Meine 94-jährige Tante kam Anfang letzter Woche mit akuter Atemnot ins Krankenhaus. Dort wurde bei ihr Wasser in der Lunge festgestellt. Sie leidet schon seit einigen Jahren an Asthma. Wer weiss, ob es nicht doch eher an Wasser in der Lunge lag. Egal, die Ursache für den letzten Anfall wurde erkannt und man konnte ihr helfen.
Anlässlich einer Familienfeier waren wir gesten in Lübeck. Ich nutzte die Gelegenheit, Tantchen am Vormittag im Krankenhaus einen Besuch abzustatten. Sie begrüsste mich erfreut aus ihrem Bett, als ich ins Zimmer trat und forderte mich auf, mich zu ihr auf das Bett zu setzen. Durch die Nase wurde sie mit Sauerstoff versorgt, was ihr offenbar keine Probleme bereitete.
Meine Frage nach ihrem gesundheitlichen Zustand beantwortete Tantchen ruhig und ohne gejammer. Es ginge ihr gut und es wäre nur noch etwas Wasser in der Lunge und wenn das ganz verschwunden ist, dürfe sie wieder nach Hause. Dabei strahlte sie eine grosse Zufriedenheit, die sie damit untermauerter, dass sie mir erzählte, sie fühle sich sehr wohl und alle wären so nett zu ihr.
Während meines Aufenthaltes kamen zwei Ärzte zu einer kleinen Visite. Tantchen stellte uns vor und machte ihnen Komplimente, wie gut sie doch ihre Sache machten. Die andere Dame im Zimmer bekam auch Besuch von ihrem Arzt und ich musste für ein paar Minuten das Zimmer verlassen. Während ich vor der Tür wartete, kamen die beiden Ärzte von meiner Tante heraus. Ich sprach sie kurz an und sie bestätigen mir, dass sie mit meiner Tante überhaupt keine Probleme hätten. „Da haben wir hier auch andere Damen!“ wurde mir erzählt.
Meine Tante geht seit ein paar Jahren nach einer Knieoperation an zwei Gehilfen, sie leidet zeitweise an Atemnot und hat in ihrem hohen Alter von 94 Jahren sicher auch noch das eine oder andere Wehwechen. Aber sie ist wirklich zufrieden mit sich und der Welt. Gut, manchmal kann sie auch etwas zickig sein. Aber im Grossen und Ganzen ist sie zu bewundern und ich wünsche mir, dass ich in einer ähnlichen Situation, in der sie sich zurzeit befindet, mich an sie erinnere und daran wie zufrieden und bescheiden sie ist.