In der Langen Reihe ist immer ein buntes Völkchen anzutreffen. Nicht umsonst nennt man diese Strasse auch „Hamburgs schwule Meile“. Dazu kommen noch Menschen verschiedener Nationalitäten. Der Stadtteil St. Georg ist ein richtiger Schmelztiegel.
Auf meinem Heimweg heute Abend war ich dann aber ziemlich überrascht über das, was ich gesehen habe. Ich wurde von einer – auf den ersten Blick weiblichen – Person überholt in einem ziemlich ungewöhnlichen Outfit. Ich fang mit der Beschreibung am besten unten an: Gummistiefel – Nylonstrümpfe oder Strumpfhose (das obere Ende entzog sich meinen Blicken und ich hätte da auch lieber nicht hingesehen), am rechten Bein eine breite Laufmasche. Dann ein grauer Gummimantel, auf dem Kopf eine graue Gummikappe mit irgendwelchen metallischen Verzierungen. Die Hände und Arme steckten in langen grauen Gummihandschuhen, die über die Ärmel des Mantels gezogen waren. Diese Bekleidung an sich schon ungewöhnlich, besonders auch noch an so einem warmen Tag wie diesen. Ich möchte nicht wissen, wie triefnass die Person unter diesen Gummiklamotten gewesen sein muss, es sei denn, da war eine Kühlung eingebaut.
Als nächstes fiel mir der Körperbau auf: Gross, breites Kreuz, schmale Taille, auslandendes Fahrgestell. Es hatte den Anschein, als sei die Taille geschnürt. Ein paar Minuten ging diese Person vor mir her und ich hatte Gelegenheit genug, mir die Rückseite eingehend zu betrachten. Dann wollte die Person die Strasse überqueren und sie drehte sich zur Seite, so dass ich das Gesicht sehen konnte. Es war ein Mann! Na gut, warum auch nicht. Jedem das Seine. Aber ich dachte immer, Gummiklamotten trägt man nur beim Sex – hab ich mal gehört. Na, vielleicht wollte er zu einem entsprechenden Date. Es gehört jedenfalls eine gehörige Portion Mut dazu, diesen Fetisch öffentlich auf der Strasse zu tragen. Entsprechend erstaunt waren auch die Reaktionen anderer Passanten, die mir entgegen kamen.