Am Mittwoch letzter Woche hatte ich meinen ersten Arbeitstag nach dem Urlaub. Aufgrund unglücklicher Umstände, die ich Niemandem wünsche, wurde es nur ein halber Arbeitstag mit einem folgendem ganzen Urlaubstag. Was war geschehen?
Kurz nach 11.00 Uhr erhielt ich einen aufgeregten Anruf von Bernd, in dem er mir erzählte, dass die Wohnung unter Wasser steht. Das Wasser kam aus der Bohrung in der Arbeitsplatte, in dem die Spültischarmatur steckt. Nach einer ersten Schrecksekunde meinerseits rief ich erstmal den Vermieter an. Er meinte, ich sollte einen Klempner anrufen, der die Ursache der Überschwemmung suchen und beheben sollte. Er schlug mir auch einen Fachmann vor, hatte aber die Telefonnummer nicht zur Hand. Wir orientierten uns dann am Aushang im Treppenhaus. Bernd schlug ich vor, inzwischen mit einer Kehrschaufel das Wasser aufzunehmen und Holztisch, Stühle und Sessel hochzustellen.
Nachdem ich meinen Schreibtisch aufgeräumt hatte, machte ich mich auf den Weg nach Hause. Dort fand ich Bernd vor, wie er mit Duschtüchern versuchte, die restliche Nässe aus dem Teppichboden zu entfernen. Ich wollte ihm natürlich dabei helfen, sah aber nach kurzer Zeit ein, dass das zwecklos ist. Der Teppichboden war klitschenass. Stand man einen Moment auf einem Fleck, bildete sich eine Wasselache um die Füsse. Am besten wäre es, wenn man einen Nasssauger hätte – haben wir aber nicht. Also entweder einen kaufen oder einen leihen. Mir fiel ein, dass man bei OBI Gartengeräte leihen kann. Vielleicht verleihen die auch solche Geräte. Aber wo bekomme ich jetzt die Telefonnummer her. Das Wasser hatte auch das Schlafzimmer erreicht, in dem unsere Rechner stehen. Die Verteilersteckdosen liegen auf dem Boden. Bernd hatte wegen der Nässe alle Dosen vom Strom genommen. Also fiel die Möglichkeit aus, die Telefonnummer im Internet nachzusehen. Die Lösung war 11880, die einzige Auskunft, die mir – Verona Poth sei Dank – sofort einfiel. Nach wenigen Augenblicken war ich mit dem OBI-Baumarkt in Harburg verbunden. Ja, ich könne so einen Sauger leihen, entweder ein Haushaltsgerät oder ein Industriegerät mit grösserer Leistung und 60 Liter Fassungsvermögen.
Ich trocknete meine Füsse und machte mich auf den Weg nach Harburg. In der Garage viel mir eine grosse Wasserpfütze auf. Aus der Decke darüber tropfte Wasser! An der Stelle kommen einige Leitungen aus der Decke. Ein kurzer Blick an der Hausfront nach oben bestätigte meinen Verdacht: Dort oben liegt unsere Küche! Das Wasser hatte sich also aus der 3. Etage entlang der Leitungen seinen Weg bis in den Keller gesucht. Es stand zu befürchten, dass auch die unter uns liegenden Wohnungen durch das Wasser in Mitleidenschaft gezogen waren.
Gegen eine Kaution von 100 Euro bekam ich bei OBI einen riesigen Nasssauger ausgehändigt. In unserer überdachten Zündkerze war der nur auf dem Beifahrersitz zu transportieren. Aus dem Gartencenter holte ich mir mehrere grosse Plastiktüten um damit den Sitz zu schützen.
Das Gerät erwies sich als wahrer Segen. Die Arbeit damit war wegen der Saugstärke sehr mühsam und kraftraubend. Nach jeweils ca. 2 qm mussten wir uns abwechseln. Aber es war sehr effektiv, was die Leistung betrifft. An der Farbe des Teppichbodens, der inzwischen reichlich gewellt dalag, war zu erkennen, dass ein beachtlicher Feuchtigkeitsanteil entfernt wurde. Wir beobachteten aber, dass wieder Nässe nachgezogen wurde und entschieden dann, nicht weiter zu saugen, sondern bis zum nächsten Tag zu warten. Damit war klar, dass ich einen weiteren Urlaubstag benötigte.
