Deutschlandweit fanden heute, am Ostermontag, Demonstrationen gegen Atomkraftwerke statt, so auch in unmittelbarer Nähe unserer Wohnung. Das Kernkraftwerk Krümmel liegt nur ca. 2,5 km entfernt auf dem Stadtgebiet der Stadt Geesthacht.
Nur allzu gern würde ich mich an der Demonstration direkt vor dem Kraftwerk beteiligen. Da gibt es allerdings ein grosses „Aber“, das mich davon abhält.
Seinerzeit, als wir das Kleinod entdeckten, wo einmal unsere Wohnung sein würde, wussten wir, dass das AKW Krümmel sozusagen direkt nebenan liegt. Trotzdem unterschrieben wir den Kaufvertrag. Mein schwarzer Humor sagte: Je näher dran um so schneller ist es mit dem Leiden vorbei.
Während der vergangenen Jahre wurde uns bekannt, dass es sich beim AKW Krümmel um einen der in Deutschland stehenden Pannenreatkoren handelt. Bei ausgiebiger Recherche wäre ich sicher auch vor der Unterzeichnung des Kaufvertrages darauf gestossen. Unterschrieben hätte ich wohl trotzdem.
Wenn ich mich jetzt an einer Demonstration direkt am Kraftwerk beteiligen würde, wäre es ähnlich, als wenn ich ein Haus in Flugplatznähe kaufen würde und ich würde dann gegen den Fluglärm protestieren.
Die heutigen deutschlandweiten Demonstrationen richten sich zwar überwiegend gegen die Erzeugung von Energie durch Atomkraftwerke im Allgemeinen. Deshalb haben wir die Abschlussveranstaltung auf dem sogenannten Roten Platz direkt an der Elbe aufgesucht um auf diese Weise unsere Solidarität zu zeigen um zu bekräftigen: Ja, wir sind gegen Atomstrom!
Uns fiel auf, dass die Menschen, die wie dort angetroffen haben, fast alle einem gewissen Typ darstellen. Männer, deren Bärte länger als 3 Tage gewachsen waren und deren Kopfhaar auch mal wieder einem Friseur präsentiert werden sollten. Frauen mit grauen Haaren, nicht gestylt. Fast alle in Sandalen, fast alle mit einer Kopfbedeckung und mit Rucksack – irgendwie alternativ, irgendwie Schlabberlook. Es waren wenige Menschen, die so aussahen wie du und ich.
Diese Menschen nehmen an diesen Demonstrationen aus Überzeugung teil und sie sind ein Grossteil dessen, was die Antiatombewegung ausmacht. Aber warum sieht man ihnen das an? Warum sehen die alle gleich aus? Ein merkwürdiges Völkchen.
Ich kann Deiner Logik nicht folgen. Man kann so eine Wohnung kaufen und trotzdem dafür kämpfen, das Krümmel nicht mehr ans Betz geht. Das zum einen. Zum anderen kann ich Deinen Eindruck vom Typus Demonstrant überhaupt nicht bestätigen. Selten hab ich so bunt gemischte Völkchen auf Demos gesehen wie auf den zahlreichen Anti-AKW Demos auf denen wir im letzten 3/4 Jahr waren. Da war vom Schlips-Träger bis zum Birkenstock-Öko alles dabei.
Und ich persönlich lege schon Wert auf meine Kleidung, allerdings style ich mich nicht, aber auch nicht, wenn ich zur Arbeit gehe.
@Frau Momo:
So ist meine Logik nun mal. Und da verweise ich nochmal auf das Beispiel Flughafen. Ich kann nicht an einen Flughafen ziehen und dann gegen Fluglärm bzw. einen geplanten Ausbau protestieren. Ich muss damit rechnen, dass es Änderungen gibt – wie ich damit rechnen muss, dass es eine Panne in einem AKW gibt.
Bunt war’s schon auf der Veranstaltung, aber nicht so, wie du es erlebt hast. Vermutlich wärst du wohlwollend aufgefallen mit deiner Art, dich zu kleiden.
Beim Thema Logik gebe ich Frau Momo recht. Ihr habt euch in den Gefahren-Bereich begeben, weil ihr die Wohnung wolltet, nicht weil euch Krümmel so schön angestrahlt hat. Wenn man so etwas macht, kann man sehr wohl bei einer Dagegen-Demo mitmachen. Gerade die Gegner die so dicht an einem Reaktor wohnen, sollten das sogar tun.
@Holger:
Wenn ich schon viele Jahre hier wohnen würde, wäre ich sicher auch nach Krümmel gepilgert.
Ich kann schon nachvollziehen, was Du sagen willst, Hans-Georg. Ich kann nicht in der Großstadt leben wollen und mich dann über den Verkehr oder über den damit verbundenen Lärm beschweren. Dann muß ich halt auf´s Land ziehen. Aber ich kann mir sehr wohl aussuchen, in der Elbmarsch wohnen zu wollen und eben doch gegen Atomkraft auf die Straße gehen. Zumal es ja leider nicht stimmt, das es dann kein langes Leiden gibt. Die Krebsraten rund um Krümmel sprechen da eine andere Sprache.
Und Holger hat Recht, Ihr als Anwohner seid besonders betroffen und solltet gerade auf die Straße gehen. Passiert ja oft nicht, weil Orte wie Brokdorf und Gorleben lieber die fetten Gewerbesteuern einsacken und nicht schlecht von der Gefahr leben.
Alles richtig und gut, nur wer bezahlt später unseren Öko-Strom? Was meinste, was es dann wieder ein Geschreie gibt. Der Bürger ist die Basis und die Basis muss zahlen. Und was ist mit den AKWs in den Nachbarländern? Ach, Hans-Georg, das ist rundherum ein Jammer ohne Ende.
@Inge:
Ich denke, der Strom wird nicht wesentlich teurer werden. Und wenn es so sein sollte, dann ist es mir immer noch lieber, mehr zu zahlen als dass die Erde durch den Mist verseucht wird.
Bleiben natürlich noch die Nachbarländer. Da haben wir wohl weniger Einfluss. Aber auch dort sind bereits Prozesse in Gang gekommen, die zumindest ein Nachdenken über Atomstrom beinhalten.
Zuerst mal: ich stimme Frau Momo zu und du hast es ja eigentlich selbst schon geschrieben: es geht um das Grundsätzliche, jetzt nicht unbedingt speziell um ‘Krümmel’.
Es gibt genug Untersuchungen und Berechnungen, dass wir ganz gut ohne Atomstrom auskommen können. Was die Kosten angeht: es kommt immer drauf an, was man ansetzt. Wer bezahlt denn die Entsorgung des radioaktiven Mülls? Muss man das nicht auch dazu rechnen?
Und die Nachbarländer? Da habe ich auch schon gelesen, dass sie genau das gleiche Argument benutzen. Also: wenn nicht mal einer den Anfang macht, wird das nie was. Und ich konnte das Argument ‘Der macht das aber auch.’ noch nie leiden 😉
@April:
Ich bin auch sehr froh darüber, dass in einigen Nachbarländern auch über diese Dinge nachgedacht wird – auch wenn die Bevölkerung nicht so viel Druck macht wie bei uns.