Ja nicht aufhalten

Wenn es mich packt soll man mich ja nicht stören. Das gilt für Dinge, die unangenehm sind, die ich lange vor mir hergeschoben habe, die aber notwendig sind, irgendwann mal erledigt zu werden. Meist schieb ich ich fadenscheinige Gründe vor, es nicht zu tun, speziell spreche ich hier vom Aufräumen des Kellers: Das Wetter ist zu gut (wer arbeitet schon gern bei Sonnenschein im Keller?) oder es sind „wichtigere“ Dinge, die mich davon abhalten. Jetzt führte kein Weg mehr daran vorbei. Wir haben nämlich 24 Flaschen Wein bestellt und für die ist kein Platz in unserer Winzküche. Die Kartons in den Keller zu stellen würde bedeuten, dass man dann gar nicht mehr hinein kommt. Ein Regal musste also her und einige „Leichen“ mussten entsorgt werden, u.a. die alte Spüle, die mal die Küche zierte und ein nie gebrauchter, verrosteter Holzkohlengrill (ein Erbstück vom Ex von meinem Ex).

Mit grossen blauen Müllsäcken bewaffnet machte ich mich auf in die dunkle Höhle. Zum Glück ist unser Kellerverschlag mit einer separaten Beleuchtung ausgestattet, so dass ich nicht nach jeweils 4 Minuten im Dunklen stehen würde und das Licht wieder einschalten müsste. Die Spüle passte wunderbar in einen Müllsack und landete im Müllcontainer. Den Grill wollte ich auseinanderschrauben, leider liessen sich einige der eingerosteten Schrauben und Muttern nicht lösen. Zum Glück konnte ich das Teil mit ein wenig Muskelkraft und draufsteigen so zurechtbiegen, dass es nicht mehr so sperrig war und auch in einen Müllsack passte. Und ab in den Müllcontainer damit. In der Ecke stand noch ein alter schmaler, langer Pappkarton, der fast bis zur Kellerdecke reichte. Da mussten mal die Einzelteile vom Bett drin gewesen sein. Auch der Karton landete im Müll, ordentlich zerrissen.

Jetzt war schon viel mehr Platz im Keller und ich konnte mir überlegen, wo denn das Regal stehen könnte. Die Nische wäre ideal, da würde es aber in der Breite nicht hineinpassen, schade. Es blieb nur eine Stelle, und zwar an der Drahtverspannung zum Kellergang, nicht der ideale Platz, könnte man doch sehen, was im Regal liegt. Einer Nachbarin hatte man vor Jahren den Draht durchgeschnitten und eine Flasche Champagner gestohlen. Nur gut, dass ich nicht immer alles gleich wegwerfe, man weiss ja nie, wozu man es noch mal gebrauchen könnte. Die Einzelteile von Bernds alten Computertisch standen noch im Keller. Fein an die Wand gestellt brauchten sie ja auch kaum Platz – redete ich mir immer ein. Diese Platten eigneten sich wunderbar als Sichtschutz wenn ich sie in die Querstreben des Verschlages stellen würde.

Ich stellte Blumentöpfe und andere Gerätschaften, die auf dem Boden des Kellers gestanden hatte, wieder hinein und machte mich auf den Weg, im Baumarkt ein Regal zu kaufen, jetzt gleich und sofort, ja nicht aufhalten in meiner Aktivität, sonst würde es wieder Monate dauern, bis es fertig werden würde. Bei OBI fand ich ein Regal aus Metall zum Zusammenstecken, sogar in blau. Blau ist nun mal meine Lieblingsfarbe, auch wenn es im Keller ziemlich egal ist. Ich stellte feste, dass ein Cabrio ziemlich praktisch sein kann, wenn man sperrige Gegenstände kauft. Man muss sie nicht mühsam durch die Tür schieben, nein, einfach das Dach aufmachen und bequem von oben das Teil dahin gleiten lassen, wo es hin soll. Dach wieder zu (weil das Wetter es leider so wollte), fertig. Ein Toploader sozusagen. Früher gab es mal Waschmaschinen, die von oben befüllt wurden. Das ist viel bequemer und praktischer als sich zu bücken oder in die Knie gehen zu müssen um die Wäsche durch das kleine Bullauge in die Maschine zu stopfen. Aber nein, die Fachleute haben herausgefunden, dass deutsche Hausfrauen und -männer gern sehen wollen, wie ihre Wäsche im Schaum schwimmt und durchgewalkt wird. Scheinbar haben die nichts besseres zu tun als vor der Maschine zu sitzen und ihr beim Waschen zuzusehen. Vielleicht haben die ja auch alle einen aufgeräumten Keller oder eine Sonnenallergie.

In der Garage konnte ich das Regal ebenso praktisch dem Auto wieder entnehmen. Durch die Kellergänge schleppte ich meinen Einkauf zu unserem Kellerverschlag und musste dann feststellen, dass ich den Kellerschlüssel verloren hatte. Ich suchte alles ab, auch im Auto, aber der Schlüssel blieb verschwunden. Über die Hausrufanlage an der Haustür bat ich Bernd, mit dem Zweitschlüssel in den Keller zu kommen. Ich machte mich dann daran, den Keller, soweit notwendig um Platz zu schaffen, wieder auszuräumen um das Regal aufzustellen. Bernd suchte noch mal alles ab um den Schlüssel zu finden, doch der blieb leider verschwunden. Also heisst es, Montag erst mal ein neues Schloss kaufen.

Das Regal war schnell aufgestellt und befüllt. Es ist zwar jetzt nicht unbedingt viel mehr Platz im Keller, das Regal braucht ja auch Stellfläche, aber es ist alles übersichtlich und ordentlich gelagert. Und wir haben jetzt reichlich Platz für Wein, Prossecco und Champagner. Und ich bin stolz auf mich, endlich einen Punkt erledigt zu haben, der mir schon lange auf der Seele lag.

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