Magdeburg mit Stopover in Lüneburg


Burg ist Burg, ob nun Magde oder Lüne. Doch unser kleiner Ausflug nach Magdeburg hatte ein vorläufiges Ende in Lüneburg. Nicht, dass Lüneburg nicht schön wäre. Das ist wirklich ein nettes Städtchen, wie erst April gerade wieder beschrieben hat. Aber uns war eher nach Magdeburg als nach Lüneburg. In Magdeburg hatten wir nämlich ein Hotelzimmer gebucht, dortselbst wollten wir Oliver und Sabrina treffen. Und gemeinsam wollten wir uns „Titanic – das Muiscal“, eine Produktion des Theaters Magdeburg anschauen.


Warum wir in Lüneburg einen Zwischenstopp einlegen mussten und uns deshalb der Krähenschiss vom Vorabend kein Glück gebracht hat:
Wenige Kilometer hinter Geesthacht überholten wir einen LKW. Nach dem Einscheren hörten wir merkwürdige, klappernde Geräusche, ähnlich als wenn Steine von der Fahrbahn gegen das Auto prasseln. Da das Geräusch kurz darauf wieder verschwunden war, machten wir uns auch weiter keine Gedanken. Kurz hinter Lüneburg mussten wir die Bundesstrasse verlassen. Von zwei nahhintereinander liegenden Abfahrten nahmen wir die falsche, nämlich die erste. Dabei bemerkte Bernd, dass sich die Lenkung nur noch sehr schwer betätigen liess. Wir hielten bei nächster Gelegenheit an und wechselten die Seiten. Bei der Weiterfahrt stellte auch ich fest, dass die Lenkung sehr schwergängig war. Spontan entschieden wir uns – da wir uns eh auf den Weg in Richtung Stadtmitte befanden – die Pit-Stop-Werkstatt unseres Vertrauens aufzusuchen, die wir schon von anderer Gelegenheit her kannten. Übrigens hatten wir bei dieser Gelegeheit den Flyer im Warteraum der Werkstatt entdeckt, der der Grund ist, warum wir heute auf dem Weg nach Magdeburg waren.

Wir schilderten das Problem dem Meister und der folgerte haarscharf: Der Keilriemen ist kaputt. Da wir aufgrund des sommerlichen Wetters unsere Strumpfhosen nicht dabei hatten, und ein passender Keilriemen nicht auf Lager war, mussten wir eben auf einen neuen Keilriemen warten, der gegen 13.00 Uhr eintreffen sollte. Da es erst 11.00 Uhr war, machten wir uns auf den Weg in die Stadt, nahmen dort ein spätes Frühstück im Restaurant Zum Goldenen M und danach noch ein lecker Eis von der Eisdiele.

Um 13.00 Uhr waren wir wieder in der Werkstatt, wir mochten bei dem warmen Wetter nämlich nicht noch mehr umhergehen. Der Keilriemen kam erst um 13.30 Uhr. Nachdem dem Motor noch 2 Kannen Öl eingefüll wurden, machten wir uns gegen 14.00 Uhr auf die Weiterfahrt nach Magdeburg, wo wir zu dieser Zeit eigentlich schon eingetroffen sein wollten.

Die Weiterfahrt verlief dann störungsfrei. Kurz hinter Braunschweig hatten wir genug Sonne auf den Kopf bekommen und wir machten das Dach zu. Endlich in Magdeburg angekommen, nahmen uns Oliver und Sabrina in Empfang, die schon eine erste Entdeckungstour unternommen und erkundet hatten, wo es gute Eisbecher gab und wo wir günstig essen konnten.




Zu viert machten wir einen Rundgang rund um das Hotel und besichtigten den Aufführungsort auf dem Domplatz für die abendliche Musicalvorstellung. Ein Gang an die Elbe durfte natürlich auch nicht fehlen, die hier bereits die stolze Länge von 326 km aufweist. Der Strom führt hier zurzeit recht viel Wasser und fliesst mit einer starken Strömung der Nordsee entgegen. Nach einer erfrischenden Dusche gingen wir zum besagten Restaurant, ein Italiener, wo wir preisgünstig und gut gegessen haben. Von dort aus ging es auf direktem Weg zum Domplatz, wo wir unsere Plätze auf der Tribühne einnahmen.

