dass die Polizei die Tür gar nicht erst einschlagen muss. Sie ist schon in ihren Häusern.“

Diese Ausspähgeschichte ist vergleichbar mit Radioaktivität: Wir spüren es nicht, wir riechen es nicht – es ist einfach unsichtbar.

Die Gefahr durch Radioaktivität hat sich mittlerweile in das Bewusstsein der Menschheit gegraben, besonders auch durch diverse Störfälle und zuletzt durch den GAU in Fukushima. Viele Menschen denken sicher anlässlich der Enthüllungen des Prism-/NSA-Skandals: Ich mach ja nichts ungesetzliches. Was die über mich herausfinden, interessiert doch eh niemanden. Es wird aber vergessen, dass wir durch das Internet, Facebook, Twitter, diverse andere Foren – und nicht zuletzt durch das Bloggen – in gewisser Weise öffentlich geworden sind. Selbst Telefongespräche werden abgehört. Das heisst, dass die Spione sozusagen in unserem Wohnzimmer sind. Was würden die Menschen wohl zetern, wenn sich plötzlich ein realer Spion mit Schlapphut und Sonnenbrille in ihrer Wohnung aufhalten würde?! Der Ruf nach Schutz wäre laut, sehr laut!

3 Gedanken zu „Der Prism-/NSA-Skandal

  1. ossi1967

    Ich hab da zwei Theorien.

    Entweder es ist ganz einfach und die Leut‘ sind einfach wirklich so brunzdeppat. So nach dem Motto „Was regen sich die alle auf, ich hab ja nichts zu verbergen.“

    Oder aber – zweite Möglichkeit – die Leut‘ kapieren durchaus, daß da eine Gefahr droht. Zumindest in irgendeinem Winkerl ihres Bewußtseins könnten sie’s wahrnehmen. Sie kapieren aber gleichzeitig, daß diese Gefahr seit Jahren öffentlich bekannt ist und daß sie auf Spaß und Komfort verzichten müßten, wenn sie sich glaubwürdig gegen die Überwachung aussprechen wollen. Denn: Man kann sich ja nicht über NSA aufregen, aber glz. Facebook benutzen, iCloud oder Google Docs in Anspruch nehmen, sich auf Twitter ausbreiten etc. etc. etc.
    Schon Jahre vor Snowden wußte man ja: Jede amerikanische Firme ist per Gesetz verpflichtet, Benutzerdaten rauszurücken und darüber Stillschweigen zu bewahren. Trotzdem haben die Menschen auch hier in Europa weiterhin fleißig Facebook-Accounts eröffnet und ihre Mail via GMail abgewickelt usw.
    Ich hab also die Theorie, daß die Menschen im tiefsten Inneren schon den Zusammenhang verstehen und irgendwie riechen: „Wenn ich mich ernsthaft über PRISM aufrege, dann muß ich natürlich auch sofort aufhören, amerikanische Internet-Services zu nutzen, sonst werde ich in meiner Kritik an der Überwachung völlig Unglaubwürdig.“
    Tja, und weil im Zweifel halt das Saufen und Vögeln mehr Spaß macht als ernste Gesellschafts- und Kapitalismuskritik, halten sie alle den Mund und bleiben auf Facebook, wo sie ihrer Ex-Freundin nachspionieren können.

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  2. Elvira

    Dieses Thema wird sich mit Sicherheit noch verschärfen, da bin ich ziemlich sicher. Warum nicht Millionen auf die Straße gehen, verstehe ich auch nicht. Na, ja, ich sitze ja auch hier und kommentiere.

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  3. Holger

    Wenn ich ganz ehrlich bin, regt mich das Ganze nicht so sehr auf wie dich, denn wer sich im Netz bewegt, dem sollte klar sein das man in der Regel angreifbar und gläsern ist. Auch wer nach dem 2001 schon mal die USA besucht hat wird bei der Einreise feststellen, das einem nicht nur in den Reisepass gekuckt wird, sondern man z.B. fotografiert wird und einem die Fingerabdrücke abgenommen werden.
    Oder wer beruflich mit den USA handel treibt, weiss ebenfalls, das dort Daten übermittelt werden müssen. Wie gesagt, das Ganze ist für mich nicht überraschend, noch bin ich entsetzt. Mich regt eher auf, dass so viele Länder sich geweigert haben, Edward Snowden politisches Asyl zu gewähren.

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