Angeregt zu dieser Zeitreise wurde ich durch den Besuch in Barcelona von Sabrina und Oliver vor ein paar Wochen. In Barcelona war ich 1968 auf meiner ersten Seereise auf einem Frachtschiff als Auszubildender – oder wie man damals noch sagte „Lehrling“ – zum Reedereikaufmann. Auf der Reise habe ich viele Fotos gemacht, die ich jetzt suchte. Dias waren das, geschossen mit einer Kodak Instamatic Kamera. Das Ding war damals der Hit für alle, die sich mit Belichtungszeiten, Blenden und dergleichen mehr nicht abgeben wollten. Gefunden habe ich nicht was ich suchte. Gefunden habe ich stattdessen Bilder von meiner zweiten Reise auf einem Frachtschiff im Jahr darauf, 1969. Ganze 19 Jahre alt war ich damals, auf einem Schiff mit noch 12 zahlenden Passagieren. Die Reise ging von Brake an der Weser nach Lower Buchanan, ein Hafen in Liberia, in dem Erz exportiert wurde, und dann nach Amsterdam. Drei Wochen waren wir unterwegs.
Das Schiff, mit dem ich auf Reisen war, hiess „Harmen Oldendorff“, ein Bulkcarrier bzw. Massengutfrachter, der ca. 50.000 Tonnen Erz wegschleppen konnte. Gebaut wurde das Schiff in den 60er Jahren auf der legendären Werft Bremer Vulkan. Die Schiffe waren alle nach Mitgliedern der Familie Oldendorff benannt, wie es heute in der Firma auch noch üblich ist. Seinerzeit war die Reederei Oldendorff die grösste Deutsche Reederei in Privatbesitz. Ich erinnere mich, dass die Flotte zeitweise 35 Schiffe umfasste.
Dias – macht man die überhaupt heute noch? Na, ich habe noch welche, teilweise im Papprahmen, teils im Plastikrahmen mit Glas geschützt. Da gab es dann immer diese regenbogenfarbenen Ringe, newtonsche Ringe nannte man die glaube ich. Unser Scanner ist dank einer speziellen Funktion in der Lage, die Aufnahmen von damals, von vor 40 Jahren, heute Digital abzuspeichern. Und es gibt Programme, die die Aufnahmen farblich etwas aufhübschen können.
Beim bearbeiten der alten Fotos begab ich mich auf eine Zeitreise und ich vergass Zeit und Raum. Einige der Bilder habe ich nie vergessen, was wieder mal zeigt, dass das, was man mit eigenen Augen gesehen hat, einem niemand nehmen kann.
Hier nun ein paar Eindrücke von der Reise nach Liberia im Jahr 1969 im zarten Alter von 19 Jahren. Glücklicherweise habe ich seinerzeit die Rahmen mit dem Motiv beschriftet, so konnte ich die Fotos entsprechend zuordnen. Die Qualität der Fotos entspricht natürlich nicht dem heutigen Standard. Des öfteren sind die Bilder mit Staub und Fusseln verunreinigt.
Demnächst werde ich weiter in meinem Schatzkästchen graben und wieder auf Zeitreise gehen. Das Ergebnis der Suche werde ich euch sehen lassen.
in österreich sagt man immer noch lehrling.
und ja, bitte noch mehr zeitreisen! bin zwar nichtraucher, aber das wort rauchsalon mag ich sehr.
Toll, danke, dass Du uns daran teilhaben läßt!
LG Sabine
Hi Hans-Goerg,
da werden sich die Matrosen und Stewards wohl nach dir umgedreht haben….Tolle Bilder von früher, die uns in eine Zeit mitnehmen, wo ich noch jung und unschuldig war *g,
bitte mehr, und einen schönen Sonntag, Kalle
Spannend so eine Zeitreise und jetzt wissen wir auch mal wie du damals ausgesehen hast.
So eine Schatzkiste habe ich leider nicht, wohl aber mein Vater. Der hat allerdings tausende von Dias und die zu sichten würde ewig dauern.
P.S.: du musst (wahrscheinlich bei den Bildern einen “Center-Tag” nicht geschlossen haben, weshalb jetzt der Resr deiner Artikel zentriert erscheint.
@kalle:
Da das ein Frachtschiff war, ist die Wahrscheinlichkeit eher gering, dass einer von den Stewards schwul war. Und die Matrosen schon eh nicht. Ausserdem kamen wir als Passagiere mit den Mannschaftsdienstgraden wo gut wie kaum zusammen.