Um 21.30 Uhr begann die Aufführung des Musicals mit den uns von vielen Vorstellungen in Hamburg bekannten Klängen. Als erstes musste ich zwei Damen in der Reihe hinter uns zurechtweisen, die während der Ouvertüre nicht auffhörten zu quatschen.

Bis auf ein paar kleine Ausnahmen ist die Inszenierung fast indentisch mit der Hamburger Aufführung. Das Bühnenbild ist allerdings komplett anders gestaltet, aber technisch auch sehr umfangreich. Am Ende des ersten Teils, wenn die Titanic den Eisberg rammt, erbebte die Tribüne durch sehr intensive Bassklänge. Spontan enfuhr mir ein anerkennendes „wow“.

Nach der Pause, in der wir ein erfrischendes Getränk zu uns nahmen, begann der zweite und dramatische Teil des Stückes. Meine Lieblingsszene, in der Kapitän Smith, Reeder Ismay und Ingenieur Andrews sich gegenseitig die Schuld für den nahen Untergang des Schiffes zuweisen, wurde auch auf der Magdeburger Bühne sehr autentisch gespielt. Auch meine Lieblingsrollen, Isidor und Ida Strauss, ein seit 40 Jahren verheiratetes Ehepaar, das beschliesst, gemeinsam in den Tod zu gehen, ist hervorragend besetzt. Heizer Barrett und Ausguck Fleet – ebenfalls tolle Stimmen und gut gespielt.

Meine Tränen kannten am Schluss wieder mal kein Halten. Und mit tränennassen Augen musste ich doch kurz vor dem Finale wieder Leute hinter mir zurechtweisen, die während der Vorstellung quatschten, und zwar gerade dann, als es besonders sentimental war.

Am Schluss gab es standing ovations für hervorrangede Leistungen der Darsteller und für eine hervorragende Inszenierung, die sich hinter der Hamburger Aufführungsreihe im Jahr 2003 im Theater Neue Flora absolut nicht verstecken muss.

Die Aussentemperatur in dieser Nacht betrug mindestens 25 Grad. Die Sänger und Sängerinnen waren zu bedauern. Sie mussten zeitweise in dicken Mänteln, teilweise mit Pelzbesatz, auf der Bühne agieren.

Leider war es nach der Vorstellung rund um den Domplatz total tot. Da niergends noch ein Gutenachtcocktail zu bekommen war, blieb uns nichts anderes übrig, als das Hotel aufzusuchen und schlafen zu gehen.

Gebucht hatten wir im HOTEL IN DER GRÜNEN ZITADELLE. Das Hotel wurde im Jahr 2005 eröffnet, gebaut nach Originalplänen des 2000 verstorbenen Wiener Künstlers Friedensreich Hundertwasser. Das imposante Gebäude beherbergt u.a. das Hotel, Wohnungen, sowie Büro- und Praxisräume und kleine Ladengeschäfte. Auf den ersten Blick fragt man sich, warum das Gebäude Grüne Zitadelle genannt wird, ist doch die Fassade rosafarben gestrichen. Auf der Rückseite der Zitadelle wird das Grün dann sichtbar. Die Dächer der terrassenartige Anlage sind alle mit Gras und Pflanzen versehen. Ich vermeide bewusst den Ausdruck „Rasen“, denn es ist eher eine Wiese in Terrassenform. Eine ausführliche Beschreibund der Anlage findet sich hier.


Überall im und am Gebäude ist etwas schief und/oder rund. Rechtwinklig sind nur die Fenster. Selbst die Wandanschlüsse zur Zimmerdecke sind rundgeputzt. Aufgrund der Bodenstruktur könnte einem beim Gang durch die Hotelflure ab einem gewissen Alkoholanteil im Blut schwindelig werden.

Wir haben uns alle in dem Hotel sehr wohlgefühlt und empfehlen es gern weiter.

Nach dem Frühstück am Samstag morgen machten wir uns auf zu einem etwas ausgedehnteren Stadtrundgang. Zum Glück war es etwas abgekühlt, sodass es sich gut aushalten liess, einen längeren Spaziergang zu machen. Allerdings war das Eis zum Abschluss unseres Magdeburgbesuches dann doch verdient.