Ein kleiner Lichtblick in diesem Chaos war der Bote von UPS. Er sahr sehr niedlich aus und brachte uns ein Paket von Exquisa: Eine kleine Kühlbox mit 4 Bechern á 500g verschieden Joghurts.
Inzwischen war auch der Klempner eingetroffen. Er baute die Armatur aus und stellte fest, dass einer der Zuleitungsschläuche vom Eckventil zur Spültischarmatur gerissen war. Da für die Armatur kein passender Schlauch auf die Schnelle zu bekommen war, baute er eine komplett neue Armatur ein.
Im Moment konnten wir nicht mehr machen und wir standen ein wenig ratlos im nassen Wohnzimmer. Sitzen konnten wir nirgendwo. Der Balkon war vollgestellt, auf dem Sofa lagen Dinge, auf dem Bett lag kopfüber der Tisch. Wir hatten keinen Fleck, wo wir uns hätten aufhalten können. Bernd hatte eine gute Idee: Wir könnten ins Kino gehen. Wir hatten zwar Karten bestellt für Freitag Abend, doch viellicht würden uns die ja umgetauscht werden. Auf zum Cinemaxx. Der Kartenumtausch war kein Problem und wir bekamen auch noch recht gute Plätze für die Abendvorstellung von „Krieg der Welten“. Bei McDonalds am Dammtorbahnhof haben wir uns dann erstmal gestärkt und uns danach bei einem beruhigendem Spaziergang durch den Park „Planten un Blomen“ erholt.
Über den Film ist ja schon viel gesagt und geschrieben worden. Man sollte sich immer selbst ein Bild davon machen. So schlecht, wie er teilweise gemacht wird, fanden wir ihn nicht. Aber ein Highlight war er für uns auch nicht.
Zurück daheim räumten wir den Balkon soweit zurecht, dass wir dort noch sitzen konnten. Es war noch ein schöner Abend. Zum Schlafengehen hatten wir noch keine Lust und waren wohl aufgrund der Ereignisse auch noch zu aufgewühlt. Als wir endlich schlafengehen wollten, mussten wir uns vor dem ins Bett steigen unsere Füsse abtrocknen.
Donnerstag Morgen haben wir dann noch mal alles durchgesaugt. Danach brachte ich den Sauger zurück zu OBI. Wir sortierten und räuten noch einige Dinge um. Vom Balkon mussten aufgrund der Wettervorhersage die empfindlichen Stücke entfernt werden. Alles, was in der Wohnung keinen Platz fand, stellten wir auf den langen Flur im Treppenhaus.
So lange es ging, sassen wir auf dem Balkon. Abends war der Teppichboden soweit abgetrocknet, dass wir es uns auf dem ausgezogenen Sofa gemütlich machen konnten, nicht ohne vorher die Füsse abzutrocknen.
Gestern, Freitag, war nichts weiter zu tun. Es muss nun weiter trocknen bevor wir wieder einräumen können. Ich konnte also ins Büro gehen. Gestern Abend konnten wir schon ohne Füsse zu trocknen das Sofa und später das Bett besteigen.
Der Teppichboden muss erneuert werden. Wir hoffen, dass wir mit den Wellen darin leben können, bis wir im nächsten Jahr ausziehen und dass der Vermieter akzeptiert, dass er erst dann erneuert wird.
In der Küche muffelt es noch, wir denken, dass wir durch viel Lüften die Sache in den Griff bekommen.
Unser Wohnzimmerschrank, den wir nicht aus den Wassermassen retten konnten, hat ein wenig gelitten. Die Sockelleiste, auf der der Schrank steht, hat teilweise Wasser gezogen und scheint aus dem Leim zu gehen. Dies ist ein Fall für die Versicherung, ebenso wie die Reinigung der beiden kleinen Brücken, die durch die Nässe ziemlich arg riechen.
Von den unteren Wohnungen hat sich noch Niemand gemeldet. Wir gehen also davon aus, dass dort keine Wasserschäden entstanden sind, was eigentich ein Wunder ist.
Bernd hatte die Wassermassen erst bemerkt, als das Wasser aus dem Wohnzimmer ins Schlafzimmer, wo er am Rechner sass, gelaufen kam. Er hatte natürlich das Wasser sofort abgestellt, aber die Überflutung liess sich nicht mehr vermeiden.
Noch ist eine gewisse Restfeuchtigkeit im Teppichboden, aber es macht Fortschritte. Wir hoffen, dass wir morgen wieder einräumen können.