@Holger:
Danke für den Hinweis. Hab den Fehler gefunden und berichtigt.
flotter Feger 🙂
@Oliver:
Heute bin ich nur noch ein Feger. 40 Jahre haben eben ihre Spuren hinterlassen.
Hallo Hans Georg,
da hast du ja schön was erlebt, als “ junger Bub “ Ja, ich hatte auch eine Kodak Instamatik und habe damit in Canada die schönsten Dias geschossen. Diese Kamera war “ idiotensicher “ pflegte ich immer zu sagen.
Ach jaaaa, und die heutigen Azubis waren zu meiner Jugendzeit “ Lehrlinge “
Dir noch einen schönen Tag.
Liebe Grüße, Anke
@ Hans-Georg: meinst du unter den “Männern” dort gab es keine Schwulen bzw. homosexuellen Empfindungen? So lange auf hoher See, da muss man(n) sich etwas einfallen lassen, selbst wenn dies offiziell nicht als schwul gilt…
@Kalle:
Ich habe über dieses Thema damals auch schon nachgedacht. Vermutlich wird es, ähnlich wie im Fussball, totgeschwiegen.
Tolle Bilder! Bitte mehr davon… 🙂
LG!
@Tim:
Ich bin auf der Suche.
also ich finde 40 nicht spurlos vorüber gegangene Jahre nicht gerade unspannend. Finde das jedes “Alter” so seine Reize hat., also ich will definitiv keine 20 mehr sein.
@Oliver:
Es gibt bei mir einen Zeitraum, den ich einerseits nicht missen möchte und mir das Liebste beschert hat, was ich besitze – der mir andererseits einige Jahre schwulen Lebens gekostet hat. Aber wenn ich darüber nachdenke, überwiegt die Freude über das, was ich während der Jahre erleben durfte.
Aus heutiger Sicht hätte ich wahrscheinlich mal anders entscheiden sollen. Mit 20 Jahren und dem Wissen und technischen Möglichkeiten von heute hätte ich wohl auch anders entschieden.
schöne Fotos! Schade, meine alten Fotos sind mit den Jahren verschütt gegangen und gerade jetzt würde ich mir auch meine Zeitreise mal anschauen.
Hallo Hans-Georg,
ich bin mit meiner Frau Anfang 1975 mit der Harmen Oldendorff von Rotterdam nach Puerto Ordaz-Venezuela gefahren. Wir hatten viel Spaß an Bord und die Fahrt auf dem Orinoco durch den Urwald war ein Erlebnis. Konnten uns an Bord frei bewegen, denn es waren keine weitere Passagiere an Bord. Haben viel erlebt auf dieser Reise, es war toll.
Gruß Klaus
PS. Ich bin in vor 47 Jahren selbst mal kurz zur See gefahren
Hallo Klaus. Vielen Dank für deinen Kommentar. Falls du dies hier liest: Wollte dir eine Mail schreiben. Leider ist die zurückgekommen mit dem Kommentar, dass dein Postfach voll ist.
Habe die Harmen Oldendorff damals in Dienst genommen als Storkeeper in Nordenham
Fuhren,Brasilien L.Buchanan und Narwik an.Mehr Fotos?
Moin Herr Aigner.
Na, da bin ich aber überrascht, dass sich jemand von der Crew meldet.
Tja, das war damals der Trade. Kirkenes war noch im Programm und Lulea.
Ich habe die ganzen Fotos von der Reise nach Lower Buchanan digitalisiert. Ich schau mal, ob da noch was vom Schiff dabei ist.
Habe auf M/S Harmen Oldendorff 1969 bei der Aquatortaufe meine Frau kennengelernd die nach 3 Jahren Europaaufenthalt zurück nach VITÓRIA /Brasilien reiste.Ihre UHRgrosseltern wanderten 1859 nach Brasilien aus.Tyroler Auswanderer aus Fulpmes/Innsbruck Familien PIDNER und HOLZMEISTER
Schoene Bilder von m/s Harmen Oldendorff/DKPJ.
Ich war zwei mal, in den siebziger Jahren, Funkoffizier an Bord dieses schoenen Schiffes.
Leider liegt sie auf dem Meeresgrund im Golf von Akaba,( Aegypten.)
Gruesse
Wieb Roffel
Funkoffizier, Winsum Holland
Hej Wieb und vielen Dank für deine Informationen, auch wenn sie traurig sind. Ich hoffe doch, dass das nach einem Verkauf des Schiffes passiert ist und nicht unter der EO-Flagge.
Bei Instagram sieht man ja oft Videos von Havarien. Ich kann sowas nicht liken, mir bricht es das Herz wenn ich sowas sehe.