Am Hotel gab es dann die grosse Umarmungs- und Verabschiedungszeremonie. Oliver und Sabrina machten sich auf die ca. 450 km lange Reise gen Westen nach Mönchengladbach und wir auf die ca. 235 km lange Reise gen Norden nach Geesthacht.

Unser nächster gemeinsamer Musicalbesuch findet Anfang Oktober in Hamburg statt. Das Stück fängt auch mit „T“ an und heisst „Tarzan“. Wir freuen uns wieder auf ein paar vergnügliche Stunden.

10 Gedanken zu „Magdeburg mit Stopover in Lüneburg

  1. Tim

    Euren “Eistisch” hätten wir jetzt auch gerne – obwohl es hier nicht einmal heiß ist, nur gewittrig (wie seit Wochen). Wieder ein sehr schöner Bericht! Und eine wirklich sympathische Familie, inklusive der zwei uns persönlich unbekannten Mitglieder. 🙂

    Gut, dass Ihr es doch noch nach Magdeburg geschafft habt. Nach den ersten paar Sätzen dachte ich schon, ihr wärt mit einem kapitalen Motorschaden oder gar Unfall unterwegs dauerhaft hängengeblieben… Und schön, dass Euch die Aufführung so gefallen hat. Auch wenn wir mit Musicals gar nichts anfangen können, lesen wir Deine Berichte doch immer wieder gern.

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  2. Hans-Georg

    @Tim:
    Wir hatten auch schon das Schlimmste befürchtet und uns mit dem Gedanken befasst, die Weiterfahrt mit der Bahn oder mit einem Leihwagen machen zu müssen. Vielleicht hat der Krähenschiss dann doch ein wenig geholfen, den GAU zu verhindern.

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  3. Tim

    Hoffen wir mal, dass Ihr DEN nicht demnächst nebenan habt. Du kannst ja bald ein Krümmel-Störfallblog mit täglichen Einträgen machen… kopfschüttel Oder wie wäre es mit einem kleinen, stündlich zu aktualisierenden Button auf Deiner Homepage: “Läuft / Läuft nicht” 😉

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  4. Hans-Georg

    @Tim:
    Ich hatte ja vor ein paar Tagen schon geschrieben: Mach es tot!
    Wir haben ja gewusst, dass das Ding hier nebenan steht. Und ich sage mir: Wenn es einen GAU gibt, dann sind wir schnell damit durch udn brauchen nicht lange leiden weil wir so nahe dran sind. Schlimmer würde es die erwischen, die weiter weg wohnen und nur wenig abbekommen. Dann geht es nämlich ganz langsam. Und das wünsche ich niemanden. Am besten wäre natürlich, Krümmel wird stillgelegt bevor etwas dramatisches passiert.

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  5. Frau Momo

    Ich glaube, nach Madgeburg würde ich auch gerne mal….. danke für die schönen Photos samt Reisebericht.
    Mit alten Nylonstrumpfhosen für den Notfall könnte ich vor Eurem nächsten Ausflug dienen 🙂

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  6. kalle

    Hi Hans-Georg,

    deine Musicalbeschreibungen sind immer wieder gut, und die dazugehörigen Reisebeschreibungen interessant ;). Doch diese Eisbecher – da läuft mir das Wasser im Mund zusammen,

    lg kalle

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  7. honigbaerli

    ja du hast eine atombombe in deiner nähe..ich übrigens auch (mühleberg) ist auch ein altes teil..aber es funktioniert und obwohl es auch ein alter reaktor ist hat er bis jetzt noch keine solche störung wie euer krümmelmonster!

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  8. Lutz & Tommy

    Wieder einmal ein interessanter Reisebericht.
    In Magdeburg waren wir auch schon mal. Wir waren damals nicht so begeistert (außer von dem Brunnen), allerdings ist das auch schon 15 Jahre her. Sicher hat sich seitdem viel verändert. Wir sind schon gespannt auf Eure “Musical-Kritik” von Tarzan…

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  9. Hans-Georg

    @Lutz + Tommy:
    Danke für euer Lob.
    Tarzan sehen wir erst im Oktober. Vorher gibt es noch Wicked in Stuttgart. Das kennen wir zwar schon, aber ein günstiges Angebot konnte ich nicht ausschlagen.